DIE Alternative zum Selberlaufen: Kabriolett-Sightseeing-Tour in Oldtimern |
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Uah gähn ... Morgen! Was, schon 07:00 Uhr? Und das obwohl wir gestern schon um 19:00 Uhr ins Bett gefallen sind. Wir haben volle 12 Stunden durch geschlafen. Naja, wenn's der Körper verlangt. Vielleicht war die gestrige Tour doch ein bisserl heftig für die vom im Büro herumsitzen verweichlichten Knochen. Wie auch immer - die Mägen knurren und so machen wir uns rasch fertig und gehen Frühstücken.
Das Buffet ist wieder sehr nett angerichtet und mit vielerlei Leckereien bestückt. Außer uns ist nur noch der Kellner da und auch das nur zeitweise. Seine Absenz nutzt Alexander, um den Lautstärkenregler des Radios zu suchen und den Lärmpegel unserem Empfinden etwas genehmer zu gestalten. Wenn wir schon nix verstehen - Tschechisch können wir leider nicht - dann muss man uns auch nicht anbrüllen.
Wir tun uns an den Speisen gütlich. Speck, Ei und Bohnen für Alexander und Müsli mit frischem Fruchtsalat für Karin. Schon fein, wenn alles hergerichtet ist und man sich nur mehr zu bedienen braucht. Das machen wir auch mehrmals und stärken uns für die geplanten Abenteuer des heutigen Tages - es geht in die Altstadt.
Velkoprevorsky Mühle |
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Karlsbrücke |
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Karlsbrücke |
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Wir marschieren durch die relativ leeren Gässchen der Kleinseite - auch an einem Montagmorgen ist hier nicht gerade das pulsierende Leben - in Richtung Karlsbrücke. Oh, was für ein Anblick! Obwohl es schon 09:00 Uhr ist, sind kaum Menschen auf der Brücke. Sehr ungewöhnlich und natürlich muss das sofort zum Fotografieren ausgenützt werden.
Wenn es nur nicht so kalt wäre! Nach einigen Minuten hat Karin ganz klamme Finger und zieht jammernd die Handschuhe an. Das wiederum macht zwar die Hände wärmer, dafür aber das Bedienen der Kamera schwieriger. Alexander hat zum Glück mit seinem Temperaturhaushalt weniger Probleme. Nach einigen Bildern der „unendlichen Weite” der wenig bevölkerten Karlsbrücke nähern wir uns zügig dem Altstädter Brückenturm.
Natürlich nicht, ohne zuvor den Hund auf einem Fries unter der Statue des Hl. Johannes von Nepomuk zu berühren. Dies soll Glück bringen und davon kann man schließlich nie genug haben! Dass wir mit dieser Meinung nicht alleine dastehen, beweist das von vielen Händen blankgeputzte Messing, das den kleinen Hund goldig glänzen lässt.
Fries unter der Statue des Hl. Johannes von Nepomuk |
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Fries unter der Statue des Hl. Johannes von Nepomuk |
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Den Altstädter Brückenturm könnte man grundsätzlich besteigen - nur leider nicht jetzt. Wegen Reparaturarbeiten ist er vorübergehend gesperrt. Zumindest so lange, bis wir schon wieder zu Hause in Wien sind. Na macht nix! Wir finden sicherlich noch genug andere Türme, auf die wir raufklettern können.
Durch die Karlova geht es zum Altstädter Ring. Selbstverständlich müssen wir immer wieder stehen bleiben und uns die wunderschönen alten Häuser mit ihren kunstvollen Tafeln und Schildern, Fassadenmalereien und Stuckarbeiten ansehen. Blumen, Herrscher, mythische Figuren, Handwerkszeug, Tiere und sogar ganze Geschichten können wir mit in den Nacken gelegtem Kopf bewundern.
Der Altstädter Ring, ehemals Marktplatz der Stadt und nun stilvolles Zentrum dieses Viertels, ist noch relativ menschenleer. Kein Wunder, denn für eine Innenbesichtigung des Rathauses oder eine Turmbesteigung ist es noch viel zu früh. Also einen Blick auf die berühmte astronomische Uhr geworfen.
