Chichen Itza

El Caracol (Schneckenturm, Observatorium)

 

Haus der Nonnen
IconHaus der Nonnen

 

Ding-Dong - unser Wecker läutet uns auch heute wieder zeitig aus den Federn. Der Besuch von Chichen Itza, der wohl berühmtesten Ausgrabungsstätte der Halbinsel Yucatan steht auf unserem Tagesprogramm. Der Grund für unser frühes Aufbrechen ist diesmal nicht die weite Strecke, die wir bis dahin zurücklegen müssen, sondern das Zunehmen von Touristenstrom und Temperatur mit fortschreitender Stunde. Da wir beidem möglichst entgehen wollen, darf's auch gern ein bisserl zeitig sein.

Das Frühstück befindet sich in einem großen Saal gleich neben der Lobby und hat gerade erst aufgemacht, als wir einen großen Tisch für unsere Gruppe besetzen. Die Speisen werden in Buffetform angeboten und man findet alles, was das Herz begehrt und der Magen zu dieser frühen Stunde verträgt. Eier, Obst, Toast, Aufschnitt, etc. - wie man es bei einem 5 Sterne Hotel erwarten darf. Satt und zufrieden sind wir schon wenig später bereit mit dem Bus die wenigen Kilometer bis Chichen Itza zurück zu legen.

Weiße Feder hat sich bereits um das Einladen unserer Gepäckstücke gekümmert und nach einem kurzen Blick ob jeder seine Sachen dabei hat, geht es auch schon los. Chichen Itza, wir kommen!

Nach obenHistorie

Kirche der Nonnen

 

Haus der Nonnen - Seitenteil
IconHaus der Nonnen - Seitenteil

 

Über die ersten Bewohner Chichen Itzas gibt es kaum gesicherten Aufzeichnungen. Chichen Itza heißt soviel wie „Stadt der Itza am Rande des Wassers”, aber da es in der Gegend keinen Fluss oder See gibt, können damit eigentlich nur die beiden Cenotes gemeint sein.

Nach dem Maya-Forscher Sylvanus Griswold Morley wanderten Itza-Maya aus der Peten-Region zwischen 455 und 495 nach Yucatan ein und siedelten sich in Chichen Itza an. Ihr Anführer war der Hohepriester Lakin Chan, auch Itzamna genannt, und nach ihm hießen die Bewohner der Stadt Chanes oder Itzaes.

Spätestens um 1400, vielleicht schon etwas früher, wurde Chichen Itza endgültig verlassen. Über die Gründe gibt es verschiedene Hypothesen. 1533 besetzten es die Spanier, doch die Idee Chichen Itza zur Hauptstadt Yucatans zu küren, wurde bald wieder verworfen. 1841 waren es Stephens und Catherwood, welche den Ort wiederentdeckten. 1988 wurde Chichen Itza von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Bauhistorisch ist Chichen Itza das Resultat vieler Zeitepochen, weist jedoch alle architektonischen und städtebaulichen Komponenten eines mesoamerikanischen Stadtzentrums auf: Zeremonialzentren, Ballspielplätze, Pyramiden, Tempel und Paläste. Und sogar einzigartig - einen speziellen Bau zum Beobachten der Gestirne, ein Observatorium.

Nach obenZona Central

Tempel der Tafeln (Templo de los Tableros Esculpidos)
IconTempel der Tafeln (Templo de los Tableros Esculpidos)

 

El Caracol (Schneckenturm, Observatorium)
IconEl Caracol (Schneckenturm, Observatorium)

 

Wir betreten die Anlage quasi über den Hintereingang dem Ost-Eingang, denn hier kann unser Bus samt Fahrer preisgünstig parken und Weiße Feder findet sich sicher ein schattiges Lokal, um auf uns zu warten. Wir folgen Alfred (naja soweit dies möglich ist, denn er rast mit seinen langen Beinen voraus und wir hasten hinterher) am Observatorium (El Caracol) vorbei und sind froh, dass unser erstes Ziel „La Iglesia” knapp dahinter liegt.

Diese „Kirche der Nonnen” ist ein Gebäude im Puuc-Stil aus dem 7. oder 8. Jahrhundert. Es hat nur einen einzelnen Raum und seine Fassade ist reich dekoriert. An den Gebäudekanten ist deutlich Chaaks Rüssel zu erkennen, denn die Masken des Regengottes ist das Haupt-Schmuckmotiv dieses Bauwerks. Links und Rechts davon findet man Gürteltier, Schnecke, Schildkröte und Krebs. Die Bacabs, deren Aufgabe es war den Himmel zu stützen bzw. die Erdscheibe im Gleichgewicht zu halten.

Gleich dahinter befindet sich das „Haus der Nonnen”. In diesem größten Bauwerk der klassischen Periode gibt es viele Räume weswegen die Spanier meinten, es müsse sich um Wohnungen von Nonnen oder Mayapriesterinnen handeln.

Hinter dem Dampfbad, neben dem Tempel der Tafeln

 

El Caracol (Schneckenturm, Observatorium)

 

Grab des Hohepriesters

 

Verschiedene Stile sind hier zu erkennen was nicht weiter verwundert, wenn man bedenkt, dass hier mehrere Überbauungen von mindestens sechs Substrukturen stattgefunden haben.

Weiter geht's zum Tempel der Tafeln, der seinen Namen aufgrund der Reliefs trägt, die an der Nord- und Südseite des Säulenganges eingraviert sind. Sie zeigen Darstellungen von Menschen, Pflanzen und Tieren, die sowohl real sind als auch der Fantasie entspringen. Beherrscht werden die Darstellungen von zwei Kriegern. Opfergaben, welche hier bei Ausgrabungen gefunden werden, lassen auf einen Feuerkult schließen.

Neben dem Tempel der Tafeln sehen wir eine Art Badeanstalt mit Dampfbädern und einer in den Boden eingelassene Badewanne. Unzivilisiert waren zu Zeiten der Conquista nämlich nicht die Maya, sondern die Spanier, die man aufgrund ihrer mangelnden Hygiene schon meilenweit riechen konnte. Böse Zungen behaupten die Eroberung wäre deswegen so leicht gewesen, weil die Indianer die Waffen fallen ließen um sich mit beiden Händen die Nasen zu zuhalten