Guten Morgen! Dämmerlicht fällt durch das kleine Fenster unseres Schlafzimmers und weckt uns sanft. Da es Sonntag ist, herrscht hier auf der ohnehin ruhigen und verträumten Kleinseite ganz besondere Stille.
Wir bleiben noch ein wenig in den bequemen Betten liegen - Frühstück gibt's ja eh nicht vor 07:00 Uhr - und plaudern über unsere Vorhaben für den heutigen Tag.
Einen dieser Spaziergänge wollen wir machen, und zwar den, der uns auf die Prager Burg und durch die Kleinseite führt. Sollte das Wetter wirklich schlecht werden, der Wetterbericht verheißt leider gar nichts Gutes, dann bietet uns die Burg genug Museen, dass wir uns in trockenen Innenräumen aufhalten können.
Die Vorfreude auf Sehenswürdigkeiten und zugegebener Maßen auch auf ein Frühstück lassen uns schlussendlich doch aus den Betten hüpfen und die Morgentoilette in Angriff nehmen.
Kleinseite |
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Wenig später klettern wir im gegenüberliegenden Gebäudetrakt unters Dach. Dort befindet sich nämlich der Speisesaal, der um diese Zeit noch ganz uns beiden allein gehört. Das Personal ist freundlich und auch der deutschen Sprache mächtig und das Buffet liegt unberührt und recht reichhaltig vor uns.
Alexander greift zu Speck und Ei während Karin den Tag mit Müsli und Obst beginnt. Dazu gibt's Tee und Orangensaft. Nach einem zweiten Gang zum Buffet - diesmal Süßes für Alexander und Ei sowie Gemüse für Karin - sind wir satt und wollen aufbrechen. Perfektes Timing, denn die ersten anderen Gäste sind schon im Anmarsch und verbreiten ihre Ansicht über Stadt, Land, Leute und das Frühstück lautstark in uns verständlicher Sprache. Danke nein, wollen wir nicht hören und so verschwinden wir einen schönen Tag wünschend die Treppe hinunter.
Im Zimmer schnappen wir unsere Fotorucksäcke, ziehen die warmen Anoraks an und machen uns auf zur heutigen Tour.
Kleinseite |
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Auf der Straße sind kaum Touristen unterwegs, geschweige denn Tschechen, die an diesem Sonntagmorgen sicherlich ausschlafen oder bestenfalls schon beim Frühstück sitzen. Wir steigen ein paar Treppen hinauf und folgen den sich windenden Gässchen nach oben auf den Hradschin, den Burgberg.
Dabei müssen wir immer wieder stehen bleiben, uns gegenseitig auf Besonderheiten an den liebevoll renovierten Häuschen aufmerksam machen und fotografieren. Die Schilder, die man vielerorts über den Hauseingängen sieht, stammen noch aus der Zeit, bevor es Hausnummern gab und dienten dazu, die Häuser zu identifizieren.
So findet man auch heute noch „Zu den zwei Sonnen”, „Zum grünen Krebs” oder „Zu den drei Geigen”. Wenig erstaunlich, dass die Restaurants oder kleinen Hotels, die nunmehr in den alten Gemäuern untergebracht sind, ebenfalls diese Namen tragen.
Blick über die Stadt |
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Auf unserem Weg nach oben sehen wir schon bald jenes üppig mit schwarz-weißem Sgraffito verzierte Haus, welches uns die Nähe zur Burg ankündigt.
Oben angelangt weht ein scharfer Wind und macht unsere wieder einmal den Fotoapparat umschließenden Finger klamm. Nichtsdestotrotz ist die Aussicht wunderschön.
Rechts der Laurenziberg mit seiner Sternwarte, an dessen Hängen schon einige Obstbäume blühen, vor uns die Moldau, von mehreren Brücken überspannt. Auch die beiden Türme der Karlsbrücke sind deutlich sichtbar und aus der Altstadt kann man das eine oder andere Gebäude gut erkennen - Prag heißt ja nicht umsonst die Stadt der 100 Türme.
Mit leisem Bedauern betrachten wir die Wachen, die in ihren dunkelblauen Uniformen, mit prächtigen Kordeln verziert, in zugigen Wachhäuschen zu beiden Seiten des Burgtores postiert sind.