Týnkirche |
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Gar nicht so einfach, denn scheinbar haben sich einige ausländische Schulklassen entschlossen, statt eines Skikurses eine Schullandwoche einzulegen und so drängen sich junge Griechen, Spanier und Italiener vor dem Wahrzeichen der Prager Altstadt. Kaum, dass man Eitelkeit und Tod, 2 von den Figuren, welche die Ecken des Uhrturmes zieren, zu Gesicht bekommt.
Wir wollen unser Glück bei der Kirche der Jungfrau Maria vor dem Týn versuchen. Die beiden gotischen Türme der Kirche, Sinnbilder für Adam und Eva, sind weithin sichtbar und prägen das Stadtbild Prags. Die Týnkirche, mit deren Bau 1365 begonnen wurde, wobei sich die Arbeiten jedoch bis ins 16. Jahrhundert zogen, spielte in der hussitschen Reformationsbewegung eine bedeutende Rolle und die Marienstatue, die man heute an der Kirchenfassade bewundern kann, ist aus einem eingeschmolzenen Laienkelch, dem Symbol der Utarquisten, entstanden, welcher einst am selben Platzt angebracht war.
Tja leider, die Týn-Kirche hat nur Di-Sa von 10:00 bis 12:00 und 15:00 bis 17:00 Uhr offen. Wir beschließen, uns in einem der vielen Cafés am Altstädter Ring aufzuwärmen und auf das Öffnen des Rathauses zu warten. Da die meisten Schanigärten auch gerade erst aufgesperrt haben, sind die Heizschwammerln heraußen noch nicht angezündet, sodass wir doch lieber drinnen Platz nehmen.
Karin bestellt sich eine heiße Schokolade und Alexander einen kleinen Espresso. Beides ist heiß und wärmt nicht nur die Kehle sondern auch die Finger. Etwas später verlassen wir das kleine italienische Café wieder und gehen zurück zum Altstädter Rathaus, um unter den ersten zu sein, die den Turm heute besteigen.
Das Ständetheater |
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Bei der Information erkundigen wir uns nach Turmbesteigung, Führung und genereller Prag-Karte. Die Dame an der Information scheint auch noch nicht sehr lange aufgestanden zu sein, jedenfalls reicht sie uns eine kleine Informationsbrochure und empfiehlt uns dringend, diese zu lesen statt ihr Löcher in den Bauch zu fragen. Steht ja alles drinnen und wozu hat man das schließlich drucken lassen! Kopfschüttelnd verlassen wir die wenig Auskunftsfreudige.
Für die Rathausbesichtigung ist es immer noch zu früh und so marschieren wir durch die verwinkelten Gässchen zum Ständetheater. Es ist ein elegantes, neoklassizistisches Gebäude und für Mozartliebhaber ein „Must see”. Dies deswegen, weil der berühmte Komponist 1787 hier die Uraufführung seiner Oper „Don Giovanni” höchstselbst am Klavier begleitete. Leider ist das in Grün gehaltene Gebäude nur während einer Veranstaltung oder eben von außen zu besichtigen.
Während wir unseren Spaziergang fortsetzen, kommen wir an einem sehr schönen und großen Lederwarengeschäft vorbei und gehen hinein. Wir wollten uns ja schon in Wien einen neuen Trolley zulegen also warum nicht in Prag? Die Frühjahrskollektion von Samsonite ist auch wirklich sehr hübsch nur leider gar nicht wohlfeil. Dafür, dass das Köfferchen spätestens nach dem ersten Transport im Flugzeugbauch schmutzig und zerkratzt sein wird, ist uns das eigentlich doch zuviel Geld. Wir bedanken uns und ziehen weiter.
Pulvertor |
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Gemeindehaus |
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Unser nächster Halt ist das Pulvertor. Vladislav II. bekam den Turm als Krönungsgeschenk vom Prager Stadtrat und legte im 11 Jahrhundert den Grundstein für dieses Tor, das nur zur Erhöhung des benachbarten Hofes, nicht aber zur Verteidigung dienen sollte.
Vladislav musste vor Aufständen aus der Stadt fliehen, was auch die Bauarbeiten an seinem Krönungsgeschenk zum Erlahmen brachte. Als er dann 1485 wiederkehrte, wollte er doch lieber auf der sichereren Burg wohnen und seither ist auch kein König mehr in den Palast in der Stadt eingezogen.
