Tja, mit dem heutigen Morgen ist unser letzter Tag angebrochen. Wir sind fast ein bisschen wehmütig, als uns der Wecker aus unseren Träumen bimmelt. Doch nichts da! Immerhin haben wir aufgrund des späten Heimflugs so gut wie den ganzen Tag noch für Besichtigungen und Spaziergänge Zeit.
Da wir gestern ja schon damit begonnen haben, ist das Packen nach der Morgentoilette nicht mehr viel Aufwand, sodass wir schon bald unsere sieben Sachen beisammen haben und die Koffer zum Auschecken in die Lobby rollen. Die Rechnung passt und wird beglichen und die Koffer lassen wir bei einem der freundlichen Hotelpagen. Schon kann's losgehen in unser letztes römisches Abenteuer bei diesem Besuch.
Da wir mit der kleinen Bar in der Via del Corso gestern so gute Erfahrungen gemacht haben und sie außerdem sowohl nahe unserem Hotel als auch der Villa Medici liegt, steuern wir das Café fürs Frühstück an. Unsere gemütliche Sitzecke nehmen wir gleich wieder ein und die leckeren Sandwiches kennen wir mittlerweile auch schon sowie den ausgezeichneten Orangensaft.
Villa Medici |
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Um 09:45 gibt es heute eine Führung in der Villa Medici und so verlassen wir kurz davor die Bar und gehen den Hügel hinauf, um vor dem Portal zu warten. Als wir eingelassen werden erfahren wir, dass die Tour nur in französischer oder italienischer Sprache gehalten werden kann. Englisch ist nicht drinnen, nach Deutsch fragen wir ohnehin nicht. Leider gibt es auch keine Unterlagen oder Prospekte, die wir uns durchlesen könnten. Na macht nichts, wir versuchen es trotzdem.
Mit einem italienischen und einem französischen Ehepaar folgen wir der schwer verkühlten und dick eingemummelten Studentin, die uns durch die Villa und die Gartenanlagen geleitet. Von den vielen Worten, welche die junge Dame heiser sprudelt, versteht Karin ungefähr jedes fünfte und reimt so ein bisschen Geschichte für sich und Alexander zusammen.
Die Villa wurde 1540 von Annibale Lippi für Kardinal Ricci da Montepulciano errichtet. Sie steht auf den Überresten der antiken Villa des Lucius Licinius Lucullus, dessen Name durch seine erlesenen Gastmahle bis in unsere Zeit Gebrauch findet. Die Villa gelangte in den Besitz der Medici, als Ferdinando de' Medici sie 1576 erwarb. Seit 1804 ist sie Sitz der Französischen Akademie, was auch die sprachliche Limitierung der gebotenen Führung verständlich macht.
Interessant ist der Kontrast zwischen der strengen Außenfassade der Villa, die das Gebäude gegen die Straße fast wie eine Festung wirken lässt, und der reich dekorierten Gartenfassade sowie dem luxuriösen Inneren. Viele der hier angesammelten Statuen und Figuren sind mittlerweile nur mehr gut gemachte Kopien, da die Originale nach Florenz geschafft wurden.
Auch die Gartenanlage ist für sich ein Kunstwerk und ihr Aussehen entspricht weitgehend dem Originalzustand. Dies wurde sicherlich dadurch begünstigt, dass die Villa nicht öffentlich zugänglich gemacht wurde.
Wir lauschen dem Französisch der Studentin und verstehen etwas von gerade stattfindenden Restaurationsarbeiten nach alten Stichen und mit fast schon vergessenen Techniken. Im Labyrinth der immergrünen Hecken finden sich Statuen und Fontänen, die den Blick immer wieder von der großartigen Aussicht über Rom ablenken, die man vom Garten aus hat.
Villa Medici |
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Im hinteren Bereich befinden sich ein Belvedere und ein kleines Gartenhaus, das einst als Atelier und für delikate Begegnungen gedient haben soll. Seine Wände sind über und über mit Blüten, Früchten, Ranken und Tieren verziert, die eine wunderbare und naturverbundene Atmosphäre schaffen.
