Obwohl wir heute aufstehen wie an jedem normalen Arbeitstag, nämlich um 5:30 Uhr, ist es ein besonderer Tag. Wir fliegen auf eine Woche Urlaub nach Istanbul! Alexander war schon mehrmals dienstlich in der Metropole am goldenen Horn und nun kommt auch Karin mit und wir nehmen uns Zeit, die türkische Hauptstadt mit allem Drum und Dran zu entdecken.
Doch vorerst geht alles noch seinen gewohnten Gang: eine Kleinigkeit frühstücken, waschen, anziehen was wir uns eh gestern am Abend schon rausgelegt haben und noch einen letzten Check der eMails bzw. von Wohnung und Terrasse. Soweit, so normal. Doch dann heißt es Koffer schnappen sowie Mistsackerl mitnehmen und runter geht's vor die Haustüre.
Unser Taxi wartet bereits und kaum haben wir unsere Koffer hinten eingeladen, fahren wir auch schon los. Wie üblich ist in Wien wenig Verkehr um diese Uhrzeit und auch am Flughafen ist das touristische Aufkommen nicht schlimm. Die Urlaubssaison hat glücklicher Weise noch immer nicht voll begonnen.
Hagia Sophia |
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Hagia Sophia |
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Der Turkish Airline-Schalter im alten Teil des Flughafens hat noch geschlossen, aber trotzdem hat sich schon eine kleine Schlange gebildet. Die 2 Stunden oder so, die man bereits vor Abflug einchecken soll, waren sozusagen ein bissi ein G'schichti.
Aber lang müssen wir nicht warten, dann kommt erst eine, dann eine zweite und schließlich eine dritte Dame des Flugpersonals, welches Plätze verteilt bzw. Koffer entgegen nimmt, weil eingecheckt haben wir ja ohnehin schon via Web.
Da noch viel, viel Zeit bis zum Boarding bleibt, wollen wir in die Diners- bzw. Visa-Lounge. Doch pardautz! Wegen Umbau geschlossen. Visa gibt uns immerhin Gutscheine im Wert von € 8.- p.P. , die wir in einigen Lokalen bei der Konsumation einlösen können.
Wir wählen eines davon, wo wir ein Frühstück bestehend aus Semmerl, Marmelade und Butter sowie XXL-Kaffe, einen Frühstücksteller mit Schinken, Salami, Käse und Butter und noch einen weiteren Cappuccino ordern.
Der Kellner ist ordentlich grantig, wie es sich für einen Wiener in der Früh gehört, allerdings geht ihm leider jeglicher Schmäh ab. Eier gibt's „Äni Steil”, nur nicht weich gekocht. Na gut, dann nicht!
Wir teilen alles brüderlich, es schmeckt uns sehr gut. Da weder die Konsumation eines zweiten Gebäcks noch des zweiten Marmeladenapferls bemerkt werden, geht sich alles mit den Gutscheinen aus. Sogar inklusive 20 Cent Trinkgeld für den Grantscherben!
Nach dem Frühstück stehen wir dann recht lange vor dem verschlossenen Gate bis endlich Sicherheitspersonal verfügbar ist. Zuvor können wir noch eine Szene beobachten, wo eine englischsprachige Dame, die recht aufgelöst wirkt, an uns und den anderen Passagieren vorbeigelotst wird. Sie ist irrtümlich in Wien ausgestiegen und muss schleunigst wieder in den Flieger zurück. Hihihi!
Dann endlich kommen die Wächter über Sicherheit und Ordnung und schließlich sind auch wir an der Reihe zum Durchchecken. Wir waren ohnehin schon halb ausgezogen - Gürtel in der einen Hand, Münzen in der anderen - daher sind wir flott durch die Metalldetektoren durch. Fast!
Aus irgendeinem Grund schlägt das Ding bei Karin an und so muss sie sich von der Sicherheitsbeamtin auf Herz und Bügel-BH prüfen lassen. Letzterer wurde dann auch als tonangebend identifiziert .
Am Gate fragt Alex die Flugbegleiterin nochmals nach Plätzen in der Exit Row und bekommt auch prompt in der 2er-Reihe Sitze. Die sind leider genauso eng wie die normalen Reihen, nur kann man die Lehne weniger weit nach hinten stellen. Na das hat es ja gebracht!
Als das Flugzeug schon rollt bemerken wir, dass die andere „echte” Exit Row frei ist und fragen die Stewardess, ob wir bitte wechseln dürfen. Wir dürfen. Freude! Nun haben wir tatsächlichen perfekten Komfort.
