Riga Altstadt

Stalins Geburtstagstorte

 

Daugava

 

Guten Morgen! Die Sonne blinzelt durch die Vorhänge herein und weckt uns sanft aus einem tiefen und erholsamen Schlaf.

Obwohl wir der Matratze wegen des sehr weichen Eindrucks zunächst recht skeptisch gegenüber standen, hat sie sich als ausgesprochen angenehm für unsere Rücken herausgestellt. Doch nun aufgestanden, waschen, anziehen und ab zum Frühstück.

Das Wetter verspricht schön zu werden und so hat Alexander gleich kurze Hosen angezogen, während Karin einen Kompromiss mit ¾ Länge eingeht.

Das Frühstück wird im Restaurant mit Wintergarten und Terrasse eingenommen. Es ist noch ein wenig frisch draußen und so nehmen wir an einem Tisch im Wintergarten Platz. Zunächst glauben wir, dass es das Frühstück nur á la carte gibt, da man uns zur Frage nach Tee oder Kaffee auch eine kleine Speisekarte reicht, auf der erstaunlicherweise aber Entree steht.

Rathausplatz, Schwarzhäupterhaus
IconRathausplatz, Schwarzhäupterhaus

 

Skulptur 500 Jahre Christbaum

 

Wir bestellen Tee und wählen jeder ein frisch zubereitetes Omelette. Während wir warten bemerken wir, dass es im hinteren Teil des Restaurants ein wunderbares Früh­stücks­buffet mit ganz wunderguten Dingen gibt - klein aber erlesen. Dort tun wir uns gütlich, finden Kefir und frische Früchte für Karin sowie Brot, Schinken und Käse für Alexander. Na, das fängt ja schon super an!

Als dann die Omelettes kommen, sind diese wirklich ein Hammer. Erstens riesig und zweitens ausgezeichnet! Karins Käseomelette hat auch noch frischen Salat inklusive Dressing eingeschlagen, fast wie eine Salatpizza.

Wir bestellen auch noch Prosecco und ein Glas Orangensaft, wobei ersteres erstaunlicherweise im Preis inkludiert ist, zweiteres jedoch extra. Soll uns recht sein.

Wir lassen uns alles gut schmecken und beschließen, morgen jedenfalls ein Omelette zu teilen, denn für eine Person ist es fast zuviel.

Nach dem Essen geht's nochmal kurz aufs Zimmer, unsere Siebensachen schnappen.

Nach obenMarkthallen (Zeppelinhallen)

Markthallen

 

Markthallen

 

Danach hirschen wir unternehmungslustig los in Richtung Markthallen. Ein Marktbesuch gehört einfach dazu, wenn man Land bzw. Stadt und Leute kennen­lernen möchte.

Nirgends geht das so gut wie unter Hausfrauen, die ihren täglichen Bedarf decken und zwischen Bauern aus dem näheren Umland, welche ihre Produkte feilbieten. Dazwischen wird goustiert, genascht und Schwätzchen gehalten.

Markthallen Blumen
IconMarkthallen Blumen

 

Markthallen Blumen
IconMarkthallen Blumen

 

Der Rigaer Zentralmarkt hat auch mit einer baulichen Besonderheit aufzu­warten, denn die heutigen Markthallen waren einmal die wetlgrößte Zeppelin-Werft.

Die lettische Regierung kaufte die von der kaiserlichen deutschen Armee aufgegebenen Zeppelin-Hangars aus dem Ersten Weltkrieg und begann 1924 mit den Umbau­arbeiten für einen Zentralmarkt. Am 2. November 1930 öffnete dann der Markt seine Pforten.

Zu sehen gibt es auf dem Frei­gelände neben Obst und Gemüse aus der Region auch viele Sommer­blumen, was natürlich Karins hortophile Seele besonders erfreut. Wir streifen durch die Reihen voll bunter Blumentöpfe und besuchen im Anschluss auch die Hallen selbst.

Markthallen
IconMarkthallen

 

Denkmal zu Ehren der Revolutionäre des Jahres 1905
IconDenkmal zu Ehren der Revolutionäre des Jahres 1905

 

Fleischhalle

 

Hier ist das Angebot eher mäßig. Eine Halle ist den Fleischern gewidmet, ein zweite den Fischern bzw. Fisch ver­arbeitenden Betrieben. In beiden riecht es recht streng, sodass unser Aufenthalt im Inneren nur von kurzer Dauer ist.