Natürlich mit steinerner Miene, obwohl sich bereits die ersten Touristen zögerlich nähern und selbstverständlich kleine Japanerinnen mit aufs Bild möchten.
Wir durchqueren den ersten und zweiten Burghof und nähern uns dem St.-Veits-Dom, der die vielen Palais, Kirchen, Kapellen und profanen Bauten aller Epochen, welche die Prager Burg bilden, mächtig überragt. Dass keine Schlange vor der Eingangstüre ist, wollen wir sogleich ausnutzen und gehen ins Gotteshaus hinein.
Psst, Messe ist gerade! Nein, da wollen wir nicht stören und kommen nach einem kurzen Blick in das imposante Innere lieber zu einem passenderen Zeitpunkt wieder.
Gleich gegenüber dem Dom finden wir ein Touristoffice, wo wir zwei Tageskarten für alle Sehenswürdigkeiten der Prager Burg sowie je einen Audioguide in Deutsch erstehen. Sehr gut! Jetzt können wir nach Herzenslust ein Museum nach dem anderen in unserem eigenen Tempo abgrasen und uns dazu Geschichte und Geschichten erzählen lassen.
Eintritt Prager Burg (6 Sehenswürdigkeiten): Kc 350.- (ca. € 13.-) pro Person
Wir beginnen mit dem Königspalast, in welchem seit der ersten steinernen Befestigung im 11. Jahrhundert die böhmischen Fürsten wohnten. Beeindruckend ist der gotische Vladislav-Saal, den wir nun betreten.
Von wahrlich königlichen Ausmaßen ist der Raum, den ein fast spielerisch wirkendes Gewölbe bedeckt und so können wir uns gut vorstellen, dass hier einstmals Stände und kleine Geschäfte, sowie Händler mit diversen Waren eine Atmosphäre wie auf einem Markt verbreiteten. Die sich windenden schönen Bögen wurden um 1490 vom bekannten Baumeister Benedikt Ried entworfen.
Auch die Böhmische Kanzlei, Schauplatz des Prager Fenstersturz von 1618, sehen wir uns an. Neben der wunderbaren Aussicht durch die großen Fenster, ist es vor allem ein niederländischer Kachelofen, der uns heute besonders beeindruckt. Kein Wunder, da er doch bei dem unfreundlich kalten Wetter hier in der Amtsstube wohlige Wärme verbreitet.
alter Königspalast |
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Farbenprächtig sind Wappen der Beamten, die im Saal des Landtags einstmals tagten. Die Schilde zieren Wände und Decken der dazugehörigen Stuben. Auch eine Sammlung alter Bücher ist sehr sehenswert.
Ein Spruch an der Wand, der übersetzt ungefähr bedeutet: „Kein Beamter wird auch nur einen Buchstaben niederschreiben, bevor er nicht mit klingender Münze bezahlt wurde.” entlockt uns ein Schmunzeln. Sind die alten Zeiten doch noch nicht so lange vorbei?
Noch den einen oder anderen Raum besichtigen wir, bevor wir schlussendlich die Sonderausstellung in den Burgkellern besuchen.
Hier, in den ältesten Räumlichkeiten auf der Prager Burg, wird die 1000-jährige Geschichte derselben präsentiert. Fundstücke, Repliken, Restaurationen wechseln einander ab. Dazwischen multimediale Erlebnisse und Musikuntermalung.
Die Fülle an geschichtlicher Information ist unglaublich. Besonders nett finden wir, dass es offensichtlich auch eine Art Schatzsuche oder fast schon Rätselrallye für die ganz jungen Besucher gibt. Aus den Untiefen der Burgkeller wieder ans Tageslicht gekommen, widmen wir uns nun der St. Georgs Basilika.
St. Georgs Basilika |
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St. Georgs Basilika |
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Diese älteste romanische Kirche Prags ist die Vorgängerin des St.-Veits-Doms. In ihrem schlichten, fast schon strengen Inneren beherbergt sie die sterblichen Überreste der Hl. Ludmilla.
Ludmilla war Böhmens erste Märtyrerin und die Großmutter Wenzels, die den Knaben christlich erzog. Das war Schwiegertochter Drahomira gar nicht recht und so ließ sie Ludmilla beim Gebet mit einem Schal erdrosseln. Nette Verwandtschaft!