Laterne |
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Der Flug verläuft soweit so ereignislos. Das Essen ist erstaunlich gut, aber wiederum auch doch nicht erstaunlich, da das Catering von Do & Co ist. Der Flieger selbst ist eindeutig der mordernste, mit dem wir in den letzten x Jahren geflogen sind.
Während des Flugs schauen wir einen mitgebrachten Film am Notebook. Der Flug vergeht mit seinen 2h und ein paar Minuten recht schnell und so geht es schon bald wieder in den Sinkflug.
Bei der Landung kommen wir mit der Flugbegleiterin ins Gespräch, die vis-a-vis von uns auf einem der „heißen Stühle” für das Personal sitzt. Sie ist gebürtige Türkin und lebt in Istanbul, spricht aber ausgezeichnet deutsch. Wir unterhalten uns über die Stadt und was wir im Urlaub so vorhaben.
Schön finden wir ihren Vergleich Istanbuls mit einer launischen Frau. Manchmal ist sie wunderschön, lebhaft, funkelnd und lächelt strahlend. An anderen Tagen wiederum ist sie schlecht aufgelegt, schmuddelig und schäbig. Entweder man liebt sie oder man hasst sie, gleichgültig ist sie einem jedenfalls nie. Wir sind überzeugt, dass wir sie lieben werden!
Bei der Ankunft in Istanbul verläuft alles tadelfein und komplikationslos. Es ist super, da Alexander sich aufgrund mehrerer Dienstreisen hier her schon voll auskennt. Erst rasch Visum holen, danach durch die Passkontrolle. Beides schaffen wir mit kaum Wartezeit.
Beim Gepäckband ist das schon ein wenig anders und wir nutzen die erzwungene Pause für einen Gang zum WC. Als wir beide wieder zurück sind, setzt sich gerade das Band in Bewegung. So, jetzt kann es nicht mehr lange dauern - wir schauen gespannt auf die Koffer und Taschen, die an uns vorüberziehen.
Als unser Gepäck kommt, haben wir etwas Mühe, seiner habhaft zu werden. Es ist immer wieder erstaunlich, dass gerade die ältesten Personen, die gar nicht mehr sicher auf den Beinen sind, genau so vor dem Band stehen, dass keiner zu seinen Koffern kommt.
Sultan-Ahmed-Moschee (Blaue Moschee) |
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Naja, wir haben Urlaub also wollen wir uns nicht ärgern. Wer weiss, wie wir einmal sind, wenn unsere Haarfarbe ebenso „mondhell” ist.
Beim Ausgang finden wir nach einmal Hin und wieder Her tatsächlich unsere Namen auf einem Schild. Die von zuhause aus organisierte Abholung klappt also auch. Ein wenig warten noch, bis der Fahrer kommt. Karin sitzt rittlings auf ihrem Koffer und baumelt mit den Beinen. Mitunter vergeht die Zeit schneller, wenn man ein klein wenig kindisch ist .
Das Taxi, welches uns dann abholen kommt, ist super. Sauber, bequem, der Fahrer freundlich. In etwa einer ¾ Stunde sind wir beim Hotel Amira, meint er.
Yeni Camii (neue Moschee) |
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Bunte Holzhäuser |
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Dass diese Zeit trotz politischer Demo mit roten und weißen Fahnderln, Massen an Menschen, die mit Schiffen kommen und Sprechchören an allen Ecken und Enden eingehalten wird, ist mehr als erwähnenswert.
Im Hotel Amira angekommen ist das Service nicht nur freundlich sondern richtig WOW! Emre, der uns an der Rezeption empfängt, bietet uns eine kleine Infosession an, damit wir das meiste aus unserem Aufenthalt machen können. Sehr nett, ja bitte - wir nehmen das Angebot gerne an.
Kurz darauf nehmen wir im Restaurant (Frühstücksraum) mit je einem Fruchtcocktail Emre gegenüber Platz, der uns mit einem Plan bewaffnet alles Mögliche erklärt und zeigt: Sehenswürdigkeiten, Restaurantempfehlungen, Taxipreise, Straßenbahnstationen, Wegzeiten etc. pp. Noch NIE haben wir so ein umfassendes und herzliches Willkommensservice erlebt!!! Nicht einmal dann, wenn es bezahlter Bestandteil des Urlaubpakets war.