Seinen heutigen, etwas „wehrhaften” Namen erhielt das Pulvertor erst im 17. Jahrhundert, als es als Schießpulverlager verwendet wurde. Das Tor ist geschlossen und wir erhalten die Auskunft, dass im Winter das Besteigen des Turmes nicht möglich ist. Winter? Naja, morgen soll es ja schneien und dann ist's mit dem aufkommenden Frühling eh vorbei.
An den Frühling wird man auch erinnert, wenn man sich die floralen Elemente ansieht, welche so charakteristisch für den Jugendstil sind. Prag hat einige wirklich herrliche Gebäude dieser Epoche, deren wahrscheinlich bekanntestes in nächster Nachbarschaft, nämlich auf dem Gelände des ehemaligen Königshofes liegt: das Gemeindehaus.
Pulvertor und Gemeindehaus |
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Nach Entwürfen von Antonin Balsanek und Osvald Polivka wurde das Gebäude 1905 - 1911 als Kulturzentrum errichtet. Über dem Haupteingang empfängt ein farbenprächtiges und detailreiches Mosaik mit dem Namen „Huldigung an Prag” von Karel Spillar die Besucher:innen. Auf goldenem Grund sitzt die schöne Frau Prag und blickt zu uns herab.
Innen ist das Gemeindehaus fast noch schöner! Das gedämpfte Licht lässt die Verzierungen erstrahlen, die treppauf, treppab überall das Interieur schmücken. Hier haben so bedeutende Künstler der Jahrhundertwende wie z.B. Alfons Mucha Hand angelegt. Café, American Bar, Weinstube und Restaurant laden ein, die Pracht bei einem Gläschen oder einem Häppchen zu bewundern. Auch Säle gibt es hier, in denen von Ausstellungen bis zu Konzerten allerhand Kulturelles geboten wird. Der schönste und größte Festraum soll der Smetana-Saal sein, in welchem schon so manche rauschende Ballnacht stattgefunden hat.
Karins Prager-Lieblings-Duft- Geschäft: Botanicus |
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Am 28. Oktober 1918 wurde übrigens in diesem Haus die tschechoslowakische Republik ausgerufen, was dem Gemeindehaus eine ganz besondere Bedeutung für Land und Leute verleiht. Als wir uns satt gesehen haben, gehen wir zurück zum Altstädter Ring. Der Vormittag ist weit genug fortgeschritten, dass der Turm für Besteigungen geöffnet ist.
Am Weg zum Rathaus passieren wir noch das Hotel Pariz. 1904 wurde das Hotel in neogotischem Stil vom Architekten Jan Vejrycht erbaut. Es beherbergt Zimmer und Apartments der 5 Sterne Kategorie, die auch nach mehr als 100 Jahren sehr elegant mit Elementen der Sezession ausgeschmückt sind. Das Restaurant, welches nach der Schauspielerin und Sängerin Sarah Bernhardt benannt ist, genießt nicht nur wegen des stilvollen Ambientes einen sehr guten Ruf. Karin ist vor allem von den Malereien an der Fassade angetan, die wie Illustrationen aus einem alten Märchenbuch wirken.
Altstädter Ring |
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Wieder beim Altstädter Rathaus angekommen zeigt uns der stete Besucherstrom, dass der Turm nun geöffnet hat. Man kann entweder mit einem Panoramalift hinauf fahren oder zu Fuß die Rampe hinauf laufen.
Für Alexander keine Frage, dass er dem Aufzug den Vorzug gibt. Karin, die ja ein bisserl Höhenangst hat, wählt lieber die sportliche Variante und marschiert die Rampe hinauf. Dabei kommen gleich Erinnerungen an die Giralda in Sevilla hoch, die ebenfalls eine Rampe statt der Treppe hatte. Nur wird hier in Prag wohl kaum ein Muezin auf den Rathausturm geritten sein.
Einige Minuten später sind wir beide fast gleichzeitig oben an der Aussichtsplattform angekommen. Draußen weht ein scharfer, kalter Wind, der Gang rund um den Turm ist sehr eng und außerdem nach vorne hin abschüssig, damit eventuelles Regenwasser abfließen kann. Es wird gedrängelt und geschubst, denn jeder will den besten Platz zum Fotografieren oder nur so zum Runterschauen. Karin ist not amused! Ohnehin noch etwas außer Atem vom raschen Aufstieg, lässt sie die erste Runde erst einmal aus und wartet drinnen.
