Johannes Kyrka |
---|
Heute sind wir etwas später aufgestanden, was sich glatt beim Frühstück bemerkbar macht. Wir wussten gar nicht, dass so viele andere Gäste im Hotel sind!
Nach der morgendlichen Stärkung ziehen wir uns erst mal warm an für die heutige Erkundungstour, es schneit nämlich. Ob vielleicht doch noch etwas aus dem Wintermärchen wird?
Was machen wir also am letzten Tag im alten Jahr? Zuerst einmal wollen wir den Spaziergang durch das Zentrum fertig gehen, den wir am Vortag unterbrochen haben.
Als wir Richtung Odenplan marschieren, werden die Flocken immer dichter. Dicker, nasser Schnee fällt vom Himmel, schmilzt aber sofort wieder, kaum dass er den Boden berührt hat.
Wir folgen der Odengatan und kommen an der Stadsbiblioteket vorbei. Sie gilt als Stockholms schönster funktionalistischer Bau und wurde vom Architekten Gunnar Asplund entworfen. Vorbei an der Wirtschaftshochschule stapfen wir schließlich die Döbelnsgatan bergauf, bis wir linker Hand eine neogotische Kirche sehen.
Johannes Kyrka |
---|
In dem kleinen Friedhof/Park der die Johannes Kyrka umgibt steht auch ein hölzerner Kirchturm aus dem Jahr 1692, der recht sehenswert ist. Das Wetter lädt uns allerdings nicht zu längerem Verweilen hier am Friedhof ein.
Über die Brücke bei den beiden Kungstornen gehen wir nun entlang der Kungsgatan über die Biblioteksgatan und den Berzelii-Park, wo wir nochmals den Pavillon des Berns Restaurant bewundern, nach Skeppsholmen.
Skeppsholmsbron |
---|
Früher war das Eiland Hafenzentrum, doch diese Bedeutung hat es schon lange verloren. Viele der alten Hafengebäude wurden jedoch restauriert und dienen nun gemeinsam mit dem neuen Moderna Museet als Ausstellungsstätten für Kunst und Kultur.
Heute, am letzten Tag im Jahr, haben jedoch die meisten Museen geschlossen und so begnügen wir uns mit einem Rundgang über einen Teil der Insel.
Am besten gefällt uns das rote Admiralsgebäude mit seinen Türmchen. Gleich daneben befindet sich die Jugendherberge, vor welcher normalerweise auch der Dreimaster „af Chapman” vor Anker liegt. Das Schiff, 1888 gebaut, einst Frachter und später Schulschiff, gehört mittlerweile zur Herberge und man kann dort Unterkunft nehmen.
Die Kirche von Skeppsholmen im Empire-Stil ist fest verschlossen. Zuerst glauben wir, dass gerade eine Messe stattfindet, da viele Einkaufs- und Kinderwagen vor dem Portal in einer Ecke abgestellt sind.
Erst beim Näherkommen bemerken wir, dass es sich hierbei um Hab und Gut eines Obdachlosen handelt, der hier in einer Ecke versucht, sich vor dem scheußlichen Wetter in Sicherheit zu bringen. Armer Mensch!
Farbtupfer setzt eine Skulpturengruppe namens Paradies in diesen grauen Wintertag.
Große bunte Figuren, die in ihrem Stil an Miro erinnern, wurden von Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle für die Weltausstellung in Montreal erschaffen und stehen seit Anfang der 70er Jahre vor dem Moderna Museet.
Unsere Anoraks sind mittlerweile ziemlich nass von den schweren, patzigen Schneeflocken und wir beschließen, mit dem Bus von der Insel Richtung City zu fahren. Gesagt, getan und wenig später sitzen wir im Trockenen. Doch nur kurz ist die Fahrt und in der Nähe des Grand Hotel klettern wieder schon wieder aus dem Gefährt.
Blick auf Slussen |
---|
Hier am Strömkajen liegen einige kleinere Fähren und Aussichtsboote vor Anker und auch ein Ticketoffice ist geöffnet. Sollte Karin vielleicht doch noch zu ihrer winterlichen Bootsfahrt kommen?
Tatsächlich es gibt eine Wintertour, welche buchbar ist. Für heute ist zwar schon alles ausverkauft, aber vielleicht bekommen wir noch Karten für einen der nächsten Tage - wir stellen uns an.
Wenige Minuten später teilt uns die junge Frau im Ticketoffice mit, dass es zwar noch Karten gibt, sie aber keine Reservierungen vornehmen kann. Das geht nur online im Internet oder beim Fremdenverkehrszentrum.
