Sierra del Purial & Santiago de Cuba

Sierra del Purial

 

Sierra del Purial
IconSierra del Purial

 

Ganz gut haben wir geschlafen bis wir von Iz Gesang und krähenden Hähnen munter geworden sind. Da muss irgendwo eine Hühnerfarm sein, da das Gackern und Krähen gar nimmer aufhört. Na, das lässt wenigstens auf frische Eier zum Frühstück hoffen. Rasch sind wir geduscht, angezogen und laufen die Stiegen hinunter in Richtung Restaurant.

Das Frühstück ist in Buffetform angerichtet. Es gibt Pancakes und natürlich Eier auf Bestellung. Die deutsche Reisegruppe, die wir auf Cayo Saetia getroffen haben, sind hier (genau, die uns nach dem GPS gefragt haben), die Franzosen vom gestrigen Abendessen und das indische Pärchen, wo die junge Frau immer liest, ebenfalls.

Man grüßt einander schon freundlich. Das Essen schmeckt recht gut, der kulinarische Hochgenuss der gestrigen Nachspeise lässt sich hier jedoch nicht wiederholen.

Als wir ausgecheckt haben und zum Auto gehen, ist dieses sauber geputzt und strahlt richtig. Ein super Service, wir sind begeistert. Gerne geben wir dem fleißigen Autowäscher CUC 3.-und bekommen dafür auch noch die Fußdackerln ausgeklopft. Unsere Reisetaschen werden auf unseren Wunsch hin ebenfalls angeschleppt und wir fühlen uns schon fast feudal!

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Sierra del Purial Panorama
Sierra del Purial

 

Heute ist Santiago de Cuba unser Tagesziel und wir wollen es über eine ganz besondere Straße erreichen. La Farola bedeutet Strahl und ist der Name einer schönen, kurvenreichen Straße von Baracoa in den Süden. Zu dieser fast schon poetischen Bezeichnung kam es, da die Fahrbahn mitunter wie ein Lichtstrahl in der üppigen Vegetation der Sierra del Puriel auftaucht.

Sierra del Purial
IconSierra del Purial

 

In den frühen 1960er Jahren wurde La Farola aus den Steinen der Sierra del Puriel erbaut, um die Städte Cajobabo und Baracoa besser ans kubanische Straßennetz anzubinden. Cajobabo konnte man bis dahin nämlich nur mit dem Schiff erreichen. La Farola gilt dem modernen Kuba als eine seiner größten technischen Errungenschaften.

Zwischen Pinien und Palmen schlängelt sich die Straße dahin und schon allein dieser Gegensatz ist des Staunens wert. In unregelmäßigen Abständen gibt es Aussichtspunkte, an denen man stehenbleiben und das Panorama genießen kann.

Tut man dies, stürzen Einheimische aus dem Dickicht, um Obst, Nüsse, Schokolade (hier wird auch Kakao angebaut) oder ähnliches zu verkaufen. Sehr bequem hat es sich dagegen eine Schwarze gemacht, die sich aus einem Hütterl am Straßenrand lehnt als wir vorbeifahren und in einem melodiösen Singsang laut „Chocolat, Chocolat, Chocolat” ruft.

Später, als wir das Gebirge schon überquert haben, wird die Landschaft trocken und öde wie in Wild Wild West - oder eigentlich East, denn wir befinden uns ja im Oriente, im östlichen Teil von Kuba. Hier stehen jedenfalls lauter Kakteen herum, und das Land reißt einfach ab und plumpst ins Meer.

Hier werden wir auch Zeugen der Krabbenwanderung. Alljährlich wandert die kubanische Landkrabbe aus den Küstenwäldern ans Meer um zu laichen. Zig der rötlich bepanzerten Tiere überqueren die Straße. Manche scheinen sich direkt vor den Autos aufzupflanzen und mit den Scheren zu klappern: „Na komm, trau dich!”.

Dann traut sich so ein Auto wirklich und es gibt Krabbenmus am Asphalt. Bei aller Tierliebe ist es unmöglich, nicht die eine oder andere Krabbe zu Brei zu fahren, da wirklich die gesamte Fahrbahn übersät ist.

Nach obenMittagessen in Guantanamo

Guantanamo, Oldtimer
IconGuantanamo, Oldtimer

 

Guantanamo, Fotograf
IconGuantanamo, Fotograf

 

In Guantanamo machen wir schließlich eine Pause, da Alexander recht müde vom Fahren und es außerdem Essenszeit ist. Unser Reiseführer erwähnt einzig den Paladar La Cubanita in der Straße Jose Marti Nr. 864. Na dann probieren wir das.