Nun sieht unser Plan den Besuch des Goldenen Gässchens vor. Viel hat dieser romantische Winkel der Prager Burg schon gesehen. Einstmals waren die winzigen Häuschen zu Beginn des 16. Jahrhundert Wohnstatt für Burgwache und Schützen. Im 17. Jahrhundert kamen die Goldschmiede und gaben der kleinen Gasse auch den Namen, den sie bis heute trägt.
Später verkamen die historischen Handwerksbehausungen zu Slums, in denen die Ärmsten der Armen sowie Kriminelle Unterschlupf fanden. Erst in den 1950ern nahm man sich des Schandflecks an, siedelte die Bewohner um und restaurierte die kleinen Häuser.
Sogar berühmte Schriftsteller wie Seifert oder Kafka nahmen hernach eine Zeit lang hier Wohnung. Heutzutage sind in den winzigen Häuschen ebenso winzige Lädchen untergebracht, die Souvenirs und typisch böhmische Handwerkskunst anbieten.
In einem dieser klitzekleinen Geschäfte erstehen wir zwei originelle Lesezeichen. Es sind bunte Garnschnüre, an deren Ende kleine Zinngegenstände geknüpft sind. Wir haben eine Teekanne mit Teetasse sowie eine Sardinendose und eine goldene Sardine gewählt. Eine nicht alltägliche Erinnerung an unseren Besuch hier.
Abgang in den Dalibor-Turm |
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Am Ende des goldenen Gässchens befindet sich der Dalibor-Turm. Benannt nach dem gleichnamigen Ritter, diente er lange Zeit als Kerker. Ritter Dalibor wurde ins Gefängnis gebracht, weil er es wagte, Aufständischen Schutz zu gewähren.
Bis zu seiner Hinrichtung fristete er nun sein Dasein im Turm und lernte Geige spielen. Aus Mitleid - ob für sein Schicksal oder doch für das Geigenspiel ist ungewiss - brachten ihm die Leute zu Essen und Trinken, sodass er wenigstens wohlgenährt sterben konnte.
Immerhin hätte er ja vorher auch verhungern können, was dazumal keine Seltenheit war. Wir sind uns jetzt gar nicht sicher, was gnädiger gewesen sein mag. Den grausigen Ort verlassen wir und wenden uns wieder bergauf. Das Palais Lobkowitz soll eine sehr schöne Gemäldesammlung beinhalten.
Das Palais finden wir auch glücklich, allerdings beherbergt es derzeit nur ein Café und ein Restaurant. Von Gemälden weiß keiner der Anwesenden etwas und weiter Räumlichkeiten sind auch nicht zugänglich. Na macht nichts!
Vis-a-vis duftet es verführerisch nach gegrillten Würstchen und eine kleine Aufwärmpause tut uns sicherlich gut. Gedacht getan und nur wenig später sitzen wir bei Wurst und Cola bzw. einem Cappuccino in einem der zahlreichen Burgcafés. Während Karin im mitgebrachten Reiseführer blättert, fällt ihr auf, dass es neben der St. Georgs Basilika auch das Kloster gibt. Hier können wir aber Bilder ansehen! Also zahlen und wieder Richtung Dom hinauf.
Das St. Georgs Kloster wurde 973 von Fürst Boleslav gestiftet und seine Schwester Mlada diente hier als erste Äbtissin. Ob er ihr so eine unliebsame Ehe ersparte? Überhaupt ist es sehr erstaunlich, dass die böhmischen Frauen sich im Falle des Klosterlebens mit diesem Benediktinerinnenkloster progressiver zeigten als ihre männlichen Ordensbrüder, die erst später ein Kloster gründeten.
Eines der vielen "Fenstergeschäfte" |
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Zwischenzeitlich wurde das ehrwürdige Ordenshaus in Kasernen umgewandelt und erst seit der Rekonstruktion, die 1974 beendet wurde, sind hier Gemälde der böhmischen Nationalgalerie ausgestellt.
Fotografieren ist hier verboten, weswegen wir auch unsere Fotorucksäcke und die Anoraks in der Garderobe abgeben sollen. Dort nimmt man auch alles entgegen - mit Ausnahme der Fotoapparate. Sind zu heikel, könnten wegkommen ...
