Heute Abend geht es also wieder zurück nach Hause. Beim Gedanken an die vielen Flugstunden, die uns bevorstehen, verdrehen wir alle jetzt schon die Augen. Aber zum Jammern haben wir dann noch Zeit genug und wir wollen unseren letzten Tag noch so richtig genießen.
Nach einem wie immer ausgezeichneten und sehr ausgiebigen Frühstück schnappen wir unsere Fotoapparate und begeben uns hinunter zur Fisherman's Wharf. Die gestern leider missglückte Bootsfahrt wollen wir heute mit dem ersten Schiff, das um 10:00 ablegt, nachholen.
Ein bisschen Zeit ist noch bis dahin und so schauen wir zuerst in die Cannery am Del Monte Square.
Wie der Name bereits nahelegt, handelt es sich um die einstmals weltgrößte Pfirsichdosenfabrik der Firma Del Monte, die revitalisiert und zu einer kleinen Mall mit verschiedenen Geschäften und Lokalen umgewidmet wurde.
The Cannery entstand 1907 gemeinsam mit einem angrenzenden Lagerhaus auf einem Grundstück, welches nach dem großen Erdbeben 1906 geräumt und anschließend von der California Fruit Canners Association, einem Zusammenschluss aus 18 Dosenherstellern, aufgekauft wurde.
Zu Spitzenzeiten wurden hier täglich 200.000 Pfirsichdosen befüllt und 2.500 Menschen fanden bis zur Depression 1937 in der Fabrik einen Arbeitsplatz. Danach sollte die Cannery abgerissen werden und es ist Leonard Martin zu verdanken, der die Fabrik 1963 kaufte und herrichten ließ, dass sie heute so ein Schmuckstückchen ist.
Die Geschäfte sind leider noch alle zu - wer geht schon vor 10:00 Vormittag shoppen? - doch so haben wir das Gebäude fast für uns. Überall gibt es Übergänge, freie Plätze und Terrassen, wo entweder üppiges Grün wunderbar zum Rot des Backsteinbaus kontrastiert oder wir einen tollen Ausblick auf das Meer und die umliegende Hafenumgebung genießen können.
alles Gratis! |
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Die Straßenbahn Linie 'F' |
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Treppauf treppab streifen wir durch die Cannery, machen hier und dort Fotos, um schließlich in Richtung Red & White Fleet weiter zu schlendern. Unterwegs erstehen wir noch einige Mitbringsel und Souvenirs, die den Daheimgebliebenen zeigen sollen, dass wir an sie gedacht haben.
Nach einer letzmaligen Runde durch Pier 39 - es ist immer noch zu früh, um an Board des Schiffes zu gehen und wir haben nach den gestrigen Erfahrungen keine Lust, lange an der Mole zu stehen - vorbei an den bunten Blumenbeeten und modernen Skulpturen, ist es endlich Zeit, unsere Rundfahrt durch die San Francisco Bay anzutreten.
Golden Gate Bridge |
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Als wir sehen, dass busweise Seniorenreisegruppen und Pfadfinderausflügler zum Pier 43 ½ stürmen sind wir froh, unter den ersten Passagieren zu sein, die an Board klettern. Wie heißt es so doch schön? „Rechtzeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze!”
Ausgerüstet mit einem kleinen umhängbaren Funkempfänger - Kanal 5 für den deutschen Begleittext - und einem Paar Kopfhörer für jeden von uns, erklimmen wir die steilen Stufen zum Oberdeck. Hier oben an der frischen Luft hat man einfach die beste Aussicht. Noch sitzen alle, aber das wird sich sicherlich bald ändern.
Und wirklich, nur wenige Minuten später ertönt eine Schiffsglocke über die Lautsprecher und wir legen ab. Zu den Erzählungen einer angenehmen Frauenstimme sehen wir nun die Stadtviertel und Sehenswürdigkeiten, welche wir in den vergangenen Tagen abgefahren und abgelaufen sind vom Meer aus.
Die Wisherman's Wharf, der Coit-Tower, North Beach und der Presidio - alles zieht an uns vorüber. Spätestens als wir unter der Golden Gate Bridge umdrehen und der Wind heftig an unseren Haaren zerrt, sind wir über unsere warmen Jacken trotz des strahlenden Sonnenscheins sehr froh.