Wir verlassen den Markt am oberen Ende wieder und nun weiter Richtung Altstadt. Ein Stück weit folgen wir der Daugava, kommen vorbei am Denkmal zu Ehren der Revolutionäre des Jahre 1905 und dem einen oder anderen netten Tor, das in der ansonsten eher unwirtlicheren Gegend hier doch noch einen einladenden Eindruck vermittelt.

Nach obenHop-on Hop-off, die erste Runde

Sowjetisches Siegesdenkmal (Uzvaras Piemineklis)

 

Daugava

 

Nach einigen Minuten Fußweg haben wir den Rathausplatz erreicht und das es schwül ist und wir vom Laufen ein klein wenig müde sind, scheint uns eine Riga Bus Tour recht verlockend.

Wir erhoffen uns, so auch Vierteln kennenzulernen, die wir vielleicht in unserem Reiseführer nicht gleich finden, müssen nicht laufen und wenn es uns wo besonders gut gefällt, können wir dank Hop-on Hop-off jederzeit aus- und wieder einsteigen.

Ja, das machen wir und schon haben wir zwei Tickets mit 2 Tage Gültigkeit vom überglücklichen Bus­fahrer erstanden. Abfahrt soll in wenigen Minuten sein und so klettern wir in den oberen Stock des Doppel­deckers und setzen uns die frag­würdigen Kopfhörer auf.

Ahja, Ludmilla singt baltische Weisen, von denen wir schon bald genug gehört haben und daher lassen wir doch lieber wieder die Gespräche der Mitfahrenden und die Geräusche von draußen an unsere Ohren.

Teatru Iela 9, Botschaft Italien

 

Nationaltheater Rigas, Stadtwappen
IconNationaltheater Rigas, Stadtwappen

 

Alsbald geht die Tour auch schon los und bringt uns über eine Brücke auf das gegen­über­liegende Ufer der Daugava, wo ein größerer Park und das sowjetische Siegesdenkmal zu sehen sind.

Sonst gibt es das eine oder andere moderne Firmen­gebäude und etwas weiter vom Ufer entfernt so manches eher schon verfallene Wohnhaus. Eine unspannende Gegend.

Über die Vansu Brücke führt die Tour zurück auf die Altstadt­seite der Daugava, wo wir auf uns bereits bekannten Pfaden an den vielen schönen Fassaden der Häuser vorbeifahren.

Diesmal fällt uns das Stadtwappen Rigas besonders auf, das eine Dachgaube des Nationaltheaters ziert.

Lettische Kunstakademie

 

Wir erfahren auch, dass das Haus, dessen Dach mit der von 3 Atlanten getragenen Weltkugel aus Buntglas die italienische Botschaft beherbergt und schmunzeln über eine silberne Venus von Villen­dorf, die ihre über­bordende Weiblichkeit vor der lettischen Kunstakademie präsentiert. So ist auch Österreich in Lettlands Hauptstadt entsprechend repräsentiert.

Bald schon ist die Route der Green Line beendet und wir steigen wieder am Rathausplatz aus. Den zweiten Teil der Tour, die Blue Line, wollen wir später oder vielleicht auch erst morgen machen.

Unsere nächste Anlaufstelle für eine Besichtigung per pedes ist nun das Schwarzhäupterhaus, das wir gestern bereits von außen gesehen haben.

Nach obenRathausplatz und Schwarzhäupterhaus

Schwarzhäupterhaus
IconSchwarzhäupterhaus

 

Schwarzhäupterhaus
IconSchwarzhäupterhaus

 

1334 wurde das Gebäude als „Neues Haus der Großen Gilde” erstmals urkundlich erwähnt. Ursprünglich im gotischen Stil errichtet, wurde es mehrfach um- und ausgebaut. Im 17. Jahrhundert bekam es eine Renaissance Fassade und die astronomische Uhr.

