Gnomad, Kolosseum |
---|
Gestern Abend sind wir eingeschlafen als hätte jemand das Licht ausgeknipst und so ähnlich werden wir heute wieder munter - Augen auf und der neue Tag ist da.
Heute geht es erst um 10:00 mit Kolosseum, Palatin und Forum Romanum los, also haben wir Zeit für eine ausgiebige Dusche und für ein Frühstück im von unserer Rezeptionistin empfohlenen Café de Paris. Draußen schaut's trotz Schönwetterprognose ein bisserl finster aus am Himmel, sodass Karin feig ist und die Regenjacke mitnimmt. Alexander zieht zumindest ein T-Shirt unter dem Polo an und lässt es auf den Rest ankommen.
Im Café de Paris nehmen wir in rosafarbenen Samtsesseln Platz und studieren die Karte. Neben den obligatorischen Cornetti gibt es hier auch Sachertorte zu € 12.- das Stück. Geht's noch? Wir bestellen 2 Cafe Latte und eigentlich 3 Cornetti. Eins mit Marmelade für Karin und je eines mit Marmelade und Schoko für Alexander. Kommen tun 2 Marmeladekipferl.
Die schmecken gut, sind etwas größer als die gestrigen vom Borghese-Chinesen, dafür nicht warm und doppelt so teuer. Schoko-Cornetto wird nachbestellt und diesmal tatsächlich auch gebracht. Wir schauen den Italiener:innen zu, die ihr Frühstück allesamt im Stehen konsumieren. Irgendwie ungemütlich wirkt das schon. So ein Tagesbeginn fiele für uns unter Kaltstart und wäre ganz und gar nicht erstrebenswert.
Mit der Metro wollen wir anschließend zur Station Roma Termini fahren, dort umsteigen und dann weiter bis Colosseo. Zunächst ist jedoch kilometerweit unterirdisch Hatschen angesagt vom M-Eingang bis zur tatsächlichen Station Spagna. Das hätt ma oben auch machen können und dazu auch noch eine Aussicht gehabt. Die Metro-Fahrt ist dann ein Gedränge und Gequetsche sondergleichen! Berufsverkehr frühmorgens in Rom eben.
Kolosseum |
---|
Kolosseum |
---|
Wir sind viel zu früh beim Kolosseum, aber Karin will schon Tickets tauschen und schauen, ob das Forum Romanum eh auch dabei ist oder ob wir dafür extra noch Karten kaufen müssen. Kolosseum, Palatino und Forum ist alles ein Ticket stellen wir beruhigt fest und außerdem können wir auch gleich rein. Audioguides um je € 4.- besorgt und los geht's.
Das Bauwerk ist sehr imposant und von kolossalen Ausmaßen. Trotzdem kommt der Name nicht davon sondern von einer riesigen Statue, die einst hier gestanden hat. Nero hatte sich in vollen 35 Metern verewigen lassen.
Sein Standbild überdauerte die verschiedensten Änderungsversuche wie z.B. Hadrians Transport mittels 24 Elefanten, Vespasians Strahlenkranz, der die Statue damit zu einem Abbild Helios machen wollte oder Commodus Gesichtsoperation, der den Koloss mit seinen eigenen Zügen und den Attributen Herkules versehen ließ. Erst Mussolini opferte die letzten Überreste, den Sockel des mächtigen Standbildes, in den 1930er Jahren seinen Stadtbauplänen.
Der Audioguide stellt sich leider als unsäglich langweilig heraus, sodass wir die meisten Kapitel nur anspielen, aber nicht zu Ende hören. Wir gehen je eine Runde oben entlang der Galerie und eine Runde unten, machen Fotos von freigelegten Gängen und Rängen.
Interessant finden wir, dass die Arena einst mit Sonnensegeln beschattet bzw. die Zuschauer mit Planen vor Regen geschützt wurden. Besagter Holzpfosten zur Befestigung verbirgt sich jedoch hartnäckig vor unseren suchenden Blicken. Ebenso wie die mit römischen Ziffern beschrifteten Ränge, die wir trotz angestrengten Versuchen nicht auffinden können.
Triumphbogen des Konstantin |
---|
Nach dem Kolosseum geht es vorbei am Konstantinsbogen zu Palatino und Forum Romanum. Am 28. Oktober 315 n.Chr. wurde dieser Triumphbogen eingeweiht und erinnert an den Sieg Kaiser Konstantins über seinen Rivalen Maxentius. Der Bogen ist eigentlich ein Recycling verschiedenster Bauwerke.