Nach ein bisschen Suchen finden wir die Adresse, parken und treten schließlich in einen Raum, wo mit Dispersionsfarbe Gittertore an die Wand gemalt sind. Auf den 3 im Raum befindlichen Tischerln liegen blaue Häkeldecken und es stehen Vasen mit Seidenlilien in grellpink drauf. Eine etwas eigenwillige Dekoration.

Die Dona spricht nur spanisch und teilt uns mit, dass es heute nur Schwein gibt. Na dann probieren wir das auch. Wir lassen uns an einem der 3 umhäkelten Tischerln nieder und warten.

Eine Strandschönheit sitzt hinter einer Art Budel und macht nichts. Wir fragen um 2 Bier. Sie kreischt weniger schön nach der Dona und macht weiter nichts. Die Dona kommt, meint „Momentito” und wir hören sie an­schließend hinten die Messer wetzen.

Paladar La Cubanita
IconPaladar La Cubanita

 

Paladar La Cubanita

 

Die Zeit verrinnt langsam, die halbwegs moderne Stereoanlage schweigt, der Deckenventilator rührt sich nicht und die Strandschönheit macht noch immer nichts.

Schließlich steht Karin auf, geht zum Auto und holt eine Flasche Wasser und den Laptop. Wir verdursten und es ist ein bissi langweilig hier. Doch was ist das? Endlich erhebt sich die Strandschönheit und hatscht irgendwohin, von wo sie mit 2 kalten Dosen Bucanero wiederkommt. Sie kann also doch etwas.

Zwischenzeitlich kommt die Dona und hält 2 Kabel aneinander, deren Enden abisoliert sind. Es gibt einen Funken und der Deckenventilator fängt bedrohlich zu surren an. Wenigstens zieht jetzt ein kühler Luftstrom durch den drückend heißen Raum.

Auf der Budel neben der schweigenden Stereoanlage steht auch ein größerer Flachbildfernseher, abgedreht versteht sich. Dahinter befindet sich ein Zimmer mit roter Kunstledercouch a la Kika, das wohl das Wohnzimmer der Dona ist. So möchten wir nicht gerne wohnen.

Paladar La Cubanita

 

Paladar La Cubanita

 

Das Besteck wird einzeln gebracht, erst die Messer, dann die Gabeln und zum Schluss auch noch Löffel. Die Strandschönheit schaut zu. Dann kommt das Essen. Wir bekommen Schweinefleisch in Öl gebraten, mit Zwiebeln und Knoblauch. Als Beilagen gibt es Reis mit Bohnen (unvermeidlich), frittierte Plantas (ohne Panier) und einen wirklich großen Salat aus Weißkraut und Paradeisern.

Für die Qualität des Schweinefleisches kann die Dona nichts, es hat ein paar Flachsen, aber alles ist nett angerichtet und gut gewürzt, was auf Kuba schon an eine raffinierte Küche grenzt.

Ob es uns schmeckt? Ja danke, mui bien. Es folgt eine kleine Unterhaltung übers Wetter, wo wir schon überall waren und dass Österreich ein kleines Land ist. Das alles mit Händen und Füßen unterstützend, wo das Vokabular versagt.

Alexander geht auf die Toilette, wo es kein Fließwasser gibt. Hoffentlich in der Küche schon! Karin verkneift sich etwaige Bedürfnisse vorsichtshalber. Wir zahlen und fahren weiter. Feliz viaje!

Nach obenSantiago de Cuba

Engel auf der Cathedrale von Santiago de Cuba

 

Santiago de Cuba
IconSantiago de Cuba

 

Wir folgen wieder der Carretera Central die Baracoa mit Guantanamo und dieses weiter mit Santiago verbindet. Auf den vor uns liegenden rund 150 Kilometern sind die Straßen gewohnt abwechslungsreich: Asphalt, Schotter, Schlaglöcher. Doch man gewöhnt sich mit der Zeit an das ständige Ruppeln und vermisst es fast, wenn es denn doch einmal ausbleibt.

Als wir Santiago erreichen sind wir erst mal perplex über den vielen Verkehr. Man kann nicht mal in Ruhe an der Seite stehen bleiben, ohne dass jemand kommt und unbedingt den Weg erklären will. Hektik bricht aus.

Als wir endlich unser Hotel Casa Grande finden, kommen auch schon Heerscharen zu unserem gerade eingeparkten Auto: Parkplatzwachel, Bettler, Verkäuferinnen, Taxifahrer etc. Jeder will etwas oder hat etwas anzubieten. Leute, lasst uns mal aussteigen bitte!