Wenn man glaubt, man stünde hier vor oder in einem vorbildlich restaurierten historischen Gebäude, dann irrt man allerdings sehr, denn im 2. Weltkrieg wurde das Schwarzhäupterhaus komplett abgerissen und erst Ende des 20. Jahrhunderts originalgetreu rekonstruiert. Das Neue Haus ist also wirklich sehr neu!

Schwarzhäupterhaus, Keller

 

Schwarzhäupterhaus
IconSchwarzhäupterhaus

 

Innen kann man ohne Führung durch die verschiedenen Räumlichkeiten wandern, in denen sich einst die jungen ausländischen und unverheirateten Kaufleute versammelten. Ein Jung­gesellen­club der Handel­treibenden sozusagen.

Das schwarze Haupt ist übrigens das des Hl. Mauritius, dem Schutzheiligen des Heeres und der Handwerker, der aufgrund seines Geburtsortes Theben, oft als Mohr dargestellt wurde. Die Compagnie der Schwarzen Häupter gibt es übrigens noch heute mit dem Sitz in Bremen, das wie Riga zu den Hansestädten gehört.

Wir durch­wandern das Schwarz­häupter­haus vom Keller bis zum Dach, unter welchem sich momentan auch eine Ausstellung zeit­genössischer Kunst befindet, die wir ebenfalls kurz besichtigen.

Nach obenGroße und kleine Gilde

Kleine Gilde

 

Kleine Gilde

 

Gleich im Anschluss gehen wir zu den Häusern der Großen und Kleinen Gilde, um auch diese zu besuchen. Als wir in das Haus der Kleinen Gilde eintreten, ist alles stock­finster und es ist mucks­mäuschen­still.

Wir schauen uns vorsichtig um und finden einen älteren Herren in einem Kabäuschen, das man auch als Verkaufs­schalter für Eintritts­karten interpretieren könnte.

Höflich fragen wir auf Englisch nach, ob eh geöffnet ist und wir die Räumlich­keiten besichtigen können. Statt einer Erklärung bekommen wir in aufgrund des stark russisch klingenden Akzents recht harschem Ton zu hören „Read information” und werden mit einem Finger­zeig zurück zum Eingang geschickt.

Kleine Gilde

 

Kleine Gilde
IconKleine Gilde

 

Kleine Gilde
IconKleine Gilde

 

Ja, ja das Schild, auf dem die Eintritts­preise stehen, haben wir schon gelesen, es sagt allerdings nichts über Öffnungs­zeiten. Nun gut, wir nehmen das Beste an, zücken den passenden Betrag aus dem Geld­börsel und halten diesen dem mürrischen Aufpasser hin.

Es klappt! Wir bekommen Eintrittskarten und der kleine Sonnenschein erhebt sich tatsächlich aus seinem Kabäuschen und dreht für uns in allen Räumen das Licht auf.

Mutter­seelen­alleine durch­wandern wir nun Raum um Raum und sehen uns alles in Ruhe und völlig ungestört an. Sieht das Haus der Handwerks­gilden schon von außen wie ein mittel­alterliches Schlösschen aus, so wird dieser Stil auch im Inneren ganz und gar fortgesetzt. Mit den neugotischen Verzierungen und Mosaiken erinnert das Dekor stark an Neu­schwanstein, das ja ebenfalls aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammt.

Kleine Gilde

 

Kleine Gilde

 

Überall rund um Türen und Fenster sind deutsche Sinnsprüche angebracht, welche die Handwerker zu Redlichkeit, Fleiß, Ehrlichkeit und Bescheiden­heit ermahnen und ein wenig moralinsauer anmuten. Die bunten Glasfenster wurden erst ein wenig später angebracht und überhaupt wurde das gesamte Gebäude im Jahr 2000 generalsaniert.

Was uns nebst der Tatsache, dass wir hier alle Zeit der Welt haben, um alles zu lesen und zu betrachten noch besonders gefällt ist, dass wir auch alles nach Herzenslust fotografieren dürfen. Zwar sind die Licht­verhältnisse recht gedämpft, aber die eine oder andere gute Aufnahme gelingt trotzdem.

Kleine Gilde
IconKleine Gilde

 

Kleine Gilde

 

Vor dem Verlassen suchen wir noch die Toiletten auf, die zu beiden Seiten der Haupt­treppe gelegen sind. Dies ist deswegen erwähnenswert, weil sie riesengroß, blitzsauber, nur für uns und im Eintritts­preis inkludiert sind. Alles in allem ein sehr erfreulicher und empfehlenswerter Besuch!

