Rijeka |
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Dinge-ding-dong! Der Wecker läutet uns aus den Träumen. Gut haben wir geschlafen bis auf ein kleines Intermezzo, bei dem ein Müllwagen unten auf der Straße vor dem Hotel einen Höllenlärm veranstaltet hat. Alexander ist daraufhin aufgewacht und hat das Fenster geschlossen.
Das war gut so, denn kurz darauf hat es in Strömen zu gießen begonnen und wahrscheinlich hätte es in unser Zimmer geregnet. Karin war so fertig von ihrem Schnupfen, dass sie wieder mal gar nichts mitbekommen hat. Apropos Schnupfen - schnell zwei Sudafed® einwerfen, dann unter die Dusche und ab zum Frühstück.
Das Frühstücksbuffet ist im sogenannten Wintergarten gleich neben dem Restaurant, wo wir gestern Abend gegessen haben. Als wir kommen steht niemand da, um nach unserer Zimmernummer zu fragen oder uns zum Tisch zu führen, also gehen wir weiter.
Plötzlich hören wir ganz aufgeregt einen Hotelangestellten hinter uns her rufen, der ganz dringend wissen will, ob wir auch wirklich Gäste des Hotels sind. Als wir unsere Zimmernummer bekannt geben notiert er sie und meint: „You may go”. Freundlicher Ton hier.
Das Buffet ist vielfältig, aber es gibt nur lauter große Tische für Gästegrüppchen von maximal 2 Personen. Wir lassen uns am derzeit einzigen freien Tisch für 6 Personen nieder. Nach den gesunden Dingen wie Jogurt und Obst, entdecken wir das frische Gebäck.
Darunter auch allerköstlichste, noch warme Croissants mit Marzipanfüllung. Das ist zwar Sünde pur, aber diese Kipferln müssen gegessen werden! Jeder nimmt noch Marmelade dazu - Marille bzw. Weichsel - um den Geschmack abzurunden. Ein Gedicht!
Nach dem Frühstück holen wir unser Gepäck vom Zimmer und checken aus. Unseren Wagen können wir gerne noch auf dem Parkplatz direkt vorm Hotel stehen lassen, während wir uns die Innenstadt von Rijeka nun auch bei Tageslicht ansehen. Zu regnen hat es glücklicherweise aufgehört und so gehen wir nun trockenen Fußes über die spiegelglatten Pflastersteine des Korzo.
Viele schöne und noble Geschäfte gibt es hier. Gant® sowie Paul & Shark® sind uns schon gestern Abend aufgefallen. Wir schauen ein bisschen herum ob uns vielleicht irgendetwas ins Auge springt, das preisgünstiger als bei uns zu Hause ist, werden aber nicht fündig. Und mit Gewalt muss es ja nun auch nicht sein.
Wir betreten einen Optiker Laden, da Karin dringend ein neues Etui für ihre „Auto-Sonnenbrille” benötigt. Das alte aus Kunststoff hat der Hitze durch Parken in der Sonne nicht mehr standgehalten und ist ganz klebrig und in Auflösung begriffen. Ersatz muss her!
Diese Revo-Sonnenbrille ist mehr als 10 Jahre alt und mittlerweile wieder total kultig. Glücklicherweise, denn so gibt es auch Behältnisse in entsprechender Größe. Es findet sich ein genau passendes Etui, das auch noch recht hübsch aussieht und sehr günstig ist. Die Verkäuferin putzt die Vintage-Brille liebevoll und steckt sie in das neue jeansblaue Behältnis. Perfekt!
Obst und Gemüsemarkt |
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Obst und Gemüsemarkt |
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Wir gehen nochmals die Sporera hinauf zur Veitskirche. Auch bei Tag wirkt sie nicht wesentlich einladender auf uns als gestern Abend im dämmrigen Licht. Vielleicht liegt das aber auch an der etwas unheimlichen Geschichte ihrer Entstehung.