Unser Zimmer, eine der Amira Suiten, ist wirklich sehr nett. Alles ist genauso, wie im Internet beschrieben und Alexander war aufgrund seiner Dienstreisen nach Istanbul auch zur Reservierung persönlich vorort.
Natürlich, der Businessbleibe, die noch einen Stern mehr hat und mindestens doppelt soviel kostet, kommt unsere kleine Suite nicht an. Der Vergleich hinkt aber auch deutlich und ist nicht ganz fair.
Wir packen unsere Siebensachen für die kommende Woche aus, richten uns ein wenig häuslich ein und machen uns dann auf, um noch etwas aus unserem Anreisetag heraus zu holen.
Sultan-Ahmed-Moschee (Blaue Moschee) |
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Da unser Hotel im Viertel Sultanahmet liegt, haben wir es nicht weit zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Istanbuls. Wir folgen einer Gasse mit Cafés, Restaurants und bunten Läden bis wir zum Kavalleriebasar gelangen.
Im 17. Jahrhundert dienten die Boxen als Marstall der Sipahi, der osmanischen Kavallerie, daher heißt der Basar manchmal auch Sipahi Carsisi (Kavalleriebasar). Hier geht es schon richtig los mit dem Orient! In zwei Zeilen reiht sich Geschäft an Geschäft und leutselige Händler locken mit Apfeltee und freundlichem Lächeln, ihre Ware zu begutachten.
Meist handelt es sich dabei um Teppiche, Schmuck oder Kunsthandwerk. Karin findet den kleinen, überschaubaren Basar sehr zivil und hübsch. Sie ist ganz sicher, dass sie hier im Laufe unseres Aufenthaltes noch irgendwo einen Apfeltee trinken und vielleicht auch etwas kaufen wird. Doch jetzt locken andere Sehenswürdigkeiten.
Unweit oberhalb des Arasta Bazaars liegt das Hippodrom. Einst gigantisches Stadion im Herzen des alten Byzanz, zeugen heute nur noch 3 Denkmäler von vergangenem Glanz: ägyptischer Obelisk, Schlangensäule und die Säule von Konstantin VII. Porphyrogennetos.
Im 3. Jahrhunbdert wurde das Hippodrom unter Kaiser Septimius Servius errichtet und soll damals 100.000 Personen gefasst haben. Heute läuft rund um den Platz eine Straße, die ziemlich genau dem Lauf der ehemaligen Pferdebahn folgt und der Name des Parkes, At Meydani, Platz der Pferde, weist ebenfalls auf seinen Ursprung hin.
Gleich rechts neben dem Hippodrom befindet sich die Blaue Moschee und ihr gegenüber die Hagia Sophia. Dazwischen liegt der Sultanahmet-Platz mit ein bisschen Grün, einigen anderen historischen Bauwerken und ganz, ganz viel Atmosphäre.
Diese lassen wir nun einfach auf uns wirken. Ein wenig Orientieren für Alexander, der ja schon mehrmals hier war und ein bisschen Ankommen für Karin, die von der Stadt überwältigt ist.
Der Platz und das ganze Viertel wurlt vor Leuten. Alle lächeln und sind freundlich, rücken einem aber ganz schön dicht auf die Pelle. Doch etwas mehr Orient eben.
Hippodrom, Ägyptischer Obelisk Thutmosis III |
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Hippodrom, Imbisstand |
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Istanbul kommt uns schön und hässlich gleichzeitig vor. Die Opulenz des Orients trifft auf die Schäbigkeit einer Balkanstadt, die gerne nach westlichem Luxus ausschauen möchte. Die Beschreibung der Flugbegleiterin, dass die Stadt einer launischen Frau gleicht, ist wirklich sehr treffend!
Wir sehen viele Geschäfte mit türkischen Süßigkeiten. In eines mit besonders einladenden Auslage gehen wir hinein, da wir gerne etwas von den Leckereien kosten und auch kaufen möchten. Schauen gut aus, die Sachen, aber Engländer vor uns kaufen gerade den halben Laden leer und wir mögen nicht so lange warten. Unverrichteter Dinge gehen wir wieder.
Ein paar Häuser weiter sehen wir in der Auslage eines kleinen Cafés so Bällchen mit Nüssen. Kosten? Karin ist zuerst skeptisch, da es nach Rosinen aussieht und Alexander ja keine toten Weintrauben isst. Auf Nachfrage erfahren wir aber, dass es sich um getrocknete Aprikosen oder Marillen, wie man bei uns daheim sagt, handelt. Na dann her damit!