Nun spazieren wir zum Schwedentor, der ältesten noch erhaltene mittelalterliche Toranlage Rigas. Das Tor wurde 1698, also während der schwedischen Herrschaft, in die Stadtmauer gebrochen, nachdem diese aufgrund neuer Befestigungs­anlagen ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatte. Daher kommt auch der Name dieses Durchbruchs.

Kleine Gilde
IconKleine Gilde

 

Hinter dem barock anmutenden Giebel aus 1927 rechts des Tordurchgangs verbirgt sich der Jürgensturm. Ein mittel­alterlicher Wachturm, der einst das Zuhause von Rigas Henker war.

Auch wir spüren jetzt unsere Kehlen - sie sind trocken und wollen dringend befeuchtet werden. Gleich gegenüber steht die Johannes­kirche mit einer großen, Schatten spendenden Linde, unter der sich ein kleiner Gast­garten befindet. Hier lassen wir uns nieder und löschen unseren Durst.

Alexander mit einem großen Bier, Karin mit einem Birnen Cidre, der ein wenig herb schmeckt. Karin ist begeistert, da sie allzu süße Getränke nicht so gerne mag und der Cidre somit voll und ganz ihren Geschmack trifft.

Nach obenJugendstil in Riga - Elizabetes und Alberta Iela

Elizabetes Iela 10b, Jugendstilgebäude

 

Antonijas Iela 8, Jugendstilgebäude

 

Elizabetes Iela 10b, Jugendstilgebäude
IconElizabetes Iela 10b, Jugendstilgebäude

 

Im Anschluss entern wir ein weiteres Mal den Bus der Green Line und machen nun die zweite Hälfte der Tour, die uns ins Rigaer Jugendstilviertel bringt. An der Elizabetes Iela hält der Bus und angelockt vom geheimnisvollen Lächeln einer Fassade steigen wir aus. Sicher können wir hier einen Spaziergang machen und viele, viele Fotomotive finden.

Karin hat die Fahrt bisher in aller Ruhe genossen. Sie ist so klein, dass sie im Stehen genau die Oberkannte des offenen Busdaches vor der Linse hat und im Sitzen beeinträchtigen die leicht getönten Scheiben das Fotografieren zu stark. Was bleibt da übrig, als sich die Geschichterln über Kopfhörer anzuhören, von der Hintergrundmusik bedudeln zu lassen, zu schauen und den Herrgott auch in Riga einen guten Mann sein zu lassen? So ein Pech aber auch!

Alberta Iela 2a, Jugendstilgebäude

 

Elizabetes Iela 33, Jugendstilgebäude

 

Alberta Iela 4, Jugendstilgebäude

 

Alexander, der auch um 20 cm größer ist, kennt da kein Pardon. Er nimmt es von der sportlichen Seite und hieft sich immer wieder weit genug über die Busdachkante, dass er für uns die Rundfahrt fotografisch festhalten kann. Doch nun zum Jugenstil, dessen prachtvolle Auswirkungen wir in diesem Stadtteil nun zu Fuß erkunden.

Eigentlich war es ja nur ein sehr kurzer Zeitraum, in welchem dieser Stil vorherrschte - gerade mal ein paar Jahre rund um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert - und doch prägte er das Bild von Riga wirklich stark. Mittlerweile zur wohlhabenden Hafenstadt aufgestiegen, wollte man es anderen Städten wie Prag oder Wien gleichtun und verzierte all die neuen Bürger­häuser, die aufgrund des Baubooms entstanden, auf das üppigste nach dieser neuen Mode.

Strelnieku Iela 4a, Jugendstilgebäude
IconStrelnieku Iela 4a, Jugendstilgebäude

 

Alberta Iela 13, Jugendstilgebäude
IconAlberta Iela 13, Jugendstilgebäude

 

Alberta Iela 4, Jugendstilgebäude

 

Es ist wirklich unglaublich, was es an Pflanzen, Tieren, Figuren und Ornamenten an den Haus­fassaden zu sehen gibt. Und je länger man davor steht und schaut, desto mehr entdeckt man.