Golden Gate Bridge |
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So von unten betrachtet ist die Golden Gate Bridge auch sehr imposant. Man kann sogar das Netz unter der Brücke sehen, welches für die Sicherheit der Brückenarbeiter gespannt ist. Einstmals rettete es 19 Arbeitern das leben, die anschließend so knapp dem Tod entgangen den „Half-Way-to-Hell-Club” gründeten.
Auch der Blick auf die Marin Headlands, nach Sausalito und auf Angel Island ist schön und so ganz anders als die Skyline von San Francisco. Tragisch, dass zu Beginn des 20. Jahrhundert hier das Sammellager für Immigranten war, von welchen manche bis zu 2 Jahre unter recht unwürdigen Verhältnissen hier verbringen mussten.
Als wir so auf das Wasser schauen kreischt Karin plötzlich begeistert auf! Neben dem Schiff sind zwei Rochen zu sehen, welche spielerisch ganz nahe der Wasseroberfläche schwimmen. Ein Foto schaffen wir leider nicht, da die beiden viel zu schnell wieder abtauchen. Trotzdem ist es eine einzigartige Begegnung für uns.
Golden Gate Bridge |
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Unser Schiff verlangsamt seine Fahrt, denn wir nähern uns nun der berühmt-berüchtigten Gefängnisinsel Alcatraz. Sämtliche Passagiere laufen mit ihren Fotoapparaten auf die Steuerbord-Seite. Wer so wie wir kein Ticket für eine Besichtigung ergattern konnte, kommt so nahe wie jetzt nicht mehr an den Felsen, „The Rock” heran.
Es ist schon ein ganz eigenes Gefühl, diesen Ort so aus der Nähe zu sehen, von dem manch schwerer Junge gerne ganz weit weg gewesen wäre. 29 Jahre lang, von 1934 bis 1963, war auf der Insel, die ein spanischer Forscher einst entdeckt und nach den Pelikanen benannt hatte, Amerikas berühmtestes Hochsicherheitsgefängnis untergebracht.
Von den 14 Fluchtversuchen waren alle erfolglos. Entweder wurden die Flüchtigen erschossen, sie ertranken in den eiskalten Fluten der San Francisco Bay oder wurden von den Haien verspeist. Ein Insasse schaffte es sogar an Land, wo man ihn halberfroren fand, wiederbelebte und zurück auf die Insel brachte. So ein verdammtes Pech!
Alcatraz - The Rock |
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Bevor wir uns wieder den Piers der Fisherman's Wharf zuwenden und somit unsere Bay Cruise zu Ende geht, kommen wir noch an San Franciscos zweiter berühmter Brücke vorbei. Es handelt sich dabei um die San Francisco-Oakland Bay Bridge.
Eigentlich sind es ja zwei unterschiedliche Brückenarten, eine Hänge- und eine Fachwerkbrücke, die durch einen Tunnel durch die Insel Yerba Buena miteinander verbunden sind. Auf der Brücke selbst sowie auch im Tunnel wird der Verkehr in einem eigenen Stockwerk pro Richtung geführt.
Besonders abends und in der Nacht ist die Bay Bridge schön anzusehen, da eine Lichterkette ihre Konturen aus der Dunkelheit hervor hebt.
Fisherman's Wharf ist wieder in Sicht und wir sind nach gut 1 Stunde wieder am Startpunkt unserer Rundfahrt angelangt. Das Wetter war klar, sodass wir gut fotografieren konnten und auch die Vögel haben sich heute gut benommen. Alles in allem ein sehr erfreulicher Ausflug!
Murals im Mission District |
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Zwar waren wir vor einigen Tagen schon einmal im Mission District und haben das bunte Treiben und die verschiedenen fremdartigen Geschäfte betrachtet, jedoch fehlen uns noch Fotos dieser wunderbaren, farbenprächtigen Wandmalereien, für die das Viertel berühmt ist.
Langsam fahren wir die Mission Street entlang, immer nach den Objekten der Begierde Ausschau haltend. In einer Seitenstraße werden wir fündig. Flugs wird das Auto geparkt und wir marschieren mit unseren knipsbereiten Fotoapparaten ein Stückchen in eine Gasse hinein.
Ja, hier gibt es Wandmalereien! Fußballmannschaften, Vögel fütternde Pensionisten, Familien, Surfer, alle möglichen Gestalten tummeln sich auf den Hauswänden. Trotzdem ist die Ausführung nicht ganz so toll, wie wir uns das vorgestellt haben.
