Gamla Stan |
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Gamla Stan, Axel Oxenstiernas Palast |
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Guten Morgen! Wir haben recht gut geschlafen. Das Bett ist ein bisserl weicher als wir es gewohnt sind und in der Nacht hat ein PKW vor unserem Fenster eine Vollbremsung hingelegt, was uns ziemlich erschreckt hat, aber sonst alles bestens.
Schnell unter die Dusche - mmmh, Fußbodenheizung! - und ab zum Frühstück. Letzteres befindet sich in einem Raum gleich neben der Rezeption, der sonst von einem Vorhang verhüllt ist.
Die Einrichtung ist auch hier schwedisch-modern-minimalistisch. Dunkle Tische ohne Tischtücher oder Servietten, dafür kleine Teelichte in orientalischen Gläsern, die ein bisschen heimelige Stimmung verbreiten.
Man nimmt sich alles selbst hier. Tee oder Kaffee, Saft und Speisen von einem kleinen, aber gut sortierten Buffet. Alexander stellt sich Aufschnitt, Käse, etwas Gemüse und ein weiches Ei zusammen, während Karin wieder einmal Müsli mit Obst panscht.
Als zweiten Gang will Alex jetzt Süßes probieren, was sich aber eher als trockene Angelegenheit erweist. Es bleibt beim Probieren! Karin kostet sich durch die verschiedenen Heringsvarianten und merkt sich den in Senf marinierten gleich für das morgige Frühstück vor. Satt wird man hier jedenfalls und schmecken tut es auch.
Als nächstes wäre jetzt das Platzangebot im Zimmer zu regeln. Bei der Rezeption erfahren wir, dass dies gegen Aufpreis von SEK 200,- pro Nacht möglich wäre. Umgerechnet ca. € 20,- wäre uns etwas mehr Bewegungsfreiheit schon wert aber bitte vorher anschauen.
Die Rezeptionistin ist leider derzeit alleine und stimmt einer Besichtigung durch uns nur sehr widerwillig zu. Doch da kommt auch schon ein dienstbarer Geist und führt uns ins angeblich größere Zimmer.
Angeblich! Eigentlich ist es nur das Bad, das größer ist, der Rest ist genau gleich. Nein, das bringt's nicht, danke sehr. Unsere Begleiterin versteht und zeigt uns gleich darauf noch ein Zimmer, das nun aber wirklich einen größeren Raum aufweist. Ja, das nehmen wir!
Also schnell unsere Koffer holen - ausgepackt haben wir bis auf das Waschzeug eh noch nichts - und ab in unsere neue Bleibe. Auszupacken gibt es auch hier nicht viel mehr, da nämlich kein Kasten vorhanden ist (auch sonst in keinem Zimmer). Es gibt nur ein paar Kleiderbügel und ein Ablagebord. Schwedisch-modern-minimalistisch eben.
Wenig später sind wir unterwegs zur Tunnelbana, die uns in Stockholms Altstadt, die Gamla Stan, bringen soll.
Tyska Kyrkan (Deutsche Kirche) |
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Die aufgehende Sonne scheint uns entgegen und es ist mild wie im Frühling. Von uns aus darf das Wetter gerne so bleiben. Kaum tauchen wir aus dem Untergrund des U-Bahntunnels auf, stehen wir auch schon mitten in den mittelalterlichen Gässchen von Stockholms Altstadt.
Die Geschäfte haben fast alle noch zu - scheint's macht man im Winter wegen Dunkelheit erst ab 10:00 Uhr auf - und es sind nur ganz wenige Menschen auf den Straßen. Wir gehen eine Gasse bergauf und stehen vor dem schmiedeeisernen Tor zu einem Kirchhof.
Darauf steht zu lesen „Fürchtet Gott! Ehret den König!” Nanu? Es handelt sich um die Tyska Kyrkan, die deutsche Kirche, welche an den Einfluss Deutschlands auf das Stockholm des 18. Jahrhundert erinnert.
Damals kontrollierte die Hanse die Ostsee und den Handel der hier getrieben wurde. Kein Wunder also, dass uns die Ermahnungen so leicht verständlich sind.
Über den Kirchhof schlendern wir weiter durch die engen Gässchen. Hier ein Teegeschäft mit schönem asiatischem Zubehör, da ein Antiquitätenladen mit faszinierendem Durcheinander und gleich daneben ein Souvenirgeschäft, das Elche in zig Variationen anbietet. Dazwischen Pflastersteine und immer noch kaum Touristen.