Wir schlendern durch mehrere Stockwerke und bewundern überwiegend sakrale barocke Kunstwerke. Gemälde von Petr Brandl wie die Büste des sprechenden Apostels oder Statuen des Bildhauers Matyas Bernard Braun gelten als bedeutendste Werke des böhmischen Barock.
Karin haben es vor allem detailreiche Stillleben mit Wildbret und Gemüse angetan, während in Alexander insgesamt nur mäßige Begeisterung für die darstellende Kunst aufkommt. Nun gut, wenden wir uns also dem Höhepunkt unseres Besuches auf der Prager Burg zu, dem St.-Veits-Dom.
Waren heute Morgen während der Messe noch keine anderen Touristen hier, so gibt es jetzt eine unübersehbare Menschenschlange, die sich über den Burghof windet. Glücklicherweise handelt es sich hierbei nur um jene Besucher, die kein zusätzliches Ticket lösen wollen und daher nur den hinteren Trakt des Doms besichtigen.
Nicht so wir! Wenn wir schon einmal hier sind, dann wollen wir uns auch alles ansehen und vor allem auch auf den Turm hinauf und die Aussicht auf Prag und das Umland genießen. Außerdem verlangt die böhmische Küche nach etwas körperlicher Ertüchtigung in Form von Stiegen steigen.
Rasch ist die weitere Eintrittskarte gelöst und schon haben wir die Sperre passiert und dringen ins Innere des gewaltigen Gotteshauses vor. Wir nehmen in einer der Bänke Platz und lauschen eine Weile der Stimme aus unserem Audioguide. Hui, das ist aber schon seeeehr detailreich erklärt. Wir beschließen, lieber umher zu wandern und nur die Nummern anzuhören, die uns wirklich interessieren. Das ist viel effizienter so.
Karin ist ganz begeistert von der Farbenpracht des von Alfons Mucha gestalteten Glasfensters. Dieser bedeutende Jugendstilkünstler - man könnte direkt sagen, was Klimt für Wien, das ist Mucha für Prag - stellte hier Szenen aus dem Leben von St. Kyrill und St. Methodius dar.
St.-Veits-Dom |
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Viele Kunstschätze beherbergt die Kathedrale, die sich im Wesentlichen in vier Bauteile gliedern lässt. Da ist einmal die Rotunde des Hl. Wenzel aus dem 10. Jahrhundert. Ihr folgen Überreste der späteren Basilika aus dem 11. Jahrhundert. Dann kommt die gotische Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert und zuletzt gibt es noch die diversen Aus- und Anbauten aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Sehr auffällig ist das Grab des heiligen Johannes von Nepomuk, das ganz aus massivem Silber gearbeitet ist und die Seite rechts des Hochaltars dominiert. Johannes von Nepomuk, der auch auf der Karlsbrücke zu bewundern ist, war zu Zeiten König Wenzels IV. Beichtvater von dessen Gemahlin.
Jedoch soll er sich nicht nur aufs Zuhören beschränkt haben, sondern war der Königin auch rechtlicher Beistand. Er beriet sie, was sie gegen die Scheidung tun könnte, die Wenzel anstrebte. Kein Wunder, dass dem Herrn König dies nicht genehm war und er den Geistlichen kurzerhand ertränken ließ.
Viel später fand man dann die Überreste des Leichnams, welche erstaunlicherweise eine konservierte Zunge im Schädel aufwiesen - dachte man zuerst. Untersuchungen der vermeintlichen Zunge ergaben jedoch, dass es sich bei der biologischen Masse eher um Reste des Gehirns handelte. Sehr grauslich!
Jedenfalls wurde alles zusammen gepackt und in diesem opulenten Silbergrab im St.-Veits-Dom beigesetzt. Johannes von Nepomuk wurde wegen eben dieser schwer verwesenden Teile heiliggesprochen. Na ja, ob es auch einen Hl. Formaldehyd gibt? Das Zeugs konserviert ja auch alles Mögliche.
Eine andere Legende besagt, dass Johannes von Nepomuk sterben musste, weil dem König die Wahl eines Abtes nicht passte. Die Todesart ist aber die gleiche - sei's nun wegen der Königin oder wegen des Abtes.
