Guten Morgen! Heute werden wir schon wach, bevor der Wecker läutet. Kein Wunder, denn wegen der späten Abreise wollten wir eigentlich länger schlafen und haben unseren Wecker entsprechend spät gestellt. Da wir aber ausgeschlafen sind, stehen wir auf und machen uns fürs Frühstück fertig.
Dieses ist ... nun ja ... wie immer. Allerdings heute leider wieder ohne Speck. Warum eigentlich? Alexander bestellt eine Portion zu seinen Scrambled Eggs. Nach geraumer Wartezeit kommt ein kleiner Dessertteller, auf dem 3 Streifchen Speck zu finden sind. Ah ja, danke auch. Erstaunlicherweise werden heute erstmalig die Zimmernummern abgefragt, bevor man im Speisesaal Platz nehmen darf. Weils so lustig ist oder vielleicht auch zum Üben, kommt die Frage gleich mehrmals. Wenn man Getränke bestellt, wenn man zum Buffet geht, wenn man etwas extra möchte. So vergeht auch die Zeit!
Nach dem Essen erfolgt unser Abschied von den Teilnehmern der Mexico Lindo-Gruppe, besonders nochmals von Christine und Werner. Beatriz ist erst ganz aufgeregt, dass wir auch da sind und beruhigt sich erst als Karin versichert, dass wir eben Frühaufsteher sind und schon verstanden haben, dass wir erst um 10:00 abgeholt werden und überhaupt ab heute eine andere Reisegruppe sind.
Zurück am Zimmer verbringen wir die verbleibende Zeit noch mit etwas Reisebericht tippen und Koffer umschichten. Um 09:30 kommt ein Boy wegen der Koffer, den wir aber wieder wegschicken. Wir sind noch nicht ganz fertig und können die Koffer dank 4WD auch ganz leicht selber rollern.
Parque Central, Fuente de las Sirenas |
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Um 09:45 sind wir unten bei der Rezeption und was sehen wir - Stau! Eine Traube auf das Auschecken wartender Gäste hat sich bereits in der Lobby gebildet. 3 Rezeptionistinnen kümmern sich um die Erstellung einer Rechnung. Tolles Verhältnis! Wir schaffen es schlussendlich auch und gesellen uns zu den übrigen Teilnehmern unserer Rundreise. Der Transport zum Flughafen ist pünktlich und der Reisebegleiter spricht gut englisch. Mittlerweile wissen wir ja, dass dies in Mexiko City nicht selbstverständlich ist.
Allerdings ist der Wagen für 7 Personen plus Gepäck und Begleiter zu klein. Alles ist sehr eng und nur der bemerkenswerten „Faltbarkeit” des Reisebegleiters ist es zu verdanken, dass dieser noch zwischen den Koffern Platz findet.
Am Flughafen sind wir wieder Stunden zu früh dran, aber wenigstens ist schon Einchecken möglich. Plätze in der Exit Row sind leider schon aus und Airmiles gibt es auch nicht, da die Air Mexicana nur mit einigen wenigen Fluglinien eine Allianz eingegangen ist. Staralliance gehört nicht dazu. Schade aber auch!
Unserer Koffer ledig fallen wir zunächst kollektiv in einen Starbucks ein. Was das Hotel nicht konnte, das kann die Coffee Company nämlich ordentlichen: Kaffee zubereiten. Nach dem Genuss des Heißgetränks fühlen wir uns gleich frischer und machen uns auf die Suche nach einer Creditcard Lounge. Der Flughafen ist groß und unsere Wartezeit lang genug. Als wir endlich nach mehrmaligem Fragen und Verirren des exklusiven Warteraumes ansichtig werden, ist dieser nur für Karteninhaber von American Express. Na gut, dann nicht.
Die Stunden bis zum Abflug scheinen uns endlos, die Zeit will und will nicht vergehen. Die Geschäfte laden kaum zum Powershopping ein und eigentlich haben wir auch keine Lust, jetzt erstandene Unnötigkeiten den ganzen Urlaub mit uns rumzuschleppen. Also sitzen wir in der nicht klimatisierten Wartehalle herum bis wir schon fast Blasen am Sitzfleisch haben. Wenigstens unsere iPods dudeln uns unsere Lieblingsmusik ins Ohr und heben damit ein wenig die Stimmung.
Endlich ist es soweit und das Boarding beginnt. Unsere Plätze sind in der Sitzreihe genau vor der Exit Row und somit sind aus Sicherheitsgründen die Rückenlehnen nicht nach hinten verstellbar. Sch*ade! Werden wir den Flug wohl in ziemlich aufrechter Haltung absolvieren müssen.
Zum Mittagessen bekommen wir einen Chili con Carne ähnlichen Eintopf, wobei das Carne (Fleisch) aber ein Pollo (Huhn) ist. Für eine Flugzeugmahlzeit schmeckt es ganz ok, wir haben heute noch nicht gevöllert und mit essen vertreibt man sich die Zeit auch ein wenig.
Der Landeanflug gestaltet sich dann etwas ruppig, da es sehr bewölkt ist. Die Landung ist jedoch sicher und wir sind froh, unsere ach so aufrechten Sitze verlassen und unsere Beine vertreten zu können. Der Flughafen Guatemala City ist teilweise noch Baustelle, teilweise sieht es hier aus wie gestern fertig gestellt. Sehr modern!
Beim Ausgang wartet auch schon unser guatemaltekischer Guide mit einem Erkennungsschild auf uns. Er stellt sich als Giovanni vor, spricht gut deutsch und scheint nett und lustig zu sein. Den Kleinbus finden wir auch super, mit genug Platz für uns alle 7 und unser Gepäck. Da haben wir es wirklich fein getroffen!