Es finden sich darin Reliefes aus der Zeit Marc Aurels, der 300 Jahre zuvor gelebt hatte, Säulen und andere Teile vom Trajansforum und Seitenfronten von Bauten Hadrians. Lediglich die Abbilder Konstantins sind neu hinzugekommen um tatsächlich den Kaiser zu zeigen und nicht einen seiner Vorgänger.
Langsam wird es wirklich heiß. Karin zieht die heute Früh noch dringend notwendig Jacke aus und bindet sie um die Hüfte, unsere Pullis knoten wir um die Rucksäcke und Alexander läuft nun überhaupt kurzärmelig herum. Hach, Frühling in Rom!
Forum Romanum |
---|
Der Palatin ist ein sanfter Hügel, der jetzt mit Gänsblümchen und Löwenzahn übersät ist, beschattet von Schirmpinien, Olivenbäumen und Zypressen. Stellenweise scheint es wirklich unglaublich, dass wir mitten in der modernen Großstadt Rom sind.
Hier haben die Audioguides für beide Sehenswürdigkeiten € 6.- gekostet und sind leider ebenfalls unsäglich langweilig. Wir hören nicht enden wollende Aufzählungen welche Ruine, neben welchem Steinbrocken steht, aber keine Anekdoten oder G'schichterln, keine lebendigen Szenen. Der Singsang des Sprechers macht außerdem den Eindruck, dass der Text völlig seelenlos herunter gelesen wird, wie ein Automat oder jemand, der nicht versteht, was er sagt.
Egal, die Auidoguides mögen schlecht sein, das Forum aber ist ganz toll! Wir sehen viele schöne Säulen, Überreste von Simsen mit Blütenverzierungen, den Tempel von Antoninus und Faustina, die gigantische Basilika, Tempelreste, Marktsäulen, und, und, und. Wie gut kann man sich vorstellen, dass es hier einst gebrodelt hat vor Leben. Menschen haben Handel getrieben, Gerichte getagt, Politik wurde hier gemacht. Heute brodelt es hier ebenfalls - allerdings von den vielen Besuchern.
Die Sonne steigt, uns wird immer heißer und Hunger bekommen wir auch. Wir essen jeder ein mitgebrachtes Apferl, trinken ein wenig Wasser und weiter geht's. Es gibt noch so viel zu sehen hier!
Faranesische Gärten |
---|
Oben auf der Kuppe des Palatin liegen die Farnesischen Gärten aus dem 16. Jahrhundert mit schönem Blick von der Terrasse hinunter auf das Forum. Nachdem sich zunächst das Geschlecht der Baronen Frangipani auf dem Palatin häuslich niedergelassen und mit dem Baumaterial der antiken Ruinen (war ja genügend da im Selbstbedienungsladen) eine Burg erbaut hatte (davon sieht man heute nichts mehr), ging der Großteil des vorderen Hügels an die Familie von Papst Pauls III. Farnese über.
An den barocken Garten, den die Adelsfamilie hier anlegen ließ, erinnern noch die Treppen mit dem Casino. Die Orti Farnesiani sind Europas erster systematisch angelegter botanischer Garten. Die tolle Aussicht von der Terrasse auf das Forum bietet einen Rundumblick, der fast wie ein Geländeplan wirkt.
Beim Weitergehen schlendern wir an blühenden Obstbäumen und sprießenden grünen Triebe vorbei. Und überall riecht es nach Blumen und Frühling. Bei den Überresten von Hütten und Häusern früher römischer Siedler findet die Romantik des Wachsens und Gedeihens ein jähes Ende, denn der langweilige Sprecher erzählt etwas von Kindern, die neben den Hütten begraben wurden. Nein danke, das ist uns jetzt zu makaber und das möchten wir uns nicht geben.
Palatin |
---|
Palatin |
---|
Palatin |
---|
Wir wollen nun wieder zurück zum Ausgang. Alexander, unser tapferer Pfadfinder, glaubt kurzzeitig, dass wir uns verlaufen haben. Seine Befürchtung bewahrheitet sich aber nicht, wir sind eh voll auf dem richtigen Weg und wurden nur von ein paar rot-weißen Absperrbändern ein wenig irritiert.
Beim Ausgang fragen wir den jungen Mann, der gerade irgendetwas repariert, wo denn hier eine gute Pizzaria ist. Gleich hinter dem Kolosseum! Danke, da schauen wir hin. Unsere Mägen knurren fürchterlich und wir fallen schließlich in einer Tavola Calda ein.