Durch den Garten geht es wieder zurück in die Villa, wo wir mit wunderbaren Goblins geschmückte Säle zu Gesicht bekommen und endet schließlich im Akademie-Café vor der Bibliothek. Wer mag kann hier noch bleiben und Kaffee trinken oder ein Sandwich essen. Zwar hat es uns gefallen, aber wir wollen lieber in Babington's Tearoom, der jetzt um knapp vor 11:00 sicher geöffnet hat.
Gesagt getan und schon laufen wir wieder einmal die Spagna hinunter. Doch vorher erstehen wir noch ein kleines Aquarell vom Forum Romanum, das sich zu den übrigen Souvenir-Bildern an unserer heimatlichen Wand gesellen soll. Wir sind erfreut, doch noch ein passendes Bildchen gefunden zu haben und dafür nur € 5.- zu zahlen.
Villa Medici |
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In Babington's Tearoom kuscheln wir uns zu einem gemütlichen Ecktisch, denn im Garten der Villa war es ziemlich kalt und wir freuen uns auf Tee zum Aufwärmen. Alexander muss all seine Überredungskünste aufwenden, um den Servierdrachen davon zu überzeugen, dass er noch ein Continental Breakfast bekommen kann. Es ist nämlich schon 11:10 und das Frühstück gibt's nur bis 11:00. Doch der Drache erliegt schließlich Alexanders Charme und bringt Butter, Marmelade, Toast und eine Kanne Tee mit Milch.
Wenigstens Karins Teewunsch ist sozusagen zeitgemäß und wird ohne Murren erfüllt. Dafür kostet er dann auch gleich viel wie Alexanders gesamtes Frühstück! Während uns langsam wieder warm wird beratschlagen wir, wie wir den heutigen Tag verbringen wollen und beschließen, uns Trastevere anzusehen. Das Viertel am jenseitigen Tiberufer haben wir bis jetzt noch nicht gesehen.
Unser Weg führt uns nochmals am Teatro di Marcello zwischen Viehmarkt und Judenviertel vorbei. Dem Theater widmen wir diesmal ein paar ausgiebigere Blicke. Bei den Überresten handelt es sich um das wahrscheinlich berühmteste Bauwerk der Antike im Stadtteil Sant'Angelo.
Cäsar begann es und Augustus, der es seinem Neffen widmete, beendete das Theater schließlich. Etwas mehr als 15.000 Zuschauer fanden hier Sitzplätze vor und die beiden Arkaden, die übereinander gereiht sind, dienten als Vorbild für das Kolosseum.
Obwohl die glanzvollen Zeiten des Theaters schon länger vergangen sind, wird es auch heute noch als Veranstaltungsort genutzt. So finden beispielsweise die römischen Nächte im Sommer im Teatro di Marcello statt. Wir sind sicher, dass das archäologische Areal eine wunderbare Kulisse für solche Events bildet.
Über die Ponte Fabricio und die Tiberinsel gelangen wir nun nach Trastevere. Das Viertel, dessen Namen sich von trans tiberim, jenseits des Tibers ableitet, war im Mittelalter ein Stadtteil für einfache bis arme Leute. In den 1970er Jahren wanderten dann viele Römer aus dem Stadtviertel ab. Die Quadratmeterpreise schossen irre in die Höhe und die ehemals einfachen Leute wurden durch reiche Amerikaner ersetzt, welche sich die nun teure Gegend leisten konnten und wollten. Trotzdem hat Trastevere immer noch den Charme von früher und ist ein sehr romantisches Viertel.
Unsere erste Anlaufstelle ist ein kleines Kellerlokal, das wir im Vorbeigehen zufällig entdecken. Unsere knurrenden Mägen heißen uns die Treppen hinunter steigen und in dem witzig dekorierten Ristorante Platz nehmen.
Ein Ochsenjoch hängt an der Wand, daneben baumeln ein paar Handschellen. Darunter stehen eine Nähmaschine und ein altes Kofferradio. Eine Hellebarde rundet das bunte Sammelsurium noch ab. Was uns dieses eigenartige Ensemble wohl sagen soll?
Egal, wir haben Hunger. Karin bestellt Caserecce Gorgonzola e Noci und Alexander entscheidet sich für Rigatoni Carbonara, dazu Bier. Als die Pasta kommt schmecken beide Variationen köstlich. Alexander mag Karins Käse-Nuss Sauce einen Tick lieber und schon tauschen wir die Teller.