Schmeckt gut das Zeugs. Sehr lustig, dass der Kellner mit pickiger Schere das Bällchen für uns in zwei Hälften zerteilt. Schön 50:50. Alexander hat den jungen Mann gleich zum Freund und wird fast adoptiert als wir wieder gehen wollen.
Die vorherrschende Hitze macht uns träge und so schlendern wir vorerst zurück ins Hotel. Dort erfrischen wir uns bei einer ausgiebigen Dusche, ziehen uns um und beschließen heute bei Khorasani, einem Restaurant mit traditioneller osmanischer Küche, unser Abendessen einzunehmen.
Das Khorasani liegt in der Alststadt, gleich zu Fuß erreichbar. Emre hat um 18:30 einen Tisch für uns reserviert.
Wir bummeln über den Sultanahmet-Platz, suchen ein wenig im Gasselgewirr. Gerade als Alexander einen „Schlepper” fragen will (die schleppen einen übrigens hier alle irgendwohin ), sieht Karin das Restaurantschild und wir sind in 5 Schritten da.
Abendessen im Khorasani |
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Abendessen im Khorasani |
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Die Reservierung passt, wir bekommen einen guten Tisch im Freien und eine freundliche Bedienung. Karin wählt osmanische Küche, Lammeintopf mit Zimt, Zwiebel, Karotten und Dörrpflaumen, dazu gibt's Pilaw.
Alexander bekommt Sultans Liebliengsspeise, was gegrilltes Rindfleisch auf Auberginenpüree (soooo cremig, schmeckt wie Erdäpfelpürree) und dazu knackige, gegrillte Pfefferoni.
Als Körberl kommt frisches, warmes Fladenbrot. Das Gebäck schaut riesig aus, ist aber buchstäblich nur heiße Luft. Kaum reißt man die Blase an, fällt sie langsam in sich zusammen. Lustig!
Sultan-Ahmed-Moschee (Blaue Moschee), Nachtaufnahme |
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Hagia Sophia, Nachtaufnahme |
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Schon kommen unsere Hauptgerichte. Karins Lehmtöpfchen dampft und brodelt und gibt wie ein Kachelofen gleichmäßig und endlos lang Hitze an die Speise ab. So hat man länger was davon, weil bei man sich bei jedem noch so winzigen Bissen fast das Mäulchen verbrennt.
Zum Hauptgang haben wir zwei Glas roten Hauswein bestellt. Wir bekommen einen sehr guten Cuvée aus Cabernet Sauvignon und zwei weiteren Sorten. Damit lässt sich wunderbar auf unseren Aufenthalt anstoßen und es passt hervorragend zu den würzigen Speisen.
Blick von der Dachterrasse unseres Hotel Amira, Nachtaufnahme |
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Blick von der Dachterrasse unseres Hotel Amira, Nachtaufnahme |
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Nach dem Essen zahlen wir und lassen uns von einem der besagten Schlepper auf einen Cocktail mit Aussicht auf eine Dachterrasse verführen. Die Aussicht ist wirklich grandios, die Gesellschaft die netteste der Welt, die Cocktails dafür recht mäßig. Man kann nicht alles haben.
Wir nippen an den laschen Getränken und genießen den Blick auf Blaue Moschee, Hagia Sophia, sowie Neustadt dahinter. Was für ein tolles Panorama!
Der Cocktail bedarf keiner Wiederholung und so trinken wir aus und gehen wieder. Kurz darauf fallen wir in ein kleines Straßencafé ein und tun uns an Turkish Delight und türkischem Kaffee gütlich. Sehr, sehr lecker! Nur äußerste Vernunft hält uns davon ab, den Laden hemmungslos leer zu fressen.
Beim Zahlen will der Kellner unsere 50 TL Banknote nicht annehmen, da sie zu alt sei. Wir halten das zuerst für einen Schmäh, da er etwas eigenartig das private Wechseln zu einem abenteuerlichen Kurs vorschlägt.
Tatsächlich ist es aber wahr. Allerdings kann man in der Bank auf neue Banknoten umtauschen und muss sich nicht auf türkische Abenteuer mit Süßwarenhändlern einlassen.
Nach Kaffee und Delight sind wir nun mehr als satt und rechtschaffen müde. Wie gut, dass der Weg ins Hotel nun bergab führt und wir uns die Schwerkraft zu Nutze machen können.
Bald schon sind wir im Bettchen unserer Suite und träumen von 1001 orientalischen Nächten. Iyi geceler - gute Nacht!