Es ist eines jener bescheidenen Beiseln, die von den umliegenden Firmen auch gerne als outgesourcte Kantine genutzt werden. Einfaches Essen ohne Schnörkel oder große Auswahl, oft schon vorgekocht, gut und flott - sowas kann man in einer Tavola Calda erwarten.
Wir bestellen 2 Dosen Bier, eine Pizza Tonnata und eine mit Ricotta und Salami. Das Bier kommt schnell, die Pizze dafür lange nicht, da kurz vor uns eine dieser französischen Ausflugsschulklassen mit 50 Schüler:innen bestellt hat. Erbarmen, Futter bitte! Ha, die Pizze kommen endlich und schmecken gut. Etwas mehr Teig als gestern ist an den Maffiakuchen dran. Beide essen wir eine ganze Pizza und sind nachher ur-satt.
Forum Romanum, Triumphbogen des Septimius Severus |
---|
Via Celio Vibenna, 4 römische Soldaten |
---|
Anschließend führt uns der dringend notwendige Verdauungsspaziergang zu Domus Aurea. Wir wollen schauen, ob wir vielleicht auch ohne Voranmeldung Karten bekommen. Nein, bekommen wir nicht, weil die Domus Aurea nämlich wegen Restaurierung gänzlich geschlossen ist. Schade einerseits, aber anderseits auch wieder nicht. So brauchen wir uns zumindest nicht ärgern, wenn wir es nicht gesehen hätten.
Was uns da entgangen ist? Neros Palast der Superlative, das sogenannte Goldene Haus. Es bestand aus riesigen Palästen und Villen, Gärten mit Seen so groß wie Meere, Bädern gespeist mit Meer- und Schwefelwasser, Speisesälen mit beweglichen Decken aus Elfenbein, durch die Blüten und Duft auf die Speisenden herabrieselten und vielen anderen Wundern. Der Kaiser selbst meinte zu dieser verschwenderischen Herrlichkeit, dass er nun endlich in einem Haus wohnen würde, welches eines Menschen würdig sei.
Die Römer selbst sahen dies nicht ganz so bescheiden und spöttelten, sie würden wohl bald ins nahegelegene Veji umgesiedelt, da ganz Rom zu Neros Haus geworden wäre - vorausgesetzt natürlich, Veji gehöre nicht auch schon dazu.
Von der prachtvollen Palastanlage ist heute nur mehr ein ganz kleiner Teil hier am Hügel Oppio zu besichtigen und der eben jetzt gerade nicht. Macht nichts, haben wir schon etwas auf unserer Liste für ein späteres Wiederkommen nach Rom.
Weg von den verschlossenen Pforten des Goldenen Hauses spazieren wir durch den Park weiter und gelangen zu einer nicht sonderlich ansprechender Uni für Ingenieurswesen. Gleich daneben jedoch gibt es dafür etwas umso Sehenswerteres! „San Pietro in Vincoli”, eine Kirche, die Anfang des 5. Jahrhundert von Licinia Eudoxia, der Frau von Kaiser Valentinian III. gestiftet und von Papst Sixtus III. geweiht wurde.
Das Gotteshaus steht auf Gebäudeüberresten aus dem 2. Jahrhundert und verdankt seinen Namen den Ketten, mit welchen Petrus im römischen Kerker gefesselt war und die in einem gläsernen Schrein unter dem Altar aufbewahrt werden.
Doch Petrus Ketten sind nicht das einzige, was diese Kirche zu bieten hat. Berühmt ist sie eigentlich für das Grabmal von Papst Julius II., welches Michelangelo gestaltete. Ursprünglich waren 40 überlebensgroße, sitzende Gestalten vorgesehen, doch Julius ließ 1506 diesen Plan wieder fallen und Michelangelo verließ Rom.
Nach seiner Rückkehr 2 Jahre später begann er mit den Deckenfresken der Sixitinischen Kapelle und erst als der Papst 1513 verstarb nahm Michelangelo seine Arbeiten in San Pietro in Vincoli wieder auf.
San Pietro in Vincoli |
---|
Bekannt sind die 3 Statuen von Rachel, Lea und allen voran Moses. Außerdem sind auch sehr schöne Deckenfresken hier zu bewundern. Betrachtet man die Figur des Moses genauer, so fallen die Hörner auf, die seine Stirn zieren und man fragt sich, ob es sich hier wirklich um den Überbringer der 10 Gebote handelt oder vielleicht doch eher um einen Faun, nach dem auch das gegenüberliegende Studentencafé benannt ist.
