Mmmmh, die Sonne blinzelt durch die Vorhänge und weckt uns. Tatsächlich haben wir besser geschlafen als in der Nacht davor! Keiner von uns hatte Bauchweh, dafür sind die Gelsen scheinbar über uns hergefallen, denn es juckt überall. Na dann gehen wir erst einmal ins Bad und schauen, ob Waschen womöglich Abhilfe schafft. Tut es nicht, das kann erst etwas später je ein Tüpfelchen Fenisitil auf die Stiche. So versorgt geht es nun zum Frühstück.
Auch heute ersuchen wir, das Omelette länger auf der heißen Platte liegen zu lassen und auch etwas mehr Käse bitte, die Zwiebel sind ohnehin aus. Beides trägt Alexander einen bitterbösen Blick des Eierkochs ein. Wie kann man nur an seinen Portionierungs- und Kochkünsten zweifeln?! Trotz allem ist das Frühstück immer noch keine rechte Gaumenfreude und wir sind schon wieder draußen, kaum dass der Hunger einigermaßen gestillt ist.
An der Rezeption fragen wir nach einem Internetanschluss, da wir gerne unsere Mails abrufen möchten. Ein paar Minuten müssen wir uns bitte gedulden, denn die zuständige und einzig kundige Dame kommt erst kurz nach uns. Es gibt eine äußerst herzliche Begrüßung mit Umarmung und Küsschen obwohl wir uns doch völlig fremd sind. Na, so arg frequentiert hier?
Valle de los Ingenios |
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Die Senora spricht nicht englisch, wir kaum spanisch, trotzdem bringen wir eine nette Unterhaltung mit Händen und Füßen zustande. Nur wenige Touristen sind gut drauf hier, die meisten laufen mit langem Gesicht rum und sind nicht freundlich, so sagt sie. Ob's an der Qualität hier liegt? An ihr kann es jedenfalls nicht liegen, da sind wir uns sicher. Für 15 Minuten im Web zahlen wir CUC 2.-.
Heute steht uns eine lange Autofahrt nach Camagüey bevor. Da wir nicht wissen, wie die Straßen beschaffen sein werden und ob wir den Weg gut finden, haben wir nicht allzu viel anderes eingeplant.
Einen kurzen Stopp legen wir jedoch schon etwa 4 km nach Trinidad Richtung Sancti Spiritus bei einem Mirador mit Café ein, von wo aus man eine schönen Aussicht ins Valle de los Ingenos hat. Es ist nett hier, aber der Blick auf den Torre de Iznaga in der Ferne, so wie es im Reiseführer beschrieben steht, der ist nicht auszumachen. Die Autorinnen haben schon einen besonders liebenden Blick auf Kuba! Wir machen ein paar Aufnahmen und fahren wieder.
Torre Iznaga |
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Nach weiteren 12 km ist dann wirklich der Torre Iznaga angeschrieben und auch zu sehen. Wir biegen ab und fahren ein Stückchen ins Valle San Luis. Satt grün ist die Landschaft hier von Zuckerrohrfeldern und Königspalmen. Das Tal wird auch Valle de los Ingenios genannt nach den Zuckermühlen, die Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet wurden und deren Ruinen von ehemaligem Reichtum aber auch von der Plackerei und dem Elend in den Sklavenhütten erzählen.
Wir bleiben beim Anwesen Manaca-Iznaga stehen, das seine Blütezeit in den 1840er Jahren erlebt hat. Natürlich gibt es auch auf diesem Parkplatz einen Aufpasser für unsere Mietkutsche.
Hier kommen wohl öfter Touristen vorbei, denn alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird hier verkauft. Von Bananen über Gehäkeltes und Gesticktes bis zu Schwimmtieren kann man hier alles erwerben, was das Herz begehrt oder auch nicht. Natürlich gibt es auch Zigarren - ganz echt, ganz billig.
Torre Iznaga, ehemalige Residenz (heute Restaurant) |
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Die große Attraktion der einstmaligen Zuckerplantage ist sicherlich der 45 Meter hohe Torre Iznaga, den wir auch gleich erklimmen. 136 Stufen geht es hinauf und uns läuft mit jeder Stufe mehr Schweiß von der Stirn.