Trastevere, Santa Cecilia in Trastevere |
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Trastevere, Santa Cecilia in Trastevere |
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Gestärkt und wieder auf den Straßen Trasteveres, geht es nun zu Santa Cecilia, die nur ein paar Schritte entfernt ist. Laut unserem Reiseführer soll die Kirche sehr schön und die Hl. Caecilie besonders heilig sein.
Der Legende nach hat man der armen Märtyrerin, auf deren einstigem Wohnhaus die Kirche errichtet wurde, so ziemlich jede Folter angedeihen lassen, die einem so einfällt. Von Verbrühen über den Versuch, sie mit Dampf zu ersticken bis zur schlussendlichen Enthauptung wurde nichts ausgelassen und Caecilie soll dazu gesungen haben.
Nun ruht sie in Frieden und um diese Uhrzeit besonders, da nämlich jetzt eine laaaaange Siesta gehalten wird und die Tore fest verschlossen sind. Außer die Fassade und ein wenig Grün im Vorhof gibt's nichts zu sehen für uns. Ok, müssen wir Santa Cecilia also auslassen.
Nächster Halt auf unserem Spaziergang ist Santa Maria in Trastevere. Eine weitere von uns so genannte „Wau-Kirche”! Natürlich gibt es auch hier wieder eine Sage, die von einer sprudelnden Ölquelle am Tag vor Christi Geburt erzählt. Tatsächlich aber dürfte es sich um einen der ersten, wenn nicht sogar den ersten offiziellen Kultort der Christen in Rom handeln.
Im Inneren werden wir sofort gefangen genommen von den wunderschönen Mosaiken, welche das Halbrund der Apsis ausschmücken. Auf goldenem Grund werden Szenen aus dem Leben Marias und Jesus dargestellt.
Trastevere, Santa Maria in Trastevere |
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Glücklicherweise gibt es viele Touristen, welche nicht müde werden, immer wieder eine Münze für die Beleuchtung zu spendieren, sodass das Meisterwerk mittelalterlicher Mosaik-Kunst eins ums andere Mal vor unseren Augen und Kameras erstrahlt, bis wir uns endlich satt gesehen haben.
Am Rückweg durch Trastevere und zum anderen Tiberufer bekommt Karin plötzlich Magendrücken. Ob es vielleicht doch einen speziellen Grund gehabt hat, dass die Rigatoni Carbonara gar so viel Pfeffer drauf hatten? Hoffentlich nicht!
Nahe dem Pantheon kehren wir in einem Café auf zwei Espressi dopii und einen Averna für Karin ein. Die Preise sind hier ums Eck von der Piazza Rotonda erschwinglich und wesentlich besser zu verkraften als direkt am Platz vor dem Pantheon. Der Averna hilft ein wenig und wir setzen unseren Spaziergang fort.
S.P.Q.R |
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Piazza di Santignazio |
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Wir kommen an der Piazza di Sant'Ignazio vorbei und sind erstaunt. So einen Platz haben wir in Rom bis jetzt noch nicht gesehen! 5 zierliche Häuser mit geschwungenen Fassaden umrahmen die Piazza. Ein Rokoko-Ensemble, das seines gleichen sucht.
Die Kirche Sant'Ignazio ist ebenfalls sehenswert und ganz einzigartig. Der Jesuit und Maler Andrea Pozzo hat hier von 1691 bis 1694 ein wunderbares Deckenfresko geschaffen, welches den Betrachter direkt in den Himmel blicken lässt. Säulen und Deckengewölbe wurden täuschend echt gemalt und lenken das Auge auf die Herrlichkeit himmlischer Gefilde.
Der Betrachter fragt sich immer wieder, wo nun die tatsächliche Architektur aufhört und wo die gemalte Baulichkeit beginnt. In einem Buch hat Pozzo die einzigartige Technik, welche er für die Fresken verwendete, genau beschrieben.
Später wurde die von ihm angewendete Perspektive nachgerechnet und erstaunlicherweise konnte man keinen einzigen falschen Strich finden, in dem sich Pozzo technisch geirrt hätte. Ein wunderbares Beispiel jesuitischer Frömmigkeit!