Stortorget |
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Zweimal um die Ecke und wir stehen am Stortorget, jenem berühmten und oft fotografierten Platz, der das Herz der Altstadt bildet.
Neben dem roten Schantzska Huset und dem ganz schmalen Seyfridtska Huset, die dem Platz sein mittelalterliches Aussehen verleihen, befindet sich auch das Nobel Museet hier.
Eigentlich war dieses Gebäude ja als Börse erbaut worden, doch 1990 wurde die Börsentätigkeit eingestellt und so zog zum 100. Geburtstag des Nobelpreises 2001 das passende Museum hier ein.
Seit dem frühen Mittelalter als Marktplatz und Treffpunkt benutzt, ist Stortorget leider auch mit dem Stockholmer Blutbad von 1520 untrennbar verbunden.
Der dänische König Christian belagerte Schweden bis dessen Regent Sten Sture d.J. aufgab und Christian daraufhin zum schwedischen König gemacht wurde. Er versprach Gnade und veranstaltete ein dreitägiges Gelage.
Am Ende desselben wurde allerdings aus der versprochenen Amnestie eine Amnesie Christians und er ließ seine Gäste einsperren und am nächsten Tag mehr als 80 von ihnen am Stortorget enthaupten.
Jetzt im Moment lenken jedoch Christbaum und die letzten Standeln eines Weihnachtsmarktes von diesem grausigen Ereignis ab.
Storkyrkan (Dom) |
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Wir verlassen den alten Marktplatz und finden uns in der Storkyrkan, der Kathedrale Stockholms wieder. Außen italienischer Barock ist die Kathedrale innen gotisch - und erstaunlich warm!
Viel Backstein ist zu sehen und einige barocke Kunstwerke wie die Kanzel oder Gemälde.
Am meisten beeindruckt aber die riesige und außergewöhnliche Skulptur von Georg, dem Drachentöter. Sie wurde 1498 von Bernt Notke aus Ebenholz und Elchgeweih geschaffen und vermittelt einen ganz eigenartigen und kraftvollen Eindruck.
Wir wandern im Gotteshaus umher und bewundern nicht nur die Kunstwerke sondern auch die Krippe, die hier liebevoll arrangiert und ausgestellt ist.
Nach ausgiebigem Schauen und Aufwärmen zieht es uns weiter in Richtung Königliches Schloss.
Von Slottsbacken genießen wir den Blick auf die Skeppsbron und stellen uns vor, wie diese Ansicht wohl an einem eisigen Wintermorgen wirken mag. Caspar David Friedrich lässt grüßen!
Mit dem jungen Mitglied der königlichen Wache, das hier ganz alleine rumsteht und sich von den Touristen fotografieren lassen darf, haben wir ein wenig Mitleid. Muss ein langweiliger Job sein.
Am äußeren Hofplatz angekommen stellen wir fest, dass Teile des Schlosses zwischen 12:00 und 15:00 zu besichtigen sind und außerdem um 12:15 Wachwechsel stattfindet. Gut zu wissen, wir kommen wieder. Ein Kaffee wäre jetzt etwas Feines und wirmachen uns auf die Suche nach einem gemütlichen Café in der Altstadt.
In einem Durchgang finden wir ein solches, wo wir zwei Café Latte (sehr schwedisch) und zwei kleine Kuchen bestellen. Das Lokal ist wunzig aber gemütlich und auch hier stehen die unvermeidlichen Teelichte auf den Tischen. Kaffee und Kuchen schmecken uns und wir haben auch Zeit und Gelegenheit ein wenig in unserem Reiseführer zu schmökern.
Gestärkt und erholt geht es durch die Gässchen wieder zurück zum Schloss, wo sich schon eine große Menschenmenge im Vorhof gebildet hat, um wie wir dem Wachwechsel beizuwohnen.
Wachablöse zu Mittag vor dem Kungliga Slottet |
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Zuerst folgt eine akustisch völlig unverständliche Ansprache auf Schwedisch und Englisch, die ein Gardist in ein überdimensionales Fellmikro murmelt. Danach hoppeln die Wachen zwischen die Kanonen und präsentieren ihre Gewähre. Die wissen eben noch, was „häschenhüpfend” wirklich bedeutet!
Anschließend wechseln einander die Herren Gardisten ab, während einer die Fahne trägt und ein anderer Worte in klingonisch zu schreien scheint. Nach 15 Minuten ist alles vorbei und es steht wieder ein einsamer Gardist im Wachhäuschen und darf sich von den Touristen fotografieren lassen.