Ebenfalls sehenswert ist die Kapelle des Hl. Wenzels, die auch hier in der Kathedrale untergebracht ist. Die Wände sind über und über mit gotischen Fresken aus dem Leben des Heiligen bedeckt. Sie erinnern uns in ihrer Farbenpracht an die St. Chapelle in Paris. Verschiedene Kunstgegenstände aus Gold und Halbedelsteinen schmücken den Raum, allen voran eine goldene Monstranz in Form eines Kirchturms.
Wenzelskapelle |
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Bevor wir uns der letzten und anstrengendsten Etappe unseres Dom-Besuches widmen, wollen wir noch schnell einen anderen Ort aufsuchen. Dieser befindet sich jedoch außerhalb der Kirche. Können wir mit unserem Ticket raus und wieder herein? „Ja, kein Problem” meint der Aufseher freundlich, wir sind nicht die Ersten, die dieses Bedürfnis haben.
Erleichtert machen wir uns wenig später auf, die 287 Stufen bis zur Turmspitze hinauf zu steigen. Na, das ist eine ganz schöne Anstrengung, aber nur nicht schwächeln!
Oben angelangt müssen wir erst ein paar Sekunden verschnaufen und wieder abkühlen, bevor wir die Anoraks schließen und auf die zugige Aussichtsplattform hinaus treten. In einer langsamen Runde mit vielen Fotos genießen wir das Panorama, das sich uns von hier oben bietet.
Der Weg nach unten ist Dank der Schwerkraft leichter und nur drei japanische Mädels mit Drehwurm bremsen im unteren Drittel der Treppe unser Tempo.
So, den St.-Veits-Dom hätten wir auch ausgiebig besichtigt, was kommt als Nächstes? Die Gemäldegalerien der Prager Burg stünden jetzt auf dem Programm mit bedeutenden Werken aus Barock und Renaissance. Nein, wir schmollen! Im Palais Lobkowitz wollten wir Bilder sehen und da hat man uns nicht lassen und hier ... Im Ernst, wir sind schon ein bisserl müd und da auf den Tickets kein Datum steht, kommen wir lieber an einem anderen Tag wieder.
Eintritt St.-Veits-Dom: Kc 100.- (ca. € 3.70) pro Person
am Weg zu Loreto |
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Beim Verlassen der Burg werden wir noch auf Loreto aufmerksam, das nur 5 Minuten von hier entfernt ist. 1626 hat Katharina Gräfin von Lobkowitz hier eine Nachbildung der Santa Casa, des Hauses der Jungfrau Maria, errichten lassen. Seither zählt die Loreto-Kapelle zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorten im ganzen Land.
Knapp 40 Jahre später wurde dann ein Kloster um die Santa Casa gebaut und abermals 60 Jahre danach haben die Dientzenhofers, Vater und Sohn, beide barocke Baumeister, die Fassade mit üppiger Dekoration entworfen.
Leider ist in der gesamten Anlage das Fotografieren verboten, was uns besonders wegen der Santa Casa leid tut. Für uns ist diese Nachbildung Marias Wohnstatt nämlich etwas noch nie Gesehenes, das wir gerne auch bildlich festgehalten hätten.
In der Kirche wird der Altar zu beiden Seiten von Mumien flankiert. Prächtig gekleidete Skelette mit wächsernen Totenmasken wachen in der Kapelle aus dem 18. Jahrhundert.
Wirklich schön ist die Schatzkammer, die im ersten Stock des Klosters untergebracht ist. Mehrere prächtig verzierte barocke Monstranzen sind hier ausgestellt, die wunderbar detailliert ausgearbeitet sind. Perlen, Korallen, Halbedelsteine und natürlich viel Gold schmücken diese sakralen Gegenstände.
Interessant haben wir übrigens die Unzahl an Beichtstühlen gefunden, die im Kreuzgang verteilt sind. Und allesamt recht einsichtig. Ob da noch Vorhänge vorkommen, bevor man seine Sünden beichtet?
Wieder auf der Straße klettern wir noch ein paar Treppen auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinauf, um einen besseren Überblick über das Portal mit den Barockfiguren zu haben und natürlich noch ein paar Außenaufnahmen zu machen, wenn schon innen nicht erlaubt war.