Santignazio Di Loyola In Campo Marzio |
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Santignazio Di Loyola In Campo Marzio |
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Als wir unseren Weg zum Hotel wieder fortsetzen, grüßt auch heute wieder der Trevi-Brunnen. Wegen ziemlicher Kälte gibt's aber diesmal kein Eis für uns - auch wenn wir den Eissalon hier zu Roms bestem für uns erchoren haben.
Ohne weitere Verzögerungen oder gar Verirrungen marschieren wir nun schnurstracks zum Hotel Sofitel zurück. Beim Verabschieden fragen wir den Pagen Ezio, ob er etwas über die Villa und den schönen Park weiß, welche sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befinden. Und ob Ezio etwas darüber weiß!
Es handelt sich um die Villa des Ludovico Ludovisi, dem Karidnalnepoten von Gregor XV. und erstaunlicherweise wurde Ludovisi in just jener Jesuitenkirche beigesetzt, die wir uns gerade zuvor angesehen haben, in Sant'Ignazio.
Ludovisi ließ mit der Villa hier am Pincio ein Meisterwerk des Barocks errichten und die darin aufbewahrten Gemälde- und Antiquitätensammlungen waren schon zu ihrer Zeit legendär. Berühmt sind ein Fresko von Guercino, nach welchem das Haus auch Casino dell'Aurora genannt wird.
Auch ein Deckenfresko, das angeblich von Caravaggio gestaltet wurde, ist in der Villa Ludovisi zu sehen. Es hat die Alchemie zum Thema und befasst sich somit mit einer typischen Subkultur Roms in der damaligen Zeit. Heute ist in der ehemaligen Villa Ludovisi das Schweizer Institut in Rom untergebracht. Führungen sind nur privat und nur nach Voranmeldung möglich.
Santignazio Di Loyola In Campo Marzio |
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Während wir auf das von Ezio für uns bestellte Taxi warten, tauschen wir noch Mailadressen aus und das Versprechen, Grüße aus Wien zu schicken und im Gegenzug Fotos des Aurora-Fresko zu sehen.
Das Taxi, das uns vom Hotel zum Flughafen zu einem Fixpreis von € 40.- bringen wird, hält am Gehsteig und unsere Koffer werden in den Kofferraum verstaut. Auf Wiedersehen Ezio, auf Wiedersehen Rom! Bequem lassen wir uns in den Rücksitz fallen und genießen die Fahrt ganz ohne Koffer rollen und Umsteigen.
Am Flughafen angekommen checken wir rasch unser Gepäck ein und wollen uns noch ein wenig umsehen. Ein Mitbringsel vielleicht? Doch irgendwie werden wir nicht fündig. Die Läden hier sind entweder unleistbar teuer oder bieten einen Plunder, den wir ganz bestimmt nicht kaufen möchten.
Also hatschen wir zuerst in die eine Richtung, machen dann eine Pause für ein Nachtmahl-Weckerl und hatschen danach retour in die andere Richtung. So bringen wir die Zeit bis zum Abflug rum und freuen uns, endlich in der Luft und etwas später wieder zuhause in Wien zu sein.
Der Besuch in Italiens Metropole, der Ewigen Stadt, war ein Erlebnis und eine Bereicherung. Gut können wir uns vorstellen, einmal wieder zu kommen und uns all die Sehenswürdigkeiten anzusehen, die wir bei unserem jetzigen Aufenthalt nicht geschafft haben. Doch für dieses Mal halten wir es mit einem unserer italienischen Lieblingsliedermachern und summen leise „Grazie Roma ... lalalala”.
Über welchen Veranstalter habt Ihr Eure Reise gebucht? |
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Über keinen Veranstalter. Beides - sowohl Hotel (Sofitel Rome Villa Borghese) wie Flug (Austrian Airlines) - haben wir via Internet direkt beim Anbieter gebucht. |
Für den Flug Wien - Rom - Wien haben wir p.P. € 126.- bezahlt. Das Superior Zimmer im 5* Hotel (6 Nächte/ohne Frühstück) hat uns p.P. € 615.- gekostet. |
findest Du in unserem Fotoalbum Rom . Hier gleich ein paar Beispiele:
Zauberfee (E-Mail-Adresse bekannt) |
wieder ein wundervoller Reisebericht, wenn Reisebücher auch so toll geschrieben wären (vorallem mit soviel Herz), würde ich mir sogar welche kaufen :).
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