Oben angelangt, bietet sich ein netter Ausblick. Diesen genießen wir, obwohl die Holzplanken unter uns teilweise schon recht morsch aussehen und auch ein wenig nachgeben.
Den Turm hat der Zuckerbaron Alejo Iznaga 1830 bauen lassen, um damit seinem Bruder Pedro, ebenfalls Zuckerbaron und sein Erzrivale, seine Überlegenheit zu zeigen. Pedro ließ den tiefsten Brunnen graben, Alejo setzte den höchsten Turm daneben. Dabei ließ er die unteren 4 der 7 Stockwerke mit viereckigem Grundriss, die oberen achteckig errichten.
Torre Iznaga |
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Der Torre Iznaga diente zur Überwachung der Sklaven. Oben war ein Wächter postiert, der aus luftiger Höhe jeden Aufstand oder auch Feuer sehen konnte und sofort meldete. Am Fuße des Turms befindet sich auch jetzt noch eine Glocke. Mit einer solchen wurden früher Beginn und Ende der Arbeitszeit für die Sklaven eingeläutet. Deren Baracken, in denen sie zu Hunderten untergebracht waren, lagen gleich in unmittelbarer Nähe.
Was von hier heroben idyllisch aussehen mag, war damals die Hölle für die ausgebeuteten Schwarzen, die überhaupt erst ins Land kamen, da die kubanischen Ureinwohner für die Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern nicht robust genug waren. Infolge von Anfälligkeiten für aus Europa eingeschleppte Infektionskrankheiten verstarben diese nämlich viel zu rasch unter der Peitsche der Aufseher. Zum Glück ist diese Zeit vorbei!
Im ehemaligen Herrschaftshaus, das hübsch restauriert wurde, ist ein kleiner Souvenirladen untergebracht, sowie eine Bar und ein Restaurant. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, drehen wir eine Runde durch die Räumlichkeiten, die teilweise auch noch mit antiken Möbeln der Iznagas dekoriert sind. Wir möchten aber weder essen, noch trinken und auch nichts kaufen und verlassen daher das Anwesen Manaca-Iznaga, um unseren Weg nach Camagüey fortzusetzen.
Die Weiterfahrt verläuft ohne nennenswerte Ereignisse, sodass das nächste Berichtenswerte unser Mittagessen in Ciego de Avila ist. Unser Reiseführer empfiehlt die Einkehr in ein staatliches Restaurant namens Fonda La Estrella. Nach ein bisschen suchen finden wir das Lokal an einer Ecke und nehmen an einem Tisch am Fenster Platz. Wir bestellen 2 Mal Spezialität des Hauses: „Shredded Meat” in Gemüsesauce mit Zwiebeln. Dazu unvermeidlichen Reis mit Bohnen, frittierte Bananen und Salat.
Als die Mahlzeit kommt, ist das ganz schön viel aber es schmeckt herrlich würzig. Diesmal müssen wir nicht um Salz bitten und futtern begeistert. Dieses Mittagessen wird von uns beiden einstimmig zur kubanischen Spezialität Nr. 1 gekürt. Gemeinsam mit 2 Bier zahlen wir schließlich CUC 20.-. Etwaige Nachspeisen lehnen wir danken ab, wir können nicht mehr.
Zur Verdauung gehen wir im Anschluss eine Runde um den kleinen Parque zwei Gassen weiter. Es gibt einige ganz nette Häuser rund um den Platz, aber im Hintergrund ist ein Propoagandabau in sowjetischem Stil weithin sichtbar. Für sich alleine schon hässlich genug, ist der Wohnklotz auch noch über und über mit Lautsprechern und Satellitenschüsseln dekoriert. Eine Scheußlichkeit sondergleichen!
Sonst hat das ländlich geprägt Ciego de Avila, das von den Einheimischen auch liebevoll Ciego genannt wird, kaum etwas bis gar nichts zu bieten. Der Spaziergang hat ein klein wenig gegen das Völlegefühl geholfen und so setzen wir unseren Weg nach Camagüey fort.