Nachdem sich die erste Euphorie gelegt hat bemerken wir, dass wir hier in einem Obdachlosenviertel gelandet sind. Sandler lungern herum und es riecht ziemlich streng. Ähem, gehen wir lieber rasch zur Hauptstraße zurück!
Women's Building |
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Zurück im Wagen fahren wir langsam Richtung Financial District, als Karin plötzlich begeistert aufkreischt: „Da! Da hinten!” Nun ist das nicht unbedingt die geeignetste Navigationsanweisung für den Fahrer, doch nach einigen Annäherungsversuchen im Zickzack-Kurs stehen wir tatsächlich vor einem Gebäude mit dem imposantesten Gemälde, das man sich vorstellen kann.
Das Women's Building in der 18th Street, gleich hinter dem Mission Dolores Park, ist ein richtiges Kunstwerk. Hier haben sich Anfang der 90er Jahre 7 Künstlerinnen zusammen getan und ihre Vision von multikulturellem Miteinander zum Ausdruck gebracht.
Frauen aller Nationen haben zu allen Zeiten - oftmals im Verborgenen und unbedankt - durch soziales Engagement große Beiträge zum Weltfrieden geleistet. Mit diesem monumentalen Werk soll dies gewürdigt und gleichzeitig künftige Generationen ermutigt werden.
Entsprechend seiner Bedeutung trägt das Gemälde den Namen „Maestra Peace” und spielt damit sowohl auf „Masterpiece”, das Meisterstück, als auch auf Frauen und Frieden an.
Wir sind von der Wandmalerei richtig beeindruckt und können uns erst nach vielen, vielen Fotos von den farbenprächtigen und detaillierten Szenen lösen.
Als vorletzte Station unserer SF Abschiedstour haben wir uns das San Francisco Museum of Modern Art oder kurz SFMoMA aufgehoben. Doch zuvor müssen wir uns im Museumscafé noch schnell mit Caesar's Salad und Diet Coke stärken. Also sitzen wir ein bisschen in der Sonne, schauen auf die gegenüber liegenden Yerba Buena Gardens und unterhalten uns über den bevorstehenden Kunstgenuss.
Mit moderner Kunst ist das ja immer so eine Sache - einiges spricht einen an, anderes ist unverständlich oder befremdlich und manches findet man schlichtweg scheußlich. Doch mitunter ist es gerade das unangenehme Gefühl, das man beim Betrachten hat, welches der Künstler hevorrufen will, um auf etwas Bestimmtes aufmerksam zu machen. Somit hätte die (subjektive) „Scheußlichkeit” genau ihren Zweck erreicht. Doch bevor wir uns weiter in philosophische Betrachtungen versteigen, gehen wir einfach rein!
Als erstes Museum an der Westküste, welches ganz und gar der Kunst des 20. Jh. gewidmet war, wurde das SFMoMA 1935 von Grace L. McCann Morley gegründet. Das „M” für Modern ist übrigens erst 1975 dem Namen hinzugefügt worden.
Erstaunlich viele europäische Maler:innen sind hier vertreten und so können wir unter anderem Werke von Frida Kahlo, Paul Klee und Henri Matisse betrachten. Aber natürlich gibt es auch genügend Ausstellungsstücke moderner amerikanischer Künstler:innen, die wir bisher nicht gekannt haben.
So z.B. Hernán Díaz Alonso, der ganz bizarre biomorphe Strukturen als Architekturmodelle, digitale Animationen und Skulpturen unter dem Namen „Xefirotarch” ausstellt. Irgendwie erinnern die Stücke einerseits an Blutstropfen unter einem Mikroskop und andererseits an Filme wie „Terminator”. So nimmt es uns auch nicht Wunder, „Sangre” (Blut auf Spanisch) als Titel zu lesen.
Viel gibt es zu sehen und zu entdecken und gut finden wir, dass es zu den Werken oftmals ausführliche Erklärungen über die Gedanken der Künstler zu lesen gibt. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir sind erstaunt, dass es schon so spät ist.
Den zum Abschluss des heutigen Tages geplanten Abstecher zum Botanischen Garten lassen wir aus Zeitmangel sein und machen uns langsam auf den Weg zum Flughafen. Mal sehen, ob sich die ungewöhnlichen Inspirationen auf unsere Träume im Flugzeug auswirken werden.
alt |
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Entgegen unseren Befürchtungen gibt es keinen Stau auf dem Weg zum Flughafen und so sind wir nach rascher Rückgabe unseres Mietautos doch um einiges zu früh in der Abflughalle. Als ob wir nicht eh noch genug herumsitzen müssten!