Natürlich ist die holde Weiblichkeit in ihrer schönsten Form, nämlich nackt, sehr oft vertreten. Es heißt sogar, dass es in keiner anderen Stadt so viele nackte Frauen an den Haus­fassaden gäbe, wie hier in Riga.

So mag es denn auch nicht verwundern, dass man hier unter den nackten Schönen auch immer eine „Miss Jugendstil” kürt. Naturgemäß nimmt die jeweils Auserwählte jedoch den Titel stets mit steinerner Miene entgegen.

Alberta Iela 8, Jugendstilgebäude
IconAlberta Iela 8, Jugendstilgebäude

 

Alberta Iela 4, Jugendstilgebäude
IconAlberta Iela 4, Jugendstilgebäude

 

Was uns bei unserem Spazier­gang durch Elizabetes und Alberta Iela immer wieder auffällt ist, dass völlig verfallene und top­renovierte Häuser einander abwechseln. Offensichtlich sind die Gebäude im Privat­besitz und je nach finanzieller Situation des Eigentümers ist auch der Revovierungs­zustand seines Hauses.

Bei einem Wohnhaus, das außen recht hübsch aussieht, wagen wir uns neugierig durch das halboffene Tor in den Innenhof. Ohje, hier sieht es aber trist aus! Die Pracht der der Straße zugewandten Fassade ist einer düsteren und schmucklosen Schäbigkeit gewichen. Hier ist es dunkel, feucht und muffig. Wer hier wohnen muss, der hat wahrlich unser Mitleid.

Nach obenArt Cafe Sienna

Strelnieku Iela 4a, Jugendstilgebäude
IconStrelnieku Iela 4a, Jugendstilgebäude

 

Strelnieku Iela 3, Art Cafe Sienna
IconStrelnieku Iela 3, Art Cafe Sienna

 

Die Notwendigkeit einer Biopause lässt und nach einem geeigneten Rastplätzchen Ausschau halten und so finden wir schließlich ein Lokal namens Sienna. Vor einem für diese Gegend auffallend schmucklosen Haus stehen ein paar Holzstühle und Tische, die einladend aussehen. Das Wetter tut es nicht so ganz und so treten wir schließlich ein, um es uns drinnen gemütlich zu machen. Und das kann man hier wirklich!

Was sich Art-Café nennt ist wie ein Wohnzimmer der Jahrhundert­wende eingerichtet. Überall gibt es Sofas, Kissen, Bilder an den Wänden, Bücher und Kunstbände, in denen man mit baum­woll­behand­schuhten Händen blättern darf und vieles mehr.

Alberta Iela 2a, Jugendstilgebäude

 

Alberta Iela 13, Jugendstilgebäude

 

Kaffee und Dessert werden in französischem Stil serviert und die Süßigkeiten sehen ausgesprochen lecker aus. Leider sind wir so voll, dass beim besten Willen nur ein Getränk in unseren Mägen Platz hat. Selbst das Örtchen ist passend zum Ambiente des Cafés hergerichtet und so kann auch der eigentlich Grund unserer kleinen Rast erledigt werden.

Wir sitzen ein Weilchen, blättern in den Büchern, schlürfen unseren Cappuccino, schauen auf das wunder­schöne, blau-weiße Jugend­stilhaus gegenüber und unterhalten uns ein wenig mit der Kellnerin.

Als wir sie nach ihren Lieblings­orten und -lokalen hier in Riga fragen - oft lernt man so die ungewöhnlichsten Plätze kennen - fällt ihr zuerst nichts ein. Doch dann kommt doch das eine oder andere Lokal und eine spezielle Gasse.

Alberta Iela 4, Jugendstilgebäude
IconAlberta Iela 4, Jugendstilgebäude

 

Alberta Iela 8, Jugendstilgebäude

 

Wir merken's uns, sagen danke und zahlen. Alles in allem eine sehr nette Pause und ein Café, das wir jedem Riga-Besucher empfehlen können.