Da Ute notwendig Geld wechseln muss, machen wir schon heute einen kleinen, ungeplanten Abstecher nach Guatemala Antigua zur Bank. Karin ist entzückt! Vor einigen Monaten schon hat sie eine „Schätze der Welt”-Folge über Guatemala Antigua gesehen und war so hingerissen von dieser Stadt. Und jetzt endlich sind wir leibhaftig da. Noch dazu in der Abendsonne, die interessante Schatten wirft und alles in ein wunderbar weiches Licht taucht.
Wir halten direkt am Plaza Mayor, dem heutigen Hauptplatz der Stadt, der im kolonialen Antigua noch Plaza Real hieß und unter anderem auch für Militärparaden, Stierkämpfe und sogar Hinrichtungen genutzt wurde. Jetzt befindet sich hier vor der Kathedrale ein Park, in dessen Mitte ein Springbrunnen plätschert.
Ruine Nuestra Señora de los Remedios |
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Die „Fuente de las Sirenas” ist vom Neptunbrunnen in Bologna inspiriert und wurde 1739 nach Entwürfen von Diego de Porres errichtet. Er zeigt Meerjungfrauen, aus deren Brüsten das Wasser fließt. Sehr verführerisch!
Rundherum stehen blühende Jacarandas und Trompetenbäume. Viele Leute schlendern auf den Parkwegen, unterhalten sich, sitzen lesend oder nur beobachtend auf Bänken. Es erinnert kaum mehr etwas an die schaurige Atmosphäre eines ehemaligen Hinrichtungsplatzes, außer ... Plötzlich gehen zwei ganz junge Männer mit Jeans und Tarnjacken raschen Schrittes an Karin vorbei. Unterm Arm trägt jeder lässig eine dicke Schrotflinte. Schluck! Ein recht beunruhigender Anblick für uns.
Ute war mit dem Geldwechsel erfolgreich und wir klettern alle wieder in unseren Kleinbus. Keine langen Gesichter bitte, morgen kommen wir ja wieder und dann haben wir mehr Zeit.
Hotel Villa Colonial |
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Am Weg zum Hotel - der Villa Colonial - legen wir noch den einen oder anderen Fotostopp wegen des tollen Abendlichtes ein. Noch bis letzte Woche war hier die Hölle los - oder besser gesagt ein heiliges Spektakel.
Es war Karwoche, Semana Santa, und wie in den meisten spanisch beeinflussten Ländern, sehr groß gefeiert wird. Es gibt Umzüge, in denen überlebensgroße Heiligenstatuen durch die Stadt getragen oder Passionsspiele aufgeführt werden. Hunderttausende von Touristen kommen von überall her, um diesem Schauspiel beizuwohnen und in ganz Antigua Guatemala bekommt man zu dieser Zeit nicht mal mehr ein Mäuseloch zum Übernachten.
Was wir von dieser österlichen Inszenierung noch zu sehen bekommen sind dünne Rinnsale von bunten Sägespänen zwischen den Steinen des Kopfsteinplasters. Sie stammen von den Alfombras, den bunten Teppichen, die damit auf die Straßen gerieselt wurden. Ebenfalls Überreste der Semana Santa sind die Heiligenfiguren, die nun in manchem Kirchhof zwischen geparkt sind und welche so wahllos gestapelt einen äußerst skurrilen Anblick bieten. So wie bei den Ruinen von Nuestra Senora de los Remedios, was wir lässig für uns mit „Mariahilf” übersetzen.
Hotel Villa Colonial |
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Schräg vis-a-vis ist auch schon unser Hotel und wir versammeln uns um die Rezeption. Sehr nett sieht hier alles aus und auf Giovannis Empfehlung hin, werden wir hier auch unser Abendessen einnehmen.
Während dieser kurzen Busfahrt mit Unterbrechungen hat sich herausgestellt, dass Giovanni nicht unser Führer für die Guatemala-Tour ist, sondern er nur jetzt seinen Kollegen Peter Klaus vertritt. Ob das wohl ein zackiger Deutscher ist bei diesem nativ-guatemaltekischen Namen? Aber der Fahrer Edgar mit dem freundlichen Strahlelächeln bleibt uns die ganze Zeit hier, genauso wie Bus. Also auf Wiedersehen Giovanni und bis morgen Edgar!
Unsere Zimmer liegen alle rund um einen kleinen Innenhof, indem wir uns kurz nach dem Koffer öffnen zu einem Begrüßungsschluck treffen. Aus kleinen Plastikstamperln für Espresso vom Starbucks prosten wir uns mit Reposado, einem Tequila, der mindestens 2 Monate im Eichenfass gelagert wurde, auf eine schöne Reise zu. Spätestens jetzt steht der zwar nicht so arg einfallsreiche, dafür umso passendere Name für unsere Reisegruppe fest: Tequila!
Nach etwas frisch machen finden wir uns alle im halboffenen Speisesaal ein. Sehr kolonial wirken die rauverputzten weißen Mauern, die dunklen Holzbalken an der Decke und der riesige offene Kamin. Die bestellten Steaks sind ausgezeichnet, schmecken nach Holzkohlengrill und munden in diesem Ambiente gleich noch mal so gut.
Mit vollen Bäuchen verabschieden wir uns schließlich und fallen in unsere Betten. Morgen heißt es 08:00 Abfahrt, also hurtig gute Nacht!