Die haben aber, so wie wir auch, vorläufig genug von der Wache und stellen sich, so wie wir auch, brav um Tickets zur Schlossbesichtigung an. Zwischen den Feiertagen hat im Königlichen Schloss leider einiges geschlossen, aber die königlichen Apartments und das Tre Kronor Museet können wir uns immerhin ansehen. Wir erstehen zwei Kombitickets zu je SEK 130.-.
Stiegenaufgang im Kungliga slottet (königliches Schloss) |
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Stiegenaufgang im Kungliga slottet (königliches Schloss) |
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Wachablöse zu Mittag vor dem Kungliga Slottet |
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Im Schloss gefallen uns besonders der Treppenaufgang aus schwedischem Marmor und Porphyr, welcher der Stolz des Baumeisters Nicodemus Tessin gewesen sein soll und der Reichssaal mit dem Silberthron der Königin Kristina.
Außergewöhnlich ist ein Zimmer, das ganz modern gestaltet ist. Auf dem Parkettboden liegt ein heller Teppich mit bunten, stilisierten Blumen.
Darauf steht eine an Thonet erinnernde Sitzgruppe aus Holz mit kardinalsrotem Bezug und an den Wänden hängen Portraits des Königspaares im Stil Andy Warhols. Der Kontrast dieser modernen aber stilvollen Einrichtung zu dem altehrwürdigen Gemäuer ist großartig. Am Weg zurück können wir die Gemächer noch einmal von der anderen Seite betrachten.
Während der zweiten Tour unserer Besichtigung begeben wir uns in den ältesten Teil des Schlosses, in die Gewölbe aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Hier sehen wir anhand zweier Modelle und einer multimedialen Show, wie sich dieses fast tausendjährige Schloss im Laufe der Geschichte verändert hat bis zum großen Brand von 1697, der es bis auf die Grundmauern zerstörte.
im Kungliga Slottet |
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Mit einem bedauernden Blick auf die hübschen Modelle mit ihren vielen Türmen und Mauern finden wir es beide sehr schade, dass von dem ursprünglichen Schloss „Drei Kronen” kaum mehr etwas übrig ist.
Als wir die verschiedenen Ausstellungsstücke, darunter sind unter anderem auch sehr schöne Bernsteinpokale und Trinkgefäße aus Bergkristall, genügend betrachtet haben, verlassen wir das königliche Schloss und gehen über die Vasabron in die angrenzende City.
Das Antikmuseum Gustavs III., die Schatzkammer und die Königliche Rüstkammer waren leider geschlossen und konnten nicht besichtigt werden.
Rosenbad |
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Entlang der Drottninggatan schlendern wir und bewundern die weihnachtliche Straßenbeleuchtung. Gut, dass es hier so lang finster ist, da kommen die Lämpchen ja viel besser zur Geltung. Apropos finster, wie spät ist es eigentlich? Es beginnt zu dämmern und wir sind ein bisschen müde. Was, 2 Uhr Nachmittag erst?! Na, da heißt es aber noch durchhalten und weiter die Stadt erkunden.
Wir kommen am Rosenbad-Komplex vorbei mit seiner schönen Jugendstilfassade aus rosa Marmor. Der Name kommt tatsächlich von einer Badeanstalt, die im 17. Jahrhundert hier stand und in der man zwischen Maiglöckchen-, Kamillen- und Rosenbädern wählen konnte. Heute befinden sich in diesem Gebäudekomplex die schwedische Regierung und das Privatbüro des Ministerpräsidenten - sauber!
Am Sergels Torg bewundern wir den gläsernen Obelisken von Edvin Öhrström, der beleuchtet wie eine Eisskulptur wirkt. Er wurde 1972 hier aufgestellt und ist zu einem Wahrzeichen der City geworden.
Hier drehen wir um und gehen wieder retour in die Gamla Stan. Noch einmal besuchen wir den Stortorget, der eine so einzigartige Atmosphäre hat und gehen durch die schmalen Gässchen hinunter zur Tunnelbana-Station. Mit einem Blick auf Södermalm, unser morgiges Ausflugsziel, beenden wir den heutigen Spaziergang und fahren zurück in die Nähe unseres Hotels.
Im benachbarten Supermarkt kaufen wir ein bisschen Proviant für einen abendlichen Imbiss und fallen nach Fotos entladen und Reisebericht schreiben bald müde in die weichen Betten. Die Kombination aus baldiger Dunkelheit, herumlaufen und viel Neuem sehen hat uns geschafft. Gute Nacht Stockholm, bis morgen!