Aha, naja dann versuchen wir's eben über unseren Laptop im Hotel. Wir verlassen das Ticketoffice und wenden uns Kungsträdgarden zu.
Dieser älteste Park der Stadt war der ehemalige Küchengarten des königlichen Haushalts, der im 16. Jahrhundert Zu einem Rennaisance-Garten umgestaltet wurde. Eine Statue von Karl XII. Steht am Strömgatan und blickt über die winterlich kahle Anlage.
Wir bekommen Hunger und kehren in einem hellen Holzpavillion zu unserer Linken ein. Es ist ein kleines Café, das Sandwichs, Aufläufe und Quiches anbietet. Gleich neben einem großen Heizstrahler lassen wir uns nieder und essen Lasagne mit Salat.
Der Pavillon scheint um 2 Bäume herum gebaut zu sein, deren Stämme zwischen den Tischen aus dem Fußboden und durch die Decke ragen. Ansonsten ist es auch hier gewohnt eng und die unvermeidlichen Teelichte verbreiten heimelige Atmosphäre.
Nach dieser kurzen Mittagspause schlendern wir weiter durch den Kungsträdgarden. In der Mitte befindet sich eine Eislaufbahn, auf der sich Alt und Jung rutschend vergnügen. Auch Musik wird für die sich im Kreis bewegenden Eisläufer gespielt.
Zu unserer Linken ist das Sverigehus mit dem Fremdenverkehrszentrum und wir nehmen die Gelegenheit wahr, uns gleich hier um Tickets für die Bootstour zu bemühen. Wir haben auch Glück, dass uns eine junge Frau ihre Wartenummer überlässt (ja, hier herrscht Disziplin beim Anstellen!), sodass wir schon 6 Nummern später dran sind. Tickets gibt es noch zur Genüge und wir buchen eine Fahrt für unseren Abreisetag um 11:30.
Kungsträdgarden, in der Nacht |
---|
Kungsträdgarden, in der Nacht |
---|
Für SEK 170.- pro Person werden wir knapp 1½ Stunden auf Stockholms Wasserwegen herumfahren. Schön, dass wir für den letzten Tag nun einen fixen Programmpunkt haben.
Als nächstes steuern wir das bekannte Kaufhaus NK an. Die Nordiska Kompaniet gilt als Stockholms exklusivstes Kaufhaus, in dem viele bekannte Marken und auch skandinavische Designer geführt werden. Na, dann machen wir mal eine Tour durch die Herren- und die Damenabteilung.
Bei Burberry sehen wir schöne Strickpullis, die uns aber nach Betrachten des Preisschildchens doch nicht mehr so gut gefallen. Dafür werden wir bei den Manschettenknöpfen fündig und Alexander bekommt je ein Paar Thermometer, Rouletteräder und Wasserwaagen. Alle drei sehen sehr hübsch aus und werden eine nette Erinnerung an unseren Aufenthalt hier sein.
Sonst werden wir in dem riesenhaften Kaufhaus nicht fündig. Die Nobelmarken wollen wir uns auch zu Hause nicht unbedingt leisten und die skandinavischen Designer sprechen uns nicht an. Also wieder hinaus ins Schneetreiben.
Sergels Torg, am Abend |
---|
Stadshuset (Rathaus), am Abend |
---|
Über Sergelstorg und Klarabergsgatan stapfen wir zum Stadshuset, dem Rathaus. Dieses Wahrzeichen der Stadt wurde von Ragna Östberg im national-romantischen Stil entworfen und 1923 fertig gestellt.
Es beherbergt die Büros der Stadtverwaltung sowie Säle für Festlichkeiten wie die Verleihung des Nobelpreises oder auch Trauungen.
Heute ist das Rathaus geschlossen und wir gehen nur durch den Innenhof, der sehr stimmungsvoll von einem Christbaum erleuchtet ist. Unter den Arkaden schauen wir eine Weile den Schneeflocken zu und beobachten das Ufer Södermalms. Dort wollen wir in wenigen Stunden das Jahr 2008 begrüßen.
Die einbrechende Dunkelheit verrät uns, dass es so gegen 15:00 ist. Eine gute Zeit, um heim ins Hotel zu gehen und ein bisschen für die lange Nacht vorzuschlafen.
Gustaf Vasa Kyrka |
---|
Hochzeit am Silvesterabend |
Wir stehen gerade bei der Bushaltestelle und warten auf den vertrauten Bus der Linie 2 als unsere Blicke auf die hell erleuchtete Kirche gegenüber dem Wartehäuschen fallen. Die Barockkirche schaut von außen interessant aus, die können wir uns auch einmal von Innen ansehen. Wieso stehen denn da so viele Leute vor der Kirche?