Von der Carretera Central - Kubas Autobahn hat schon kurz nach Sancti Spiritus aufgehört und so ist dies nun die Überlandstraße, der wir quer durchs Land folgen - winkt uns ein junger Mann bei der Abfahrt runter und geleitet uns zu unserem Hotel Plaza.
Zwischendurch will er uns überreden in der kleinen, ach so netten Casa Particular seines Vaters zu übernachten. Nein danke, ist schon alles vorreserviert! Als wir schließlich vor dem Hotel parken, bekommen er und sein Freund je CUC 1.- für das sichere Geleit. Und nein, unsere T-Shirts möchten wir jetzt auch nicht ausziehen und ihm schenken.
Plaza del Carmen, Iglesia del Carmen, Abendaufnahme |
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Das Hotel, an dessen renovierter Fassade wir hochsehen, könnte rein theoretisch etwas haben, tut es aber leider nicht. Alexander erinnert sich an einen Tipp aus dem Reiseführer und fragt an der Rezeption nach einem Zimmer zum Innenhof, wo es ruhig sein soll. Wir bekommen den Schlüssel zu Nr. 217 im 2. Stock.
Als wir oben aufsperren glaubt Karin zuerst an einen Irrtum. Wir haben wohl versehentlich die Tür zur Rumpelkammer geöffnet. Doch nein, das ist wirklich ein Zimmer! Es ist ruhig, sauber, auch das Bad, hat eine funktionierende Klimaanlage und ist sonst scheußlich. Wir sind immer noch so voll vom Mittagessen und müde von der langen Fahrt, dass wir erst mal eine Runde schlafen.
Dann läutet das Telefon und ein Hotelangestellter teilt uns mit, dass jetzt der Mann vom sicherem Parkplatz da ist und wir sollen bitte runterkommen. Ok …? Wenn das nicht gewesen wäre, hätten bestimmt weitergeschlafen, so aber gehen wir hinunter.
Der sichere Parkplatz stellt sich als alter Mann heraus, der gegen CUC 3.- angeblich die ganze Nacht kein Auge zutut und nur auf unser Auto aufpasst. Na dann wollen wir das mal annehmen.
Zu Fuß gehen wir Richtung Stadt, unser Hotel liegt nämlich am Stadtrand, gleich gegenüber dem Bahnhof. Auf einen Mojito kehren wir im Hotel Colon ein, das wie eine kubanische Torte aussieht: eiscremefarben und viel weißer Stuck. Auf schmiedeeisernen Stühlen sitzen wir bei einem plätschernden Brunnen im Innenhof und nuckeln an unseren Drinks, die ganz gut schmecken. Ob die Zimmer hier ähnlich sind wie unseres?
Plaza del Carmen, Restaurant El Ovejito |
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Nach den Drinks brechen wir wieder auf, denn wir wollen zur Plaza del Carmen und dort zu Abend essen. Ein lieber Fahrradtaxler gabelt uns auf der Straße auf und strampelt uns gegen CUC 2.- direkt ans Ziel. Den Retourtransport will er auch gleich fix vereinbaren, doch wir sind noch unschlüssig: quizas, vielleicht.
In El Ovjeito, ebenfalls eine Lokalempfehlung aus unserem Reiseführer, essen wir die Spezialität des Hauses. Es ist, wie der Name des Lokals schon vermuten lässt, ein Lammgericht. Es schmeckt gut, ist würzig und nicht viel, was passt weil wir immer noch vom Mittagessen voll sind. Bier gibt es hier weder Bucanero noch Cristal sondern nur Tinima. Das schmeckt dann leider ein bisserl grauslich im Abgang.
Das Lokal selbst ist nett und recht stilvoll eingerichtet. Es gibt auch einen begrünten Patio, wo ebenfalls Tische aufgestellt sind. Auch ein Duo mit Gitarre fehlt nicht für eine musikalische Untermalung. Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit unserer Wahl.
