am Museumsplein |
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Nein, was für eine Unzeit! Um 03:40 fängt das Radio an zu spielen und mahnt uns 5 Minuten später mit Gepiepse aufzustehen. Nur die Tatsache, dass es ja in den Urlaub geht, lässt uns ohne Murren aus den Federn krabbeln.
Wohin es diesmal überhaupt geht willst Du wissen? Na nach Amsterdam! Noch bei unserem winterlichen Stockholmbesuch haben wir beschlossen, dem nördlichen Europa bei unseren Städtereisen heuer treu zu bleiben und uns so für die Hauptstadt der Niederlande entschieden.
Aber noch sind wir zu Hause in Wien. Frühstück wollen wir uns am Flughafen besorgen, also geht es direkt in die Dusche. Nachdem wir gestern schon alles hergerichtet haben sind wir rasch fertig, sodass wir nur mehr unsere gepackten Koffer schnappen und gehen müssen. Auch das Taxi wartet bereits vor der Türe - bestens organisiert.
Kein Verkehr auf der Tangente um diese Uhrzeit und so sind wir in kaum 20 Minuten am Flughafen. Erst einmal suchen, wo wir für Skyeurope einchecken müssen. Ah, Terminal 2! Dort, wo die Urlaubsbomber alle beladen werden .
Prinsengracht |
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Das Check-In ist zäh und die Flugassistentin wenig freundlich. Wir schieben das mal auf den frühen Arbeitsbeginn und sind froh, bereits im Voraus Sitze reserviert zu haben.
Kulinarisch ist erwartungsgemäß noch nicht viel los am Flughafen. Wir statten Starbucks einen Besuch ab und erstehen einen New York Bagel mit Cream cheese und Lachs sowie ein Ciabatta mit Mozarella und Paradeisern. Die Wasserfläschchen, die wir vor der Gepäckskontrolle brav ausgetrunken haben, werden auch nochmals gefüllt.
Das Boarding startet verspätet, was sich aber glücklicherweise nicht auf unseren Abflug auswirkt. Über die Exit-Row sind wir wieder mal sehr froh, da sie uns genügend Beinfreiheit gewährt. Dafür erstaunt uns die Flugbegleitung - sehr, sehr jung, sehr, sehr schlank und teilweise kaum des Englischen mächtig. Naja…
Als die Wagerln mit der kostenpflichtigen Verpflegung durch den Gang rollern, packen wir unser mitgebrachtes Starbucks-Frühstück aus. Den Lachsbagel müssen wir uns merken, weil er sehr gut schmeckt. Das Ciabatta muss nicht so dringend wiederholt werden.
Kaum sind wir mit dem Essen fertig, fällt Karin auch schon in Tiefschlaf. 03:40 ist einfach keine Zeit zum Aufstehen für kleine Elfen. Alexander sieht sich auf seinem iPod Touch einen Film an und so vergeht die Zeit rasch und ohne besondere Vorkommnisse.
Leidsegracht |
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Überpünktlich kommen wir in Amsterdam Schipohl an und sind ganz entzückt, dass es sonnig ist. Hat der Wetterbericht nicht etwas von Regen gemeint? Egal! Koffer vom Förderband genommen und nach dem Zug nach Amsterdam Centraal gesucht.
Der ist auch gleich gefunden und die € 7.60 für 2 Einfachtickets finden wir auch nicht teuer. Minuten später sitzen wir auch schon im 1. Stock des modernen Intercitys und fahren durch das flache Land Richtung Zentrum, das wir rund 20 Minuten später erreichen.
Hier am Hauptbahnhof nehmen wir uns ein Taxi und lassen uns den restlichen Weg zu unserem Hotel chauffieren. Das Hotel Toro liegt in einem Wohnviertel gleich am Vondelpark und man empfängt uns freundlich an der Rezeption.
Leider ist unser Zimmer noch nicht fertig und so lassen wir unser Gepäck hier, erkundigen uns nach Öffis und einem Lageplan und machen uns auf den Weg. Jetzt geht's aber richtig los mit unserem Amsterdam-Urlaub!
Eine Zeit lang marschieren wir entlang der Schienen der Straßenbahnlinie 2. Vorbei an hübschen Wohnhäusern, Cafés und dem einen oder anderen Geschäft. Wir möchten uns gerne Fahrscheine kaufen und suchen nach einem Gemischtwarenhändler, wo wir diese erstehen können. Weit und breit nichts zu finden.
Alexander wird es zu dumm und er fragt kurzerhand eine Dame, die in einem der Cafés im Schanigarten sitzt. Wortreich erklärt sie uns den Weg zum nächsten Supermarkt und verabschiedet uns mit einem „Good luck!”. Scheinbar brauchen wir das wirklich, denn nach einer weiteren ¼ Stunde schlendern, sind wir zwar am Museumsplein aber vom versprochenen Supermarkt ist weit und breit nichts zu sehen.
