Das Schloss des kleinen Prinzen

 

„Prinz Eugen hat es erbaut, Kaiser Franz hat es erwählt, um die Seele von der Last des Herrschens zu erleichtern…”
Inschrift auf Schloss Hof

An einem Sonntag im Oktober 2006 beschließen wir, wieder einmal einen Ausflug zu unternehmen. Es ist immer noch ein ungewöhnlicher warmer Herbst und Karin zieht es ins Freie - „Sachen machen” wie das bei Viktor Gernot & Michael Niavarani in Ihrem Kabarettprogramm „Gefühlsecht” so treffend heißt. Wohin also?

Wir haben ja unsere NÖ-Card und die sollten wir ausnutzen, solange einerseits das Wetter so schön ist und andererseits die Sehenswürdigkeiten noch nicht Winterpause eingelegt haben. Ein Schloss wollen wir sehen. Und einen Garten. Schloss Hof! Das ist die Idee, denn da gibt es beides und noch ein bisschen mehr. Gesagt, getan und schon sind wir mit dem Cabrio auf der Flughafenautobahn unterwegs ins Marchfeld.

Nach obenDie Marchfeldschlösser

Schloss Hof
IconSchloss Hof
Alcea rosea - Stockrose

 

Schloss Hof
Ansicht vom Garten

 

In den Auen um Hainburg, nahe der slowakischen Grenze, lagen die Gebäude Jahrzehnte lang vergessen wie in einem Dornröschenschlaf. Vereinzelte Wanderer, die durch das Marchfeld zogen, warfen kaum mehr als einen halbinteressierten Blick auf die verfallenen Gemäuer und auch bei den Baumschützern, die Anfang der 80-er in Scharen kamen, standen die Ruinen nicht im Mittelpunkt des Interesses.

Erst die kürzliche Teilrevitalisierung, die 2005 abgeschlossen wurde, brachte den Glanz längst vergangener Tage zurück und machte die Marchfeldschlösser wieder zu dem, was sie einst waren: Orte für höfisches Vergnügen, kaiserliche Gesellschaften und hochwohlgeborene Feste, barocke Juwelen im Grünen.

Eckartsau, Niederweiden und Hof sind die Schlösschen, welche nach der geglückten Renovierung schmuck erstrahlen und einladende Stationen am Themenweg „Vom Werden der Schönheit” bilden. Auf unserem Weg nach Schloss Hof, dem größten der Marchfeldschlösser, kommen wir auch am kleinen Schloss Niederweiden vorbei.

Es gehörte einst Maria Theresia, die viele Räume im damals sehr modernen China-Stil ausstatten ließ. Auch sollen manche Zimmer mit an die Decke wachsenden Bäumen und rankenden, exotischen Pflanzen bemalt sein. Heute kann man im zierlichen Lustschlösschen Kaffee und Kuchen genießen oder es für sein privates Fest mieten.

Wir werfen Niederweidens flatternden Fahnen noch einen Blick im Vorbeifahren zu und folgen der Straße weiter zur größeren Anlage.

Nach obenErster Rundgang in Schloss Hof

Schloss Hof
barocke Figuren im Eingangsbereich

 

Schloss Hof
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Brunnen mit Fontäne und Wasserspeiern

 

Schon der riesenhafte Parkplatz vor Schloss Hof ist von imperialem Ausmaß und heute kaum gefüllt. Fein, dann gibt's sicher kein Gedränge! Nahe dem Eingang finden wir ein adäquates Platzerl, stellen unser Auto ab und folgen dem geschotterten Weg.

Bevor wir in ein kleines Wäldchen treten, können wir uns auf einer großen Tafel mit Plan vom Gelände schon einem einen ersten Überblick verschaffen. Ah! Da gibt es nicht nur das Schloss selbst, sondern auch den Meierhof, der mindestens genauso groß, jedoch viel verwinkelter ist. Wir sind gespannt!

Und wirklich - kaum haben wir das kleine Wäldchen wieder verlassen, als uns schon lustiges Geschnatter entgegen tönt. In einem kleinen Weiher, der zum Meierhof gehört, schwimmt allerhand verschiedenartiges Federvieh und macht lautstark auf sein Dasein aufmerksam. Das trauen sie sich aber auch erst jetzt, wo ihnen der Suppentopf wesentlich ferner ist, als einst zu kaiserlicher Zeit .

Schloss Hof
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Blick in den Ehrenhof

 

Der Eingang ist dank NÖ-Card rasch passiert und wir wenden uns nun dem Schloss zu. Der Himmel weist ein strahlendes Herbstblau auf, welches einen tollen Hintergrund zu den Barockfiguren bildet, die das große Wasserbecken säumen und Sonne läßt funkelnde Reflexionen zwischen den Wasserspeiern aufglänzen. Von der leichten Anhöhe bieten sich die Rückseite des Schlosses und der Ehrenhof dem bewundernden Blick der Besucher dar.

Letzteren überqueren wir nach einigen Fotos und betreten die sommerliche Residenz. Schnell ist uns klar, dass wir unbedingt eine Führung mitmachen möchten und so kaufen wir flugs zwei Karten im Kontor. Die Zeit bis zum Beginn wollen wir noch im Freien nutzen und so gehen wir durch die Sala Terrena in den Garten.