Bevor wir das Jugendstil­viertel verlassen, kaufen wir in einem kleinen Laden noch 2 Souvenirs ein: erstens ein Visiten­kartenetui mit Bernstein für Alexander und zweitens einen illustrierten Reiseführer „Jugendstil in Riga”. Beides wird uns auch zuhause noch an die Stunden in diesem steinernen Märchen­land hier erinnern.

Nach obenGeburtskathedrale

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Orthodoxe Kathedrale

 

Wir schlendern wieder zurück in Richtung Alstadt und passieren die Geburts­kathedrale. Dieses Gotteshaus der russisch-orthodoxen Kirche wurde Ende des 19. Jahr­hunderts im neobyzantinischen Stil von einem Architekten namens Robert Pflug nach Entwürfen von Nikolai Tschagin errichtet.

Die fünf zum Teil vergoldeten Kuppel machen sich im üppigen Grün des umgebenden Parkes besonders malerisch und natürlich wollen wir die Kathedrale besichtigen.

Am Eingang steht ein Schild, dass auf angemessene Kleidung hinweist. Eh klar, aber da wir beide nicht sonderlich leicht bekleidet sind, beachten wir die Tafel nicht weiter und wagen uns ins Innere vor. Doch halt, was für uns ok ist, missfällt einem orthodoxen Ordnungs­diener!

Karins Hose, die fast bis zu den Knöcheln reicht, ist ja noch ok, aber Alexanders knie­bedeckende Bermuda zeigt zuviel männliche Waden für den lieben Gott. Ihm wird doch tatsächlich der Eintritt verwehrt.

Leicht verärgert - junge Frauen mit weit kürzeren Röckchen als Alexanders Beinkleid dürfen ohne Beanstandung passieren - geht Karin allein ins Kircheninnere weiter.

Kaleju Iela

 

Foto: Kalku Iela
Kalku Iela

 

Zu sehen gibt es viele Ikonen, welche auch eifrig von Gläubigen verehrt und geküsst werden, sowie die eine oder andere Reliquie. Die dunklen Bilder mit den goldenen Heiligenscheinen haben ihren eigenen, mystischen Reiz.

Wann zu welchem gebetet wird, entzieht sich jedoch unserem Verständnis, da sie doch allesamt immer die Heilige Muttergottes mit dem Jesuskind darstellen.

Es dürfte hier auch heiliges Wasser oder ähnliches geben, da immer wieder Frauen auftauche, welche leere Plastik­flaschen und Kanister bei zwei Wasserhähnen füllen.

Nach einer Runde durch die Kirche kehrt Karin zurück zum wartenden Alexander und wir gehen gemeinsam weiter in die Altstadt.

Nach obenUnder my umbrella & Miss Art Nouveau

Junge Musikband (Straßenmusiker)

 

Junge Musikband (Straßenmusiker)
IconJunge Musikband (Straßenmusiker)

 

Junge Musikband (Straßenmusiker)

 

Als wir durch den Basteipark spazieren hören wir bereits fetzige Musik. Was ist denn da los? Schräg gegenüber, auf dem Platz vor Emils Gustavs spielen ein paar junge Männer, die allesamt wie Babuschkas mit Kittel und Kopftücher verkleidet sind, auf Blasinstrmenten.

Mit Trompete, Posaune und Tuba werden ganz moderne Stücke wie „Under my umbrella” zum Besten gegeben und die Zuhörerschaft dankt es mit Mitsingen, tosendem Applaus und klingender Münze.

In der Turmstraße, die dem Verlauf der alten Wehranlage ein Stück weit folgt, sehen wir die gut restaurierten Jakobs Baracken und gleich gegenüber Reste der alten Stadtmauer und den Pulverturm. In den Baracken sind heutzutage kleine Läden und Restaurants untergebracht.

Maza Pils Iela, Die 3 Brüder

 

Maza Pils Iela, Die 3 Brüder

 

Maza Pils Iela, Die 3 Brüder

 

Durch die Gassen der Altstad spazieren wir weiter bis wir schließlich vor den Drei Brüdern stehen. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine berüchtigte lettische Streetgang, sondern um 3 mittelalterliche Häuser.

Sie tragen die Nummern 17, 19 und 21 und man erkennt sie an ihren hübschen und außergewöhnlichen Giebeln. Das rechte Haus mit dem Treppen­giebel wurde zum Ende des 15. Jahrhunderts erbaut. Es ist der älteste Bruder.