Zu allem Überfluss sind wir auch noch extraeilig durch die Pass- und Handgepäckskontrolle und kommen erst bei den Gates drauf, dass sich die Shoppingmeile draußen befindet und hier nur ein paar eher mickrige Geschäfte und Lokale sind. Na super, dafür haben wir halt keinen Stress.
Bei einem Restaurant mit Blick auf das Rollfeld erklimmen wir die Barhocker und trinken Bier bzw. White Zinfandel. Aus der Konserve tönt die Arie einer italienischen Oper, die uns gut gefällt. Karin tippt auf Madame Butterfly.
Wir wollen's genau wissen und gehen an die Theke fragen. „Tja, ist eine Endlos-CD mit so einem sprechenden Namen wie Arien oder so” meint die erstaunte Bedienung. Was genau drauf ist? Keine Ahnung, who cares. Oh, was gibt es doch für Kulturbanausen!
Ein wenig Abwechslung verschaffen uns auch die Automaten, welche die Immigration Officers bei der Ausreise ersetzen. Pass rein, linker Zeigefinger, rechter Zeigefinger, Blick in die Kamera und danke, ciao, baba. So die Theorie. In der Praxis funktioniert das bei jedem zweiten Passagier nicht und es steht mehr Hilfspersonal herum, als wir jemals Immigration Officers gesehen haben.
Aber auch diese Hürde nehmen wir und dann ist es endlich soweit und wir können in den Flieger klettern. Mit den Sitzen haben wir diesmal leider nicht so viel Glück wie beim Herflug und müssen mit weniger Beinfreiheit auskommen. Als wir uns einigermaßen gemütlich niedergelassen haben, kommt die besondere Draufgabe.
Neben Karin pfercht sich eine Dame gigantischen Ausmaßes unter Ächzen und Stöhnen in den Sitz. Die Lehne muss sie sofort zurück klappen, da sie sonst ihren Bauch nicht unterbringt und ihre Taille quillt links und rechts über die Armstützen. Dumm nur, dass darunter nun das Kontrollzentrum für Karins On Board Entertainment begraben liegt.
Bitte nicht falsch verstehen, wir haben wirklich kein Problem mit ein bisschen mehr Speck auf den Rippen. Es ist halt nicht so einfach, die Idealfigur zu behalten. Aber wenn es nicht mehr nur einen selbst sondern auch andere Fluggäste körperlich beeinträchtigt, ist das sowohl seitens Fluglinie als auch seitens korpulentem Passagier eine Zumutung.
Doch spätestens beim Essen - das Herunterklappen des Tischchens war Karins Nachbarin aufgrund der Leibesfülle nicht möglich - hatten die Flugbegleiterinnen ein Einsehen und offerierten der Dame einen einzelnen Notsitz. Zum Glück für alle Beteiligten!
Beide Flüge verliefen ansonsten völlig ereignislos und so waren wir froh, Freitag Abend mit etwas wundem Sitzfleisch wieder zu Hause zu sein. Viel haben wir gesehen und erlebt, das wir nicht missen möchten. Und das Wetter scheinen wir mitgebracht zu haben, denn es hat jetzt auch in Wien nur mehr angenehme 20°. Wie war das doch gleich mit dem kältesten Winter?
Ich suche ein gutes Hotel und eine Autoverleihfirma. Habt Ihr da eine Empfehlung? |
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Na ja, wir selbst nicht aber Peter - einer unserer Besucher - hat uns folgende Tipps zugesandt: Falls ihr mal ein tolles Hotel sucht, dann empfehle ich das Holiday Inn Fisherman's Wharf - nette Zimmer, Parkplatz und das wirklich BESTE Frühstück der Stadt. Auch die Autoverleihfirma Dollar ist, zumindest das was ich festgestellt habe, die Beste von allen. |
findest Du in unserem Fotoalbum San Francisco . Hier gleich ein paar Beispiele:
Doris Werner |
Hallo,
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flo (E-Mail-Adresse bekannt) |
hallo ich finde euren reisebericht echt supa und will dieses jahr auch nach san francisco mit einem freund fliegen. wir wollen so um die 10 tage fliegen und hätten eine frage und zwar wieviel geld man ca für essen pro tag braucht wenn man so billig wie möglich essen will. danke im voraus cu |
Ulrike Burger (E-Mail-Adresse bekannt) |
Hallo,
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dhi |
Schöner Reisebericht, der Lust auf mehr macht.
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