Nach obenBarock-Garten und Meierhof

Meierhof

 

Meierhof

 

Über mehrere Terrassen erstreckt sich die Gartenanlage vor uns, neigt sich sanft den Wiesen und Auwäldern des Marchflusses zu und der Hügelkette, die sich im bläulichen Dunst verliert.

Wie das Schloss selbst wurden auch die Gartenanlagen von Johann Lucas von Hildebrandt, einem der bedeutensten mitteleuropäischen Architekten seiner Zeit, kaiserlichem Hofingenieur und Erbauer bekannter wiener Sehenswürdigkeiten wie das Obere und Untere Belvedere, die Peterskirche, einige Stadtpalais und Kirchen, entworfen. Die viel bewunderte Komposition aus Schloss und umgebendem Park mit Skulpturen, Brunnen, Pavillions und ornamentalen Beeten erfreute dereinst viele Besucher und suchte ihresgleichen.

Lange Zeit fristeten die Gärten ein verwildertes Dasein von Schutt begraben und Unkraut überwachsen. Gemeinsam mit der Revitalisierung des Schlosses wurden auch sie anhand von Gemälden und den Aufschlüssen, welche gartenbauliche Grabungsarbeiten gaben, rekonstruiert. Die Ornamente wurden aus kleinen Buchsbäumchen wieder gebildet, die Flächen mit Muschelkies, Ziegel- und Kohlenstaub gelegt und die Beete üppig und bunt bepflanzt. Bald wird alles angewachsen und wieder zu einem lebendigen Pflanzenteppich verwoben sein.

Doris
IconDoris

 

Meierhof
IconMeierhof

 

Noch sind nicht alle Gartenterrassen wieder hergestellt und so verlassen wir die Parkanlage, um den Meierhof zu besuchen. Einst hat die Meierei dazu gedient, die höfische Gesellschaft für die Dauer ihres Aufenthaltes mit allem Notwendigen zu versorgen. Dazu zählten natürlich in erster Linie Lebensmittel, sodass Tiere gehalten und Obst, Gemüse und Kräuter gezüchtet wurden.

Aber auch Gegenstände des täglichen Gebrauches wurden hier hergestellt. Es gab z.B. eine Drechslerei oder auch eine Korbflechterei. Heute sind einige Bereiche des Meierhofes wieder mit kleinen Schaubetrieben bevölkert, sodass man die Handwerkskunst von enst bewundern kann.

Auch viele Tiere leben heute wieder hier, doch müssen sie ihr Dasein nicht mehr mit Bangen vor dem Kochtopf fristen. Es gibt einen Streichelzoo, der vor allem die Kleinen sehr erfreut, Pferde, Schafe, Ziegen, Enten, Hühner, Gänse und auch ungarische weiße Esel, die einmal sogar auf der Liste der gefährdeten Tiere geführt wurden. Bei unserem Besuch lernen wir ein wenige Tage altes Eselmädchen namens Doris kennen - entzückend!

Unter Nussbäumen finden wir ein paar verlassene Hängematten und lassen für einige Minuten Leib und Seele baumeln. Die Meierei mit ihren Stuben und Höfen vermittelt wirklich einen äußerst idyllischen Eindruck.

Kein Wunder, dass uns da auch die große, sonnige Terrasse des Gasthofes zu Kaffee und Kuchen einlädt. Ein Blick auf die Uhr - „Ja, geht sich noch aus!” - und schon genießen wir flaumige Mehlspeisen und je eine Melange. Wenig später wandern wir zurück zum Schloss und finden uns pünktlich zur Führung ein.

Nach obenGeschichte und G'schichterln

Schloss Hof
IconSchloss Hof

 

Schloss Hof
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Blick vom Balkon in den Park

 

Unser Führer durch das Schloss ist ein junger Mann, der sich als Peter vorstellt. Gemeinsam mit einer handvoll anderer Interessierter folgen wir ihm über die Treppe ins Obergeschoss und gelangen in den ersten Saal. Die Wände sind verstellt, die Bilder verhängt und die Möbel abgedeckt - hier wird uns ein Eindruck vermittelt, wie das Schloss ausgesehen hat, wenn es nicht gerade zur Jagd, einer Gesellschaft oder sommerlichem Vergnügen bevölkert war. Selbige Gelage wurden einst vom legendären Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen hier veranstaltet, denn schließlich war Hof ja auch sein Lustschlösschen. Eines von mehreren übrigens - berühmter ist wahrscheinlich noch das wiener Belvedere, das dem gleichen Zweck diente.

Eugen, Prinz von Savoyen-Carignan (* 18. Oktober 1663 in Paris; † 21. April 1736 in Wien) war Franzose und ursprünglich für eine geistliche Laufbahn vorgesehen. Seine Liebe zum Militär und Louis XIV. Überbewertung körperlicher Vorzüge bescherten Österreich allerdings seinen „edeln Ritter”. König Ludwig lehnte Prinz Eugens Bitte um ein Batallionskommando nämlich wegen dessen Kleinwüchsigkeit und schwächlichem Aussehen rundweg ab.