Eintritt Loreto: Kc 110.- (ca. € 4.10) pro Person
Saal der Philosophie |
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Auch nicht weit von hier ist noch eine weitere Sehenswürdigkeit, die Karin unbedingt sehen möchte. Das Prämonstratenserkloster Strahov beherbergt eine der größten alten Bibliotheken des Landes und die Fresken des philosophischen sowie des theologischen Saales sind weithin berühmt. Zurecht, wie wir einige Minuten später feststellen.
Zwar sind wir erst ein bisschen enttäuscht, da wir nur bis zur Türschwelle vortreten, schauen und ein paar Fotos machen dürfen (dafür haben wir extra bezahlt), aber das Deckenfresko von Maulbertsch, welches das menschliche Streben nach Wissen zeigt, ist wirklich beeindruckend. Interessant auch, dass der Bibliothekssaal 1782 erbaut und extra an die alten Bücherschränke angepasst wurde.
Der zweite Saal beherbergt ein paar sehr schöne alte Globen und ist mit Fresken von William Blaeu dekoriert. Auf ihnen sind verschiedene Szenen aus Literatur und Wissenschaft dargestellt.
Kloster Strahov |
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Ansonsten gibt es ein paar Schränke mit Muscheln und präpariertem Meeresgetier, eine äußerst interessante Maschine zur Erzeugung elektrostatischer Aufladung und Wände voll alter Bücher, die wie die Geburtenregister in unserem Hofkammerarchiv aussehen. Die beiden wunderbaren Säle sind aber jedenfalls eine Besichtigung wert!
So, den Burgberg haben wir heute wahrlich gründlich erkundet und jetzt gehen wir wieder hinunter Richtung Kleinseitner Ring.
Ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass wir die für eine Besichtigung der Prager Burg in unserem Reiseführer vorgeschlagene Zeit nur ganz knapp überzogen haben. Laut Programm wäre jetzt ein Mittagessen vorgesehen, dass bei uns aber bestenfalls eine späte Nachmittagsjause wäre. Auch egal, schließlich wollen wir ja keine husch-pfusch Kulturtour machen.
Eintritt Strahov: Kc 80.- (ca. € 3.-) pro Person + Erlaubnis zum Fotografieren: Kc 50.- (ca. € 1.85) pro Person
Nikolauskirche |
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Nikolauskirche |
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Der Kleinseitner Ring wird von einer großen Kirche dominiert, die dem Hl. Nikolaus geweiht ist. Sie gilt als das spätbarocke Meisterwerk der Dientzenhofers, die allerdings beide ihre Vollendung nicht erlebten. Die Nikolauskirche müssen wir selbstverständlich auch noch ansehen.
Im Inneren freuen wir uns, auf die Galerie hinaufgehen und nach Herzenslust knipsen zu können. Aus der Nähe betrachtet wirken die Deckenfresken gleich noch imposanter als vom Boden aus.
Besonders angetan hat es uns die Barock-Orgel, die mit musizierenden Engeln geschmückt ist. Eines der kleinen, durchaus wohlgenährten Himmelswesen scheint mit einer Begeisterung in die Pauken zu schlagen, dass es nur so eine Freude ist!
Wieder zurück im Kirchenschiff betrachten wir ausgiebig die 4 Statuen der Kirchenväter, die unter der mit Fresken bedeckten Kuppel platziert sind. Der wehrhafte Kyrill ist gerade dabei, dem Teufel mit seinem Bischofsstab den Schädel einzuschlagen. Recht kriegerisch, die Herren Bischöfe!
Eintritt Kirche zum Hl. Nikolaus: Kc 60.- (ca. € 2.30) pro Person
So, jetzt können wir aber wirklich nimmer! Die Füße tun uns weh, hungrig sind wir und müde. Auch die Aufnahmefähigkeit ist nach diesem langen Tag schon recht eingeschränkt.
Auf dem Weg nach Hause in unsere Reitschule versorgen wir uns noch mit Cola und Sandwiches. Im Hotel Appia angekommen heißt es dann nur mehr Schuhe ausziehen - welche Erleichterung - etwas essen und ab in die Heia. Mehr dann morgen, wenn wir wieder ausgeruht, frisch und munter sind. Gute Nacht!