Doch es ist wirklich Moses und seine gehörnte Stirn geht auf einen Übersetzungsfehler der damaligen Zeit zurück. Da es im hebräischen Original der Bibel keine geschriebenen Vokale gab, wurde das Wort für „glänzend” irrtümlich mit „gehörnt” übersetzt. Dieser Irrtum hielt sich eine Zeit lang recht hartnäckig und fand auch Eingang in Michelangelos berühmtes Abbild von Moses.
Über enge Treppen und durch einen Durchgang hindurch gelangen wir im Anschluss zu den Fori Imperiali, die aber montags geschlossen sind. Glücklicherweise sind wir ja noch ein paar Tage hier und können ein andermal wieder kommen.
Müdigkeit macht sich etwas breit und so kehren wir vis-a-vis im Theatercafé auf 2 urstarke Espressi dopii zum Aufwachen und ein Wasser zum Nachspülen ein. Wir genießen es, ein wenig die Beine von uns zu strecken und die anderen Gäste zu beobachten.
Piazza Venezia Monumento, Nazionale a Vittorio Emanuele II |
---|
Piazza Venezia Monumento, Nazionale a Vittorio Emanuele II |
---|
Weiter geht's nach dieser kurzen Rast zum Nationaldenkmal, der Schreibmaschine, und diesmal hinauf die vielen Stiegen. Der weiße Marmorblock beherbergt auch eine Art heeresgeschichtliches Museum, welches uns aber nicht sonderlich interessiert und wir daher nach wenigen Schritten wieder verlassen.
Das mehrfach angepriesene Café scheint ganz nett, aber die Aussicht direkt an der Brüstung ist um Klassen besser und Kaffee haben wir eh grad erst getrunken.
Der Lift auf die Panoramaterrasse hätte sage und schreibe € 7.- pro Person gekostet und wir verzichten dankend auf diese Gelegenheit die Stadt Rom zu sponsern. Auch von der ersten Etage, auf der wir uns gerade befinden, ist der Blick auf die Ewige Stadt sehr schön und außerdem gratis.
Wir laufen nun auf der Rückseite der Schreibmaschine die Stufen hinunter und sehen dabei den Kapitolshügel. Hier haben die Römer einst wichtige Kulthandlungen begannen, wovon noch immer der Jupitertempel kündet. Das Zentrum der Welt war einst hier angesiedelt und bis ins Jahr 1955 reicht seine politische Bedeutung, da auch die Römischen Verträge, welche die Basis für die Europäische Union bildeten, hier unterzeichnet wurden.
Wir sind allerdings jetzt zu müde, um schon wieder Treppen zu steigen und so belassen wir es beim Vorbeigehen.
Kirche Santa Maria in Aracoeli |
---|
Blick über Rom vom Denkmal Vittorio Emanuele II. |
---|
Über den Trevi Brunnen - leider sind unsere Mägen momentan zu voll für ein Stanitzel vom guten Eis, vielleicht morgen wieder - vorbei am Quirinale Palast, der aber nur Sonntag am Vormittag für Besucher zugänglich ist, sonst amtiert der Präsident hier, geht es nun in Richtung Hotel.
In einem etwas schlawuzigen Supermarkt erstehen wir einen sehr guten Barrique Grappa (erstaunlich!) als Digestif, da die mittägliche Pizza immer noch volle Bäuche macht. Über eine Hühnerleiter klettert man unter die Decke des Geschäftsraumes und findet sich einem Spirituosensortiment gegenüber, das man hier wirklich nicht erwartet hätte. Als Kontrastprogramm gibt's nämlich etwas gammelige Äpfel und keine Erdnüsse im Laden darunter. Versteh einer dieses Marketingkonzept.
Die Piazza Barberini passierend, folgen wir der ansteigenden Straße, die wir für uns „Fressmeile” getauft haben, da es hier Schanigärten im Glaskobel gibt - und zwar dicht an dicht. Für Alexander nehmen wir in einem der Lokale 2 Tramezzini für einen abendlichen Imbiss am Zimmer mit, Karin winkt dankend ab - „Wegen Überfüllung geschlossen!”.
Als wir nach diesem Tag voller Eindrücke und Erlebnisse unser Hotelzimmer entern, sind wir mehr als nur rechtschaffen müde. Die obligatorischen Tagespflichten Fotos von den Speicherkarten kopieren, Akkus aufladen und Stichworte für den Reisebericht tippen, schaffen wir noch mit Müh und Not. Dann gibt's ein Schluckerl vom frisch gekauften „Zerstäuber” (=Grappa) und schon fallen wir mit lautem Rumms ins Bett. Morgen ruft der Vatikan! Licht aus und gute Nacht!