Wir beschließen noch die paar Schritte bis zur Bootsablagestelle zu gehen, die wir vom Taxi aus gesehen haben. Die Sonne lacht vom quietschblauen Himmel und das wollen wir für eine Bootstour durch die Grachten nutzen. Die restliche Woche hat der heimische Wetterdienst nämlich Regen vorhergesagt.
Prinsengracht |
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Prinsengracht |
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Wir kaufen bei Blue Boat Cruises 2 Tickets und erhalten nebst diesen noch alle möglichen Prospekte. Da es noch 15 Minuten bis zur nächsten Tour dauert, beginnt Alexander zu lesen. Ah, da gibt es eine Amsterdam-Card namens I amsterdam, bei der die öffentlichen Verkehrsmittel, einige Museen und auch diese Bootstour inkludiert ist. Das wollen wir!
Wir gehen zurück zum Schalter und fragen, ob ein Umtausch der Tickets auf 2 solcher Karten möglich ist. Kein Problem. Wenig später halten wir 2 Amsterdam-Cards, 2 72-Stunden Fahrkarten für Öffis sowie 2 kleine Büchlein mit Hinweisen zu den Sehenswürdigkeiten und Gutscheinen in Händen. Jetzt sind wir mal für die ersten Tage unseres Aufenthalts gerüstet.
Die Bootstour verspricht 75 Minuten Fahrt durch Heren-, Prinsen-, Keizer- und Reguliersgracht. Neben uns sitzen 2 Französinnen mit einem tretenden Kind am Achterdeck im Freien. Das Kind scheint von der Grachtentour nur mäßig begeistert. Am Vergnügtesten ist es, wenn es seine kleinen Füßchen gegen Alexanders Schienbeine donnern kann. Na wie herzig!
Keizersgracht |
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Brouwersgracht |
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Die Sonne scheint, dass es eine Lust ist und wir gleiten unter Linden, Ulmen und Platanen durch die beschatten die Grachten. Entzückende, schmale, teilweise schiefe Häuser mit Giebeln und allerlei Zierrat an den Fassaden ziehen an uns vorbei.
Idyllische Cafés mit Fahrrädern säumen Ufer und Brücken. Die schmalen, windschiefen Häuser weisen kaum Balkone auf, dafür sitzen junge Leute in den hohen Fenstern auf Kissen und lassen die Beine vom Sims herunter baumeln.
Von den Ausführungen des Audio guides ist hier heraußen nichts zu hören, aber das macht uns gar nichts. Wir sind an der frischen Luft, können nach Herzenslust fotografieren und die Geschichten kann man ja im Reiseführer nachlesen.
Nach 1¼ Stunden sind wieder zurück und wollen nun ein nettes Lokal für unser Mittagessen suchen. Alexander schlägt das Hard Rock-Café gleich vis-a-vis vor aber da alle Tischchen draußen besetzt sind, wird es das Irish Pub „Aran” daneben. Wir bestellen 2 Corona (ok, nicht besonders irisch) und essen Hamburger und Salat mit Rindsfilet und Avocado.
Beides schmeckt sehr gut. Wir sitzen da mit Blick auf die Gracht und die vorbeifahrende Boote, Beine haben wir auf das Mäuerchen vor uns hochgelegt und grinsen in die Sonne. Hach geht's uns gut!
Oudeschans |
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Danach machen wir einen ausgiebigen Grachtenspaziergang nach unserem Reiseführer. Im 17. Jahrhundert, gerade zu der Zeit, in welcher der Handel florierte und das Selbstbewusstsein der Stadtbewohner wuchs, wurde dieses Wahrzeichen von Amsterdam geplant. Daniel Stalpaert hieß der Architekt, der 1664 den Anfang des Jahrhunderts entworfenen Plan des Grachtengürtels kurzerhand erweiterte, die Kanäle verbreiterte und zu beiden Seiten von prachtvollen Häusern in verschiedenen Baustilen säumen ließ.
Am Singel, in der Keizers-, Heren-, Reguliers- und Prinsengracht finden wir ein architektonisches Gesamtkunstwerk, welches vom Goldenen Zeitalter Amsterdams erzählt. Die Häuser sind aufgrund der altertümlichen Bauvorschriften und dem weichen Boden allesamt schmal, hoch und relativ einheitlich.
Große Fenster vermindern zusätzlich das Gewicht des Mauerwerks und dienen als Ein- und Ausladeluke für z.B. Möbel oder andere sperrige Güter, die über einen außen an den Fassaden angebrachten Flaschenzug geliftet werden.
Wer die Unterschiede der Häuser wahrnehmen und sich ihre Geschichten erzählen lassen möchte, der muss sich auf die Details einlassen. Simse, Giebel und Giebelsteine sind es nämlich, die von der einstigen Verwendung der Gebäude zeugen oder etwas über ihre Erbauer bzw. Bewohner verraten.
Bis zur Einführung der Hausnummern zeigten die oft kunstvoll bemalten oder behauenen Steine an, um was für ein Haus es sich handelte. So zierte der Anker das Matrosenheim, einen Eimer schleppende Magd wies auf das Milchgeschäft hin und die Arche Noah war das Armenhaus.