An der Rezeption werden wir freundlich und in gutem Englisch begrüßt. Alexander sieht das Angebot für ein Zimmerupgrade auf eine Junior Suite um nur CUC 15.- und fragt nach. Leider, alle Suiten sind bereits ausgebucht. Ist auch kein Wunder bei diesem günstigen Aufpreis.

Cathedrale von Santiago de Cuba

 

Cathedrale von Santiago de Cuba
IconCathedrale von Santiago de Cuba

 

Cathedrale von Santiago de Cuba
IconCathedrale von Santiago de Cuba

 

Das Zimmer, das wir schlussendlich bekommen, hat eine vernünftige Größe. Auch eine funktionierende Klimaanlage, Safe und heißes Wasser im Bad sind vorhanden.

Einen Fernseher gibt es ebenfalls und wir schalten auf Deutsche Welle um Neuigkeiten über den Vulkanausbruch auf Island und die Auswirkungen auf den europäischen Flugverkehr zu erfahren. Wir vernehmen, dass der Flugverkehr wieder aufgenommen werden konnte, unser Heimflug scheint gesichert.

Wir packen unsere Taschen aus, da wir doch mehr als nur eine Nacht hierbleiben und fahren im Anschluss hinauf auf die Dachterrasse im 5. Stock, um den Ausblick über Santiago zu genießen. Knapp ½ Million Einwohner hat die Stadt, was man am Häusermeer, welches sich vor uns ausbreitet, deutlich erkennen kann.

im Parque Cespedes

 

Cathedrale von Santiago de Cuba

 

Rathaus, Fidels Balkon

 

1515 von Diego Velazques gegründet, war Santiago fast ein Viertel­jahrhundert Hauptstadt Kubas. Ihre Lage direkt am Meer bescherte ihr ebenfalls den Status als Haupt­stützpunkt der spanischen Armada und Ankunftshafen für die Sklavenschiffe aus West­afrika. Heute noch ist ein Großteil der Bevölkerung Santiagos afrikanischer Herkunft.

Nach einer ausgiebigen Betrachtung aus der Vogelperspektive begeben wir uns hinunter in den Parque Cespedes, der gleich vor der Haustüre liegt. Der Platz wird nebst unserem Hotel auch von der Kathedrale, einem Museum und jenem Gebäude gesäumt, von dessen Balkon aus Fidel Castro am 1. Januar 1959 den Sieg der kubanischen Revolution verkündete.

Das weiß getünchte Haus mit den tiefblauen Fensterläden und Balkongeländern ist nun das Rathaus von Santiago und streng bewacht. Besichtigen kann man die historische Stätte nur von außen, der Zutritt bleibt uns verwehrt.

Santiago de Cuba
IconSantiago de Cuba

 

Fontana de Trevi
IconFontana de Trevi

 

Park Serrano, Dominospielen
IconPark Serrano, Dominospielen

 

Ein junger Schwarzer spricht uns an ob wir deutsch reden. Ja? Daraufhin erzählt er eine etwas rührselige Geschichte von einem abgebrochenen Studium, mangelnden Übungsmöglichkeiten, Informationsbedürfnis über das Leben außerhalb Kubas und ganz geheimen Geheimtipps in Santiago.

Wir sind skeptisch, besonders da er schon nach wenigen Sätzen ins Englische wechselt. Erst mal wollen wir die Kathedrale ansehen.

Die Kirche, die mit vollem Namen Catedral de Nuestra Senora de la Asuncion heißt, stammt ursprünglich aus dem Jahr 1555 und gehört damit zu den ältesten Gotteshäusern Kubas. Piratenüberfälle und Erdbeben zerstörten jedoch vieles, sodass erst weitreichende Umbaumaßnahmen des Architekten Segrera im Jahre 1922 das heutige Aussehen der Kathedrale prägten.

Die Fassade ist gelb gestrichen, über dem Hauptportal schaut ein Marmorengel mit Posaune dem Treiben auf dem Platz zu und im bunt bemalten Inneren der Kathedrale befinden sich Statuen von Christoph Kolumbus und Bartolomé de las Casas.