Im Jahre 1296 verlor ein Kartenspieler und ärgerte sich so sehr darüber, dass er einen Stein auf ein in der Nähe stehendes Kreuz mit einer Christusfigur war. Der Stein traf Christus an der linken Seite und es floss Blut aus der Wunde. Wo es auf die Erde tropfte tat sich ein Schlund auf und verschlang den Frevler.
Im 17. Jahrhundert ließ ein vorerst ungläubiger Gouverneur den Boden an dieser Stelle umgraben und es fand sich dort tatsächlich der Leichnam. Daraufhin ließ der nunmehr Bekehrte die Knochen verbrennen, stellte eine bronzene Hand als mahnendes Denkmal auf und ließ darüber die Veitskirche erbauen.
Nun schlendern wir in Richtung des Marktes mit den hübschen bunten Obst- und Gemüsestandeln, Fleischhalle, Fischhalle. Was in der jeweiligen Halle feilgeboten wird, ist sowohl an der Dekoration außen als auch an den Fliesen erkennbar.
In den Markthallen herrscht jetzt am frühen Morgen schon geschäftiges Treiben. Uns hält der intensive Fisch- bzw. Fleischgeruch so unmittelbar nach dem Frühstück davon ab, uns vom Strom der Einkäufer:innen treiben zu lassen.
Weiter geht's durch die Verkaufsgassen. Verschiedene Pflücksalate sind appetitlich aneinander gereiht, Körbchen mit Pilzen, Waldbeeren und sogar Hagebutten gibt es zu kaufen. Danach einige Kübel mit herbstlichen Blumensträußen aus Astern, Gräsern, Lampionblumen und auch noch ein paar spätsommerliche Stauden.
Besonders schön ein ist Stand mit Kürbissen, Wurzelgemüse, Zwiebel und Knoblauch. Als Alexander mehrere Fotos davon schießt meint eine der Standlerinnen etwas Ähnliches wie: „Vom Anschauen wirst Du nicht satt und wir nicht reich.” Wir gehen lachend weiter.
Am Ende des Marktes angelangt sind wir auch gar nicht mehr weit von unserem Auto entfernt. Eine gute Gelegenheit, uns von Rijeka zu verabschieden und der Küste entlang weiter zu gondeln. Nächster Halt soll Opatija sein.
Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte dieser Teil der kroatischen Adria einen rasanten Aufschwung zum mondänen k.u.k. Erholungsort. Maria-Anna, die Ehefrau von „Gütinand dem Fertigen”, dem führungsschwachen Kaiser Ferdinand I., wurde von ihren Leibärzten zur Stärkung ihrer Gesundheit Seeluft verordnet.
Dank der Südbahngesellschaft einerseits, die durch Errichtung der Eisenbahnverbindung Wien - Rijeka die kroatische Adria mit einer Halbtagesreise erreichbar machte, und dem Industriemagnaten Higinio Scarpa, welcher seine Villa Angiolina dem durchlauchten Kurgast zur Verfügung stellte, erfreute sich Opatija bald des Besuches höchster Würdenträger.
Es ist denn auch wirklich ein wunderschönes Fleckchen hier. Palmen, Zypressen und Zitronenbäume bilden einen üppig wachsenden Rahmen für die prächtigen alten Villen, welche die Hänge säumen und allesamt sicherlich einen Traumhaften Blick haben.
Wir folgen einer Straße bergab zur Marina, wo wir einen Parkplatz sowie den Eingang zum Park 1. Maja der Villa Angiolina finden. Unsere Rucksäcke schulternd und mit schussbereiter Kamera dringen wir in das satte Grün des Parks ein. Bambus, Mammut- und Bananenbäume bilden einen exotischen Bewuchs zwischen dem wir auch die eine oder andere Büste entdecken.