Nach dem Essen drehen wir noch eine kleine Runde über die Plaza del Carmen. Niedrige, hübsche Häuser schmiegen sich aneinander, Kopfsteinpflaster auf dem Bronzeskulpturen verteilt sind, schummrige Beleuchtung. Es sieht romantisch aus und wir sind sicher, dass wir hier bei Tageslicht wieder herkommen werden.
Zu Fuß gehen wir nun zurück zum Parque Agramonte, der ein wenig dem Hauptplatz von Camagüey entspricht. Es ist der älteste Platz Camagüeys und steht ganz im Zeichen des Freiheitskämpfers Ignacio Agramonte Loynaz, der in dieser Stadt 1841 geboren wurde.
Agramonte, der Intellektueller war und ein juristisches Staatsexamen besaß, folgte dem Aufruf von Cespedes zum Kampf für ein freies Kuba. Gemeinsam mit anderen Gleichgesinnten, darunter auch sein Bruder Eduardo, bildete er eine wichtige Stütze des Unabhängigkeitskampfes. 1873 wurde er von den Spaniern überrascht und erschossen.
Parque Ignacio, Agramonte Casa de la Trova, Nachtaufnahme |
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Unterrwegs treffen wir tatsächlich unseren Fahrradtaxler wieder, der uns gleich auflädt. Wir wollen noch nicht zurück in unser Hotel sondern noch irgendwohin ein bisschen Musik hören. Die Casa de la Trova bietet erst ab 22:00 eine Show und bis dahin müssen wir uns anderwertig vergnügen.
Das Café de la Ciudad sieht einladend aus, weiße Wände und dunkle Möbel. Wir treten ein und setzen uns an einen der freien Tische. An den Wänden befinden sich Fotos, die Szenen der Kaffeeherstellung zeigen. Ernte, Röstung etc. schmücken in Sepia die Mauern.
Der Kaffee ist gut und auch das Schokoladeeis, das wir uns bestellen, nachdem wir es am Nachbartisch gesehen haben, hält, was es verspricht. Sehr lecker!
Zwei Häuser weiter kommen wir an der Galerie eines lokalen, zeitgenössischen Künstlers in altem Gemäuer vorbei. Bunte Bilder und der Laden hat noch offen. Wir treten ein und werden von einem freundlichem Kubaner empfangen, der zu unserem großen Erstaunen Deutsch spricht. Österreich kennt er und war auch schon in Wien und Salzburg!
Die Bilder sind teilweise hüsch, teilweise weniger. Uns gefällt vor allem ein Motiv mit der Rückenansicht einer nackten Frau mit rotem Schirm. Leider gibt's das Motiv nur in großem Format um ca. CUC 300.-. Danke, das ist uns dann doch zu teuer. Wir kaufen stattdessen ein kleines Acrylbildchen mit einem schwarzen Schlagzeuger auf knallbuntem Hintergrund um heiße CUC 10.-. Das kommt, wie auch das Bild von Yami Martinez, auf unsere Souvenirwand in der Küche.
Neben der Galerie befindet sich die Bar del Cambio, die nach einer alten Wechselstube benannt ist. Los ist hier nicht viel und die Mojitos sind auch eher naja, sodass wir hier nicht lange verweilen. Es ist auch langsam Zeit, sich gute Plätze für die Show zu sichern.
Zurück bei der Casa de la Trova zahlen wir CUC 6.- für 2 Personen inklusive Drink. Also ehrlich gesagt war die Musik gestern in Trinidad schon viel besser. Hier singt Ludmilla, angesagt von einem Cubano, der sicher auch ganz gut Gemüsemesser verkaufen könnte. Aber die Mojitos schmecken besser als in El Cambio. Nach etwa einer ½ Stunde gehen wieder bei gutem Wind.
Unser Fahrradtaxler, der uns geortet hat kaum, dass wir die Show verlassen haben, tritt uns heim zu unserem Hotel. Für diesen Dienst nimmt er uns glatt CUC 10.- ab. Wir wissen, dass der Preis ein Nepp ist, aber für einen guten Zweck …
In unserem ruhigen Zimmer schlafen wir schnell ein. Der Tag war lang und morgen geht es dann weiter nach Cayo Saetia. Buenas noches!