Santiago de Cuba, Sonnenuntergang
IconSantiago de Cuba, Sonnenuntergang

 

Santiago de Cuba, Sonnenuntergang
IconSantiago de Cuba, Sonnenuntergang

 

Santiago de Cuba, Sonnenuntergang
IconSantiago de Cuba, Sonnenuntergang

 

Als wir aus der Kirche wieder herauskommen - was schon eine gewisse Herausforderung wegen der vielen Bettler ist - lehnen wir das Angebot des jungen Schwarzen, der immer noch auf uns wartet, so höflich wie möglich aber dankend ab. Wir möchten erst mal ankommen und die Stadt ein bisschen auf eigene Faust erkunden. Er nimmt's mehr oder weniger gelassen zur Kenntnis.

Wir streunen über den Platz, machen Fotos, lassen uns durch stille Gassen treiben und landen schließlich auf einer belebten Straße, der wir folgen. Ein großes Eckhaus im kolonialen Stil steht völlig leer und sieht aus wie ausgebrannt. Eine schmutzige und schon leicht rostige Neonreklame erzählt, dass es sich um das ehemalige Hotel Imperial handelt.

An einem sehr belebten Park führt unser Spaziergang vorbei. Viele Kubaner scheinen hier ihren Feierabend zu verbringen. Besonders interessant ist es, Dominospielern zuzusehen, welche die Steine mit einer Heftigkeit setzen, die an eine emotionale Schnapskartenpartie erinnert.

Die Sonne sinkt langsam tiefer, wirft lange Schatten in die Straßen. Wir gehen bergab Richtung Meer und kommen zum Balcon de Velasquez. Über einem spanischen Fort aus dem 16. Jahrhundert wurde eine große Aussichtsterrasse errichtet, von der aus man einen schönen Blick auf den Stadtteil Tivoli, den Hafen und die Bucht von Santiago hat.

Von dem alten Fort sind nur mehr wenige Überreste zu sehen, der Balkon ist jedoch restauriert und erhalten. Um diese Uhrzeit ist er allerdings geschlossen und so ziehen wir weiter.

Nach obenLa Maqueta und ein schwungvoller Abend

Maqueta de la Ciudad, Gruppe Okan

 

Maqueta de la Ciudad, Gruppe Okan

 

Maqueta de la Ciudad, Gruppe Okan

 

Da wir offensichtlich Touristen sind, werden wir von vielen Leuten angesprochen. Einige, darunter auch der junge Schwarze, dessen Dienste wir abgelehnt haben, weisen uns auf „la Maqueta” hin. Was um Himmels willen ist das nur? Wir haben keine Ahnung.

Schließlich finden wir den mysteriösen Ort und gehen hinein. La Maqueta ist ein Modell der Stadt Santiago! Wir treten näher und beäugen das Modell neugierig. Eine freundliche junge Kubanerin kommt und erklärt uns in einfachen Worten, wo was zu sehen ist. Am Ende weist sie uns noch auf das Terrassencafé hin, das sich am Ende des Saales befindet.

Dort schauen wir auf 2 Mojitos vorbei! Außer uns ist noch eine „Girlyband” aus lauter Frauen anwesend. Zwei Posaunist­innen, Schlagzeuger­innen, wovon eine ein ganz winziges Geschöpf ist, eine Gitarristin, eine Keyboard­spielerin und eine Lead­sängerin mit losgelösten Hüften wuseln auf der Terrasse umher.

Wir finden es interessant beim Aufbau der Instrumente und Lautsprecher zuzuschauen. Wird hier etwas aufgenommen?

Santiago De Cuba, Skyline, Nachtaufnahme, Panorama

 

Die Band legt los und wir bleiben schließlich mehrere Stunden, in denen wir weitere 2 Mojitos, 1 Bucanero, 2 Sandwich mit Pommes frites und 2 Cuba libre konsumieren.

Die Musik ist wirklich sehr gut und die Mädels sind lustig drauf. Zum Abschluss bekommen wir die Mailadresse und Mobiltelefonnummer der Directora. Sie ist die Keyboard­spielerin, die uns gleich aufgefallen ist, da sie einen Haken für ihre Handtasche am Instrument angebracht hat.

Da baumelt die Tasche dann rhythmisch vor sich hin, während die Directora in die Tasten haut.

Die Band heißt Okan und kommt im Juli nach Europa. Wir sollen uns doch melden. Es werden noch ein paar Erinnerungsfotos geschossen und dann heißt es Bussi, Bussi, Baba. Das war ein sehr netter Abend!

Wir sind froh, dass unser Hotel nur wenige Minuten Fußweg entfernt ist, wo wir dann auch gleich in unsere Betten und in seeligen Schlummer fallen. Bis morgen!

zu den FAQs und den Kommentaren
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