Auf den Simsen geht es mitunter auch recht sagenhaft zu, wenn Georg den Drachen tötet, Delfine spielen oder Fortuna ihr Füllhorn dem Glücklichen ausschüttet. Will man all das sehen, muss man also einen Spaziergang á la Hans Guck-in-die-Luft machen und den Kopf weit zurück in den Nacken legen. Und das tun wir auch ausgiebig.
Nach einer ganzen Weile schauen und staunen, legen wir eine Kaffeepause ein. Vor einem Ecklokal an einer der Grachten stehen Tische und die Sitzbänke laden mit dicken, roten Polstern zu einer Rast ein. Sehr angenehm und belebend sind das Ausruhen und der starke Espresso.
Als wir wieder weiter schlendern, kaufen wir bei einem Kiosk Wasser für unterwegs. Macht € 3.- und ein kleines Sprite dazu noch mal € 3.-. Na bumm, schön teuer! Morgen werden wir nicht vergessen, unsere Wasserflaschen mit Leitungswasser aufzufüllen.
Den Grachtenspaziergang laufen wir jetzt ohne Reiseführer fertig. Das ständige Stehenbleiben, Nachlesen und Absuchen von Fassaden hat uns recht müde gemacht. Wir fahren einige wenige Stationen mit der Bim und gehen dann ein Stück durch den Vondelpark in Richtung unseres Hotels. Es wurlt richtig hier!
Die Atmosphäre in dem großen Park erinnert uns ein wenig an Central Park in Manhattan. Natürlich gibt es viele Fahrräder, junge Leute liegen in der Wiese, Kinder spielen, usw. Eine Wochenendidylle. Besonders fällt uns eine „Fahrradbar” auf, die immer wieder unseren Weg kreuzt.
Da sitzen 15 Personen rund um einen Tresen, auf dem die Getränke stehen. Beim Trinken tritt man in die Pedale und erstaunlicherweise bewegt sich das Vehikel nach vorne. Witzig und sicherlich ganz gesund, da man den zu sich genommenen Alkohol beim Strampeln gleich wieder abbauen kann.
Der Weg zu unserem Hotel ist doch sehr weit, sodass wir auf die Hauptstraße schwenken, um uns mit der Bim anzunähern. Wir marschieren durch die schöne, ruhige Wohngegend mit netten Häusern. Wie in vielen nördlichen Ländern gibt es keine Vorhänge hier, sodass wir ein bisschen schauen können, wie Leute so wohnen. Sehr nett!
Über den Grund der fehlenden Vorhänge gibt es übrigens so manche Spekulationen. Sie reichen von Napoleon, der den Fensterbehang verbieten ließ, weil er dahinter konspiratives Gemunkel befürchtete bis zu den Protestanten, welche es einfach gerne transparent haben wollten. Einerlei, uns gefallen die Einblicke.
Es fängt an zu regnen und wir beschleunigen unseren Schritt. Im Hotel angekommen ist unser Zimmer jetzt natürlich fertig und die Koffer auch schon oben. Das Zimmer ist nett und hübsch eingerichtet, aber Alexander hat es sich größer vorgestellt. Erst als Karin sagt, dass Amsterdam platzmäßig wie London ist, findet er sich mit der relativen Größe ab.
Die Lage ist jedenfalls sehr schön im ersten Stock mit Blick auf das Wasser und den Park dahinter. Kein Straßenlärm, keine Stimmengewirr aus Bars oder Lokalen, nur Vogelgezwitscher, das sanfte Trommeln der Regentropfen und das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln. Hier werden wir schlafen wie die Engerln.
Unsere sieben Sachen sind schnell in dem an einen Spind erinnernden Kasten und im Bad verteilt. An dem Tisch vor dem großen Fenster schreiben wir ein bisschen am Reisebericht und bearbeiten die Fotos vom Tag. Dann wagen wir uns zum Abendessen hinaus. An der Rezeption erfahren wir, dass der Amstelveenweg nur ca. 10 Minuten vom Hotel entfernt ist und es jede Menge kleinere Lokale dort gibt. Mit einem ausgeborgten Schirm bewaffnet gehen wir los.
Ein Steakhouse lacht uns an und wir kehren ein. Filetsteak bzw. Tunfischsteak bestellen wir uns, dazu Bier und Wasser. Alles schmeckt uns sehr gut, aber auch hier empfinden wir die Preise als relativ teuer. Für 2 Wasser, ein kleines Bier und besagtes Essen zahlen wir € 50.-.
Zurück im Hotel - es hat aufgehört zu regnen, jöh! - gibt es noch einen Nespresso für jeden von uns. Schnell den Reisebericht in Stichworten fertig schreiben und schon wollen wir nur mehr ein wenig Fernschlafen. Ach, die Füße sind so müde, wir sind gar nichts mehr gewöhnt ... Na-acht!