Die Villa Angiolina selbst, ein großes Gebäude in Zuckerlrosa, das nun im Parterre ein Nobelrestaurant beherbergt, haben wir uns etwas schlösschenhafter vorgestellt. Doch ohne Frage ist die Lage traumhaft und ein solches „Wochenendehäuschen” zu besitzen, das wär schon was …
Besonders malerisch ist der Gang entlang der befestigten Uferpromenade Lungomare, welche einen 8 km langen Weg von Voloska nach Lovran führt. Unter alten Bäumen, deren Äste die Meereswellen berühren, gibt es verschwiegene Bankerln, die großartige Ausblicke auf das wildromantische Ufer mit Felsen und Brandung bieten. Großartig!
Die Statue „Gruß ans Meer”, die ein Mädchen mit einer Möwe darstellt, welches auf einem Felsen in der Brandung steht, ist mittlerweile zum Wahrzeichen Opatijas geworden und sehr stimmig zu dieser Umgebung.
Über die Hauptstraße bummeln wir zurück zu unserem geparkten Auto. Auch hier zeugen Designerläden zu beiden Seiten der Straße davon, dass es immer noch nicht ganz arme Leute sind, die hier während des Urlaubs einkaufen gehen.
Lovran schauen wir uns ein klein wenig genauer an, da Karins Eltern hier ihre Flitterwochen verbracht haben und es somit nicht gänzlich auszuschließen ist, dass ihre Entstehung eng mit diesem Ort verknüpft ist.
Auch hier ist die Gegend hübsch und das eine oder andere ursprüngliche, verträumte Gässchen zu sehen, doch so glanzvoll wie Opatija gibt Lovran sich bei Weitem nicht. Wir tanken, fahren langsam durch die Straßen, in die eindeutig schon die Ruhe der Nachsaison eingekehrt ist und setzen unseren Weg Richtung Pula fort.
Mittagspause machen wir heute mit Schinken, Käse und Weckerln, die wir unterwegs in einem Supermarkt kaufen. Als Nachspeise gibt's von den Äpfeln, welche wir von zu Hause mitgenommen haben. Schmeckt gut, macht uns satt und ist außerdem sehr zeitschonend - wir wollen ja schließlich was sehen und nicht in Restaurants rumsitzen.
Amphitheater |
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Amphitheater |
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Amphitheater |
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Nachmittags gegen ½ 3 kommen wir in Pula an. Mit rund 65.000 Einwohnern ist das wirklich schon eine Stadt und die Zweisprachigkeit der Straßenschilder - latinisch und kroatisch - machen es dem armen autofahrenden Touristen nicht unbedingt leichter, sich zurecht zu finden.
Wir kurven also erst mal geraume Zeit herum, bis wir uns etwas orientieren können und einen erlaubten Parkplatz finden. Letzterer ist in unmittelbarer Nähe des Amphitheaters, das wir uns als erstes ansehen wollen.
Pula dürfte bereits vor 35.000 Jahren besiedelt worden sein, wie Funde aus der Altsteinzeit nahe legen. Die Histrer, ein Volkstamm der Illyrer, haben dann um 1700 v.Chr. eine erste Befestigung errichtet. Pula findet als Polai in der griechischen Legende Einzug und wird am Ende des 1. Jahrhundert v.Chr. römische Kolonie. Aus dieser Zeit stammt auch das vor uns liegende Theater.
Es wurde wahrscheinlich unter Kaiser Vespasian auf Wunsch einer seiner Mätressen, die aus Pula stammte, zu Liebe erbaut. 23.000 Zuschauer fasste die elliptische Arena und zählt damit zu den 6 größten, noch erhaltenen Amphitheatern des gesamten römischen Imperiums.
Heute ist alles soweit nur möglich restauriert und mit dem ausführlichen Audioguide am Ohr, der im Eintrittspreis inkludiert ist, ist man fast zurückversetzt in die Zeit, als hier noch Löwen und Gladiatoren kämpften.