Das Gebäude in der Mitte wurde um 1650 errichtet und das linke, kleinere Wohnhaus stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Im mittleren Haus ist auch ein kleines Architektur­museum untergebracht, das über die historische Bau­geschichte berichtet.

Turm der Jakobskirche

 

Domplatz
IconDomplatz

 

Der Dom, welcher unweit der Drei Brüder liegt, hat leider wegen eines heute Abend stattfindenden Konzertes geschlossen und wir müssen an einem anderen Tag wieder kommen. Dafür hat der Domplatz mit seinen vielen Gastgärten immer offen und so lassen wir uns auf ein dunkles Bier und getoastetes Schwarzbrot mit Knoblauch und süßer Chili­mayonnaise nieder.

Das schmeckt uns gut, stärkt und ist auch für unser Abendessen völlig ausreichend. Nach ein wenig Sitzen, Schauen und Schmökern im Reiseführer merken wir, dass Miss Art Nouveau, von der wir in unserem frisch gekauften Jugend­stilführer gelesen haben, gleich ums Eck an einer Hausfassade zu sehen ist. Da müssen wir der Dame natürlich einen Besuch abstatten!

Tatsächlich geizt eine junge steinerne Maid hier nicht mit ihren Reizen und wir verstehen, dass sie den begehrten Titel erhalten hat.

Auf dem Weg zurück zum Hotel kommen wir an jenem Café vorbei, das den berühmten Rigaer Schwarzen Balsam anbietet.

Kaleju Iela 10, Cafe Black Magic
IconKaleju Iela 10, Cafe Black Magic

 

Kaleju Iela 10, Cafe Black Magic

 

Dabei handelt es sich um einen Kräuter­likör nach geheimer Rezeptur, welcher der Gesundheit sehr zuträglich und der vor allem hilft zu verdauen, was man so den lieben langen Tag in sich hinein­gestopft hat.

Na das passt ja bestens! Wir kehren auf 2 Espressi, 2 Gläschen Balsam und eine geteilte Torte mit schwarzen Johannis­beeren ein. Im Inneren ist das Café auf altertümlich hergerichtet. Überall stehen die dunklen Flaschen mit dem Balsam in Regalen, dazwischen Trüffel und Torten und das Personal trägt barocke Kleidung.

Sehr lustig ist der Gang zur Toilette, da man erstens durch unzählige Räume des in die Länge gezogenen Ladens gehen muss, um dann mit einer Doppel­flügeltür zu kämpfen, die mit einem von unten hinauf zu schiebende Riegel zu öffnen und zu schließen ist. Während des kurzen Aufenthalts an jenem Örtchen kann von Stille nicht die Rede sein, denn es rüttelt, drückt und poltert jeder Besucher an der Tür um entweder hinein oder hinaus zu gelangen.

Turmstrasse, Jakobs Baracke

 

Nach diesem Besuch geht es nun mehr oder weniger auf direktem Weg zurück ins Hotel, da wir mittlerweile wirklich ziemlich erledigt sind. Bei der Rezeption erkundigen wir uns nach dem Wetter für morgen, da wir abschätzen möchten, ob es günstig für einen Besuch des Badeortes Jurmala wäre. Scheint so zu sein.

Außerdem erkundige wir uns nach Touren zu Schloß Rundale und buchen schließlich für Dienstag einen privaten Ausflug mit Fahrer und Guide. Noch etwas, auf das wir uns freuen können.

Am Zimmer blättern wir bereits im Bett sitzend nochmals im Jugendstil­führer, den wir heute erstanden haben und stellen erfreut fest, dass uns kaum eines der wunderschönen Häuser entgangen ist.

Müde sinken wir alsbald in die Kissen nach diesem langen Tag und träumen schon vom vergangenen Glanz der Ostseebäder, von denen wir morgen eines besuchen wollen. Gute Nacht!

zu den FAQs und den Kommentaren
Auf der letzten Seite dieses Reiseberichtes findest Du die Fragen unserer Besucher:innen, welche uns im Laufe der Zeit erreichten und hast selbst die Möglichkeit einen Kommentar zu diesem Reisebericht zu hinterlassen.
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