Ah, eine Hochzeit ... Heute, zu Silvester? Um diese Zeit? ... Und schon kommt das Brautpaar heraus und lässt sich fotografieren. Von den Gästen natürlich, nicht extra von uns - aber mit Tele geht auch das halbwegs.
Die Braut, eine strahlende, blonde Schwedin dreht sich um und wirft den Strauß. Sehr nett! Und der Bräutigam wird sich bei diesem Datum sicherlich auch mit der Erinnerung an den Hochzeitstag leicht tun.
Der 2er kommt und wir verlassen die Hochzeitsgesellschaft. Ein paar Stationen später sind wir zu Hause und nach einer Tasse Tee schlummern wir friedlich ein. Aufgrund der Dunkelheit funktioniert das hier ja wirklich prächtig.
2 Stunden später geht es unter die Dusche, hübsch machen und nach ein wenig Herumtrödeln machen wir uns auf in die Gamla Stan, um bei Marten Trotzig unser Abendessen zu genießen.
Schon an der Eingangstüre hängt ein Schild „New Year's Eve - fully booked”. Wie gut, dass wir per Mail noch in Wien einen Tisch reserviert haben. Das Lokal ist auch wirklich zum Bersten voll.
Ganz oben unterm Dach des alten Hauses findet sich unser Plätzchen. Die Tische sind hübsch gedeckt - zwar wie üblich ohne Tischtuch, dafür mit großen weißen Stoffservietten und viel Besteck und Glas - und es hängen Kristallluster von den hölzernen Dachbalken. Gemütlich!
Als Aperitif bekommt Alexander einen Cocktail, der nach grünen Äpfeln schmeckt und Karin etwas mit Preiselbeeren. Lecker!
Das Menü ist gesetzt und wir nehmen die empfohlene Weinbegleitung dazu. Als Vorspeise gibt es Mouse vom Räucherlachs auf süßem Schwarzbrot mit Dill-Creme fraiche, dazu einen Riesling. Unser Kellner meint es wohl sehr gut mit uns, denn er schenkt die Gläser randvoll ein.
Der zweite Gang besteht aus Rindscarpaccio mit Ruccola, Grana und gerösteten Pinienkernen. Dazu wird Cote du Rhone serviert - ebenfalls im vollen Glas. Das Carpaccio schmeckt leicht nach Wild und wir sind nicht sicher, ob es wirklich Rind ist.
Als kleiner Zwischengang folgt ein Champagnersorbet im gläsernen Tässchen, das uns sehr mundet.
Helgeandsholmen, Riksdagshuset |
---|
Kalbsfilet auf Hummerbearnaise mit Kartoffelgratin und grünem Spargel bilden den Hauptgang. Dazu gibt es nochmals Cote du Rhone.
Auch dieser Gang schmeckt vorzüglich und die Portionen sind glücklicherweise so, dass man durchaus aufessen kann, ohne zu platzen.
Das ist auch gut so, denn als Nachspeise folgt zum Abschluss noch ein Schokotörtchen mit Vanillebrulee und marinierten Erdbeeren. Ein Glas Sherry unterstreicht den Geschmack des Desserts und macht uns nun restlos glücklich.
In Erwartung verheerender Auswirkungen sobald wir an die frische Luft kommen, bestellen wir uns sicherheitshalber noch einen Espresso, bevor wir zwei Stunden später das Lokal verlassen und uns zum Monteliusvägen aufmachen, um das Feuerwerk zu beobachten.
Wie schon gestern vermutet ist das wirklich ein guter Platz hier auf den Klippen und diese Ansicht teilen viele, viele andere Einheimische und Besucher. Wir kommen gerade noch so rechtzeitig, um am Beginn des Weges einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Rechts vor uns haben wir einen Blick auf die Uhr des NK-Kaufhauses, die sich in der City dreht.
City, Drottninggatan |
---|
5, 4, 3, 2, 1 - Happy New Year! Wir stoßen mit unseren mitgebrachten Pommery Stifterln auf 2008 an und schauen das Feuerwerk an, das sich im Wasser spiegelt. Schön!
Nach ein bisschen Plaudern mit den anderen Mitfeiernden gießen wir den restlichen Champagner in die Vegetation - Pommery muss es für uns nicht mehr sein - und gehen bergab zu den Busstationen bei Slussen.
Überall feiernde und singende Menschen und die Busse, die eine Extraschicht einlegen, sind so voll, dass man drinnen nicht umfallen kann. Mit der Linie 2 fahren wir fast bis zu unserem Hotel, wo wir alsbald in unsere Bettchen fallen und den ersten Traum im neuen Jahr träumen.