Brav folgen wir der Stimme aus dem Hurcherl (Anm.: wienerisch für Hörgerät) von einem Punkt zum nächsten und lassen uns ausgiebig erklären, was sich an diesem Ort alles abgespielt hat. Zwischendurch gibt es natürlich viele Fotos von den beeindruckenden Bögen und steinernen Zeugen römischer Vergangenheit.
Amphitheater |
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Vom Amphitheater geht es zum Sergiusbogen, der den Weg in die Altstadt markiert. Unterwegs können wir einem dieser Eisgeschäfte nicht widerstehen und kaufen uns jeder ein Stanitzel. Kalt ist das Eis und seeeeehr süß, aber mit unseren Italienern in Wien kann es nicht mithalten. Ein zweites Mal verführt uns der Anblick sicher nicht mehr.
Also wenden wir unsere Aufmerksamkeit besagtem Sergiusbogen zu, der ein Triumphbogen ist. Benannt ist das Bauwerk nach Salvia Sergius, einem römischen Gouverneur, der das Tor 30 v.Chr. als Denkmal für Würdenträger errichten ließ.
Durch den Bogen hindurch marschieren wir in die Fußgängerzone, die an vielen historischen Gebäuden des Altstadtkerns vorbei führt. Neben den an sich schon sehenswerten Gässchen mit alten Palais und windschiefen Wohnhäusern, sehen wir uns das Franziskanerkloster, den Augustustempel und das Rathaus an.
Altstadt, Kandlerova |
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Auf diesem schönen Hauptplatz befindet sich auch eine Touristeninformation, die Alexander nun zielstrebig ansteuert. Erkundigen wir uns doch mal, ob es hier ein nettes 4* Hotel für ein Nachtquartier gibt.
Die sehr junge Dame händigt uns einen Katalog aus, den wir durchblättern können. Es kristallisieren sich für uns 2 Hotels heraus, die beide etwas außerhalb der Stadt liegen. Die junge Dame gibt uns noch eine Liste und empfiehlt 2 ganz andere Unterkünfte.
Von diesen beiden würde sie dann das günstigere wählen, weil wieso so viel Geld ausgeben. Na gut denn. Wir bedanken uns artig und wollen uns mal die beiden Vorschläge anschauen.
Hotel Valsabbion, Blick aufs Meer |
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Hotel Valsabbion |
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Das Hotel Histria ist eine große Hotelanlage im Vorort Verudela. Die Zimmer sollen zwar allesamt neu renoviert sein und die Lage ist auch recht schön, aber dieser Riesenbau entspricht halt kaum den kleinen Charmehotels, in denen Karin so gerne übernachten mag.
Also weiter zum nächsten, das rund um die Bucht herum genau gegenüber liegt. Der Versuch, durch die Marina zu fahren war es wert gemacht zu werden, war aber leider nicht von Erfolg gekrönt - privat.
Als wir das Hotel Valsabbion hinter 7 Hügeln und 12 Kurven endlich finden, entspricht es ganz und gar unseren Wünschen. Zwar schon 13 Jahre alt ist es doch sehr modern und zeitgemäß gestylt.
Hotel Valsabbion, Blick aufs Meer |
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Der Außenbereich ganz im chilligen Loungestil mit Kissen, Schaukeln und bequemer Couch, die Zimmer jeweils in einem Farbthema z.B. weiß mit ein paar roten Akzenten. 2 Zimmer gibt es noch und wir wählen das Superior (Nr.13) mit einem Doppelbett und einer verschwiegenen Terrasse.
Der Abend ist mild, die Umgebung nett und so beschließen wir, eine Flasche Wein auf der Terrasse draußen zu öffnen, die wir dann zum Abendessen weiter trinken wollen. Was folgt ist ein angenehmer Abend in einem Haubenrestaurant mit erlesenen Speisen bis zum Abwinken, ausgezeichneten Weinen und einer kompetenten, deutschsprachigen Gastgeberin. Als wir spätabends die paar Stufen zu unserem Zimmer hinaufgehen sind wir total satt und völlig zufrieden. Dieses Hotel können wir jedem sehr empfehlen!