Von den Türken arg bedrängt war Kaiser Leopold I. da schon wesentlich weniger wählerisch und nahm Prinz Eugen gerne in seine Dienste auf. Im Heer des Herzogs Karl von Lothringen befreite er gemeinsam mit den Kameraden durch die Schlacht am Kahlenberg Wien von der Belagerung durch die Osmanen. Dieses Ereignis brachte Prinz Eugen seinen Ruf als „Türkenretter” ein und begründete seine steile militärische Karriere als junger Feldherr.

Schloss Hof

 

Schloss Hof
IconSchloss Hof

 

Schloss Hof

 

Schloss Hof entstand 1725 bis 1729 und gilt als letztes großes Bauprojekt des schöngeistigen Prinzen. Da es Eugen von Savoyen mehr zu seinen eigenen Geschlechtsgenossen denn zur Damenwelt hinzog, blieb er ohne Nachkommen und so fiel das Schloss nach seinem Tod seiner Nichte zu.

Von jener hat es dann Kaiserin Maria Theresia erworben 1755, da sie von dem Jagdsitz so angetan war. Um es bequemer zu haben und auch mehr Platz für Gäste zu schaffen, ließ sie das Gebäude kurzerhand aufstocken und prägte wesentlich sein heutiges Aussehen.

Unter den Räumen, die wir im Verlaufe der Führung besuchen, ist ein Speisesaal, dessen Tisch sich unter barockem Festschmaus schier zu biegen scheint. Türme an exotischen Früchten, kunstvoll arrangiertes Zuckerwerk, Wild, Geflügel - alles was das Herz begehrt. Uns hätte es wahrscheinlich nicht gemundet, da man im Barock recht viel Gewürze an die Speisen tat, sodass man den ursprünglichen Geschmack kaum mehr merken konnte. Der Grund dafür ist, dass Gewürze teuer waren und man ja schließlich seinen Reichtum demonstrieren wollte.

Etwas Mobiliar, das aus verschiedenen Depots wieder zurück geholt wurde, ist in den Zimmern zu bewundern, sowie chinesische Seidentapeten oder auch die ornamentreichen und bestickten Stoffe aus Indien in Kaiserin Maria Theresias Schlafzimmern. Sie vermitteln einen Eindruck über die Vorliebe, welche man seinerzeit dem Exotischen entgegen brachte.

Schloss Hof
Sala Terrena

 

Schloss Hof
IconSchloss Hof

 

Schloss Hof

 

Außergewöhnlich ist der Witwen- oder Trauerstil, den man in einigen Gemächern der Kaiserin sehen kann. Nach dem Tod ihres Gemahles Franz Stefan von Lothringen im Jahre 1765, ließ sie die Ausschmückung ihrer Räumlichkeiten auf wenige schwarze oder silbrige Ornamente reduzieren.

Dies war zwar auch andernorts üblich, jedoch blieb der Witwenstil nur so lange erhalten, bis ein neuer Besitzer Änderungen nach seinem Geschmack durchführen ließ.

Auf unserem weiteren Weg durch das kaiserliche Lustschloss, kommen wir auch am großen Festsaal vorbei. Es wird gerade ein Konzert gegeben und so lauschen wir einige Minuten Mozarts Klängen, während wir hinten ganz leise durch den Saal Richtung Kapelle schleichen. Psst, nicht stören!

Treppab geht's nun wieder ins Erdgeschoss und wir beschließen die Führung in der Sala Terrena. Dieser Saal, der das Schloss mit den Gärten verbindet, ist über und über mit Stuck verziert - unter den Augen heldenhafter Statuen spielen herzige Putten, während Gewächse bis an die Decke ranken. Von den Vergoldungen, die früher hier überall angebracht waren, künden noch einige wiederhergestellte Verzierungen rund um einen Türrahmen. Alles zu restaurieren käme derzeit einfach zu teuer.

Tja, kurzweilig und interessant war die Führung und wir sind erstaunt, wie schnell die Zeit verflogen ist. Peter entlässt uns mit einigen Abschiedsworten in den Garten, wo wir nochmals die prachtvolle Aussicht genießen. Uns hat es gut gefallen und wir sind sicher, dass wir schon bald wiederkommen werden - am 2. und 3. Dezember ist schließlich Adventmarkt in Schloss Hof.

Nähere Informationen, Veranstaltungstermine sowie Fotos der Innenräume (das Fotografieren derselben ist leider nicht gestattet) findest Du auf der Webseite Kaiserliches Festschloss Hof.

Nach obenWeitere 28 Fotos von dieser Reise

findest Du in unserem Fotoalbum Das Schloss des kleinen Prinzen . Hier gleich ein paar Beispiele:

zum Fotoalbum "Schlosshof 2006"

 

zum Fotoalbum "Schlosshof 2006"

 

zum Fotoalbum "Schlosshof 2006"

 

zum Fotoalbum "Schlosshof 2006"

 

zum Fotoalbum "Schlosshof 2006"

 

Viel Vergnügen beim Betrachten!

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