Als Alexander nach einer ausgiebigen Runde mit vielen Fotos wiederkommt, geht es schon besser und fest an die Hand genommen, werden vorsichtige Blicke in die Tiefe gewagt. Sogar ein Beweisfoto gibt es davon! Die Aussicht über die Dächer der Altstadt ist wirklich bezaubernd. Am Hotel „U Prince” gibt es sogar eine Terrasse mit Heizschwammerln und Primelchen, die an das Frühlingswetter erinnern, das noch letzte Woche geherrscht hat. Jetzt sind die Stühle und Bänke da oben ganz verlassen. Nachdem wir die Altstadt genug von oben betrachtet haben, fahren wir dann alle beide mit dem Aufzug wieder hinunter.
Unten angekommen versuchen wir unser Glück bei einer Innenbesichtigung. Zuerst wirken die beiden älteren Damen bei der Kassa sehr gestresst, weil wir doch glatt nach einer deutschen Führung fragen. Derzeit sind gerade die romanischen Sprachen dran und Französisch und Spanisch wären verfügbar aber Deutsch oder Englisch ...? Wir sollen mal bitte Platz nehmen. Gut, machen wir.
Etliche Minuten später - inzwischen sind Ströme an Spanier:innen und Französ:innen an uns vorbeigezogen - fragt Alexander vorsichtig nach, ob wir vielleicht ein anderes Mal wiederkommen sollen. „Nein, nein, bitte!” Wir sollen eintreten. Eine der beiden Damen spricht gut Deutsch, ist aber immer noch so nervös, dass sie fast vergisst uns auch noch Tickets zu verkaufen. Wir bekommen eine Privatführung nur für uns beide!
Unsere Führerin entpuppt sich als wirklich nett und außerdem spricht sie ausgezeichnet Deutsch. Gar kein Grund so nervös zu sein. Als wir ihr diesbezüglich ein Kompliment machen und meinen, wir könnten gar nicht Tschechisch, meint sie doch glatt: „Ja, aber ich werde dafür bezahlt und Sie nicht.” Na bumm, super Einstellung die Dame! Wir sind beeindruckt.
Altstädter Rathaus |
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Altstädter Rathaus |
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1338 entstand das erste Rathaus, als König Johann von Luxemburg der Altstadt einen eigenen Stadtrat bewilligte. Mittlerweile müsste man eigentlich schon fast von Rathäusern sprechen, da die angrenzenden Gebäude im Laufe der Zeit Stück um Stück dazu gebaut wurden, sodass sich das Rathaus auf eine gesamte Häuserzeile erstreckt. Sie alle wurden nach den Zerstörungen, die 1945 durch die Nazis verursacht wurden, sorgfältig restauriert.
Unser Rundgang startet nur wenige Minuten vor 12:00 Uhr und so ist es auch die berühmte Rathausuhr, mit der wir den Anfang machen. Zu jeder vollen Stunde nämlich ziehen die 12 Apostel durch 2 sich öffnende Türchen an den staunenden Besucher:innen vorbei. Bevor diese Prozession beginnt, läutet aber noch das Totenskelett mit dem Glöckchen und hebt das Stundenglas. Ist der Zug der heiligen Männer beendet, kräht der Hahn sein Kikeriki und die Uhr schlägt die Stunde. Ein reizendes Schauspiel, welches viel Beifall erntet.
Der Uhrmachermeister Hanus schuf mit der astronomischen Uhr vom Alststädter Rathaus ein wahres Meisterwerk. Nicht nur die Stunden wurden darauf angezeigt und das eben erwähnte Schauspiel geboten, sondern sie diente auch als Kalender, auf dem man den Lauf der Gestirne und die einstmals sehr bedeutenden Tierkreiszeichen ablesen konnte.
Einer Legende nach büßte Hanus dieser Uhr wegen sein Augenlicht ein. Damit er kein zweites solches Meisterwerk erschaffen könne, sollen die Altstädter Ratsherren den Uhrmacher angeblich geblendet haben. Erstaunlicherweise findet man in Köln und Straßburg ähnliche astronomische Uhren, um deren Erschaffer sich ebensolche Geschichten ranken. Der Mechanismus wurde mehrfach repariert und 1572 von Jan Taborsky verfeinert. Es ist derselbe, der die Uhr heute noch in Gang hält.
Astronomische Uhr zur vollen Stunde |
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Altstädter Rathaus - Decke |
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Wir folgen unserer Führerin nun in die Erkerkapelle und bewundern die kunstvollen alten Deckenfresken sowie die farbenprächtigen neuen Fenster. Stufen hinauf, Stufen hinunter geht es durch verschiedene Räume. Da ist der alte Versammlungssaal mit schön verzierter Decke und verschiedenen Wappen. Hier sehen wir auch, wie sich das Stadtwappen verändert hat. Zuerst war das Tor noch geöffnet, später kam dann ein Schwertarm dazu, der Eindringlinge währte.
Alte Stiche, Einlegearbeiten, verzierte Decken, riesige Parkettböden - viel bekommen wir zu sehen. Auch ein Stückchen eines mittelalterlichen Wohnraumes mit Resten der originalen Wand- und Deckenmalerei. Alles war hier einst mit grünen Ranken verziert und vom Boden bis zur Decke glich kein Muster dem einer anderen Wand im Raum. Es muss fast ein bisschen wie im Dschungel ausgesehen haben.
Der letzte Teil unserer Besichtigung führt uns in die Keller des Rathauses, die früher einmal das Erdgeschoss gewesen sind. Lagerräume, Zisternen, Weinstuben mit geradezu idealer Temperatur für den Genuss edler Tropfen, Waffenkammer - ein Raum reiht sich an den nächsten und lässt uns fast wie durch ein Fenster einen Blick in vergangene Zeiten tun.
Eine Stunde später stehen wir wieder im Eingangsbereich unter dem Torbogen, den die Brautpaare nach der Hochzeitszeremonie im Rathaus passieren. Unsere freundliche Führerin verabschiedet sich wortreich und will partout unser Extra-Dankeschön nicht annehmen. Das war wirklich eine tolle Besichtigungstour und wir wünschen der Dame weiterhin viel Spaß an den Führungen.
Eintritt Rathausturm: Kc 60.- (ca. € 2.60) pro Person
Eintritt Rathaus innen: Kc 60.- (ca. € 2.60) pro Person
hängender Mann von David Cerný |
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Nikolauskirche |
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Unsere Mägen melden sich mit leichtem Knurren und wir machen uns auf die Suche nach einer Kleinigkeit zu essen. An einem Eck in einer der winkeligen Gassen sehen wir eine Art tschechischer Nordsee, wo man gefüllte Baguettes to go kaufen kann. Alex nimmt eines mit Lachs und Karin eines mit Schrimps. Im Gehen knabbern wir an unseren Brötchen und trinken ein Cola dazu.
Als wir so ziellos schlendern und die vielen schönen Fassaden betrachten, bleibt unser Blick plötzlich an einer Figur hängen, die sich mit einer Hand an einem Balken festhaltend, über unseren Köpfen befindet. Worum es sich bei dieser Skulptur genau handelt, konnten wir leider nicht herausfinden. Zurück in Wien - Wikipedia sei Dank - fanden wir zumindest den Kümstler: David Cerný. Witzig ist sie allemal!
Wieder zurück am Altstädter Ring - irgendwie bewegen wir uns heute in konzentrischen Kreisen - beschließen wir, uns die Nikolauskirche anzusehen. Das Kleinseitener Barockjuwel gleichen Namens kennen wir ja bereits und so sind wir gespannt, was uns hier erwarten wird.
Nikolauskirche |
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Seit dem 12. Jahrhundert besteht das Gotteshaus an diesem Platz und hat den Alstädtern als Pfarrkirche gedient. 1620 einem Bendiktinerkloster eingegliedert und 1781 von Kaiser Joseph II. geschlossen, hat die Kirche zwischenzeitlich auch schon mal Garnisonstruppen beherbergt. Heute gehört St. Nikolaus der tschechisch-hussitischen Kirche und es finden neben Gottesdiensten im Sommer mitunter auch klassische Konzerte hier statt.
Im Inneren fallen vor allem Kuppelfresken auf, die das Leben des Hl. Nikolaus darstellen sowie ein riesengroßer, funkelnder Kristallluster, der im Kirchenschiff hängt. Schön, wie das Licht durch die hohen Fenster einfällt und sich in Regenbogenfarben in den gläsernen Ornamenten bricht.
Die Gärten unter der Prager Burg |
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Viel haben wir heute wieder gesehen, Augen und Füße sind müde und wir wenden uns Richtung Moldau, um langsam auf die Kleinseite und damit nach Hause zu schlendern. Kurz vor der Manesuv-Brücke erkennt Karin plötzlich einen Blick wieder, den sie schon in unserem Reiseführer gesehen hat: der Ledebur-Garten unterhalb der Prager Burg. Gärten müssen wir uns natürlich ansehen und es liegt ja ohnehin fast auf dem Heimweg ... naja, mit ein bisserl Großzügigkeit halt.
Wenige Minuten später betreten wir eines der unzähligen Palais, die hier auf der Kleinseite zu finden sind. Viele davon sind heute Botschaften oder dienen - so wie das Palais Waldstein - Regierungszwecken. Die prachtvollen Stadtwohnsitze der Adelsfamilien haben im 17. und 18. Jahrhundert auch die Gärten hierher gebracht. Die Herrschaften bemühten sich, einander mit reizvollen Kombinationen aus Figuren, Pavillions, zierlichen Treppen, lauschigen Plätzen und üppiger Vegetation zu übertreffen.
Die Gärten unter der Prager Burg |
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Die Gärten unter der Prager Burg |
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Die Gärten unter der Prager Burg |
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Dem Ledebur-Garten wurden auch die Gärten der Palais Palffy, Kolowrat und Fürstenberg angeschlossen, sodass man eine ganze Weile unter der Burgmauer entlang gehen und die hübsche Aussicht genießen kann. Nebenan wird ebenfalls gerade ein großer Park restauriert, der demnächst eingegliedert werden soll.
Leider ist es noch ein wenig früh im Jahr, sodass wir uns mit zarten Pfirsichblüten, den frühen japanischen Zierquitten und dem silbergrauen Laub des Lavendels begnügen müssen. Hier und dort ist schon eine Tür eines in den Hang gebauten Glashauses geöffnet, um die überwinternden Pflanzen langsam wieder an die frische Luft zu gewöhnen. Töpfe mit Zirtruspflanzen stehen hier und mit großen, alten Pelargonien, die ihren bittersüßen Geruch verströmen.
Im Sommer muss es bestimmt ganz traumhaft sein, wenn bunter Blütenflor die Hänge bedeckt. Zum Glück ist Prag ja nicht weit weg von Wien und so spräche eigentlich nichts gegen einen Wochenendausflug, um die Gärten einmal in voller Pracht zu sehen. Mal sehen, was das Jahr noch so an Urlaubsgelegenheit bringt.
Eintritt in die Gärten unter der Prager Burg: Kc 79.- (ca. € 3.-) pro Person
Die Gärten unter der Prager Burg |
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Die Gärten unter der Prager Burg |
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Nachdem wir die Zaubergärten unter der Burg durch ein anderes Palais wieder verlassen haben, gehen wir weiter in Richtung unseres Hotels. Als wir an einem kleinen Delikatessengeschäft vorbeikommen beschließen wir, unser Abendessen heute hier einzukaufen.
Mit einem Gemisch aus Englisch, Deutsch und Tschechisch sowie unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen schaffen wir es, 10 dag mageres Karree, ebensoviel Rohwurst, ein Stück schweizer Emmentaler sowie Gebäck und Cola zu ordern. Anders als bei uns wird der Aufschnitt hier nicht in gewachstem oder beschichtetem Papier sondern in dünnen Nylonsackerln verpackt. Auch wird hier noch beherzt mit bloßen Fingern nach dem Essen gegriffen, Handschuhe sind weit und breit keine zu sehen. Glücklich über unsere kulinarischen Errungenschaften gehen wir das letzte Stückchen bergauf.
Im Zimmer lassen wir uns die Prager Delikatessen gut schmecken, schreiben noch ein paar Stichworte unseres Reiseberichtes und fallen - wie jeden Abend - bald müde ins Bett. Gute Nacht, bis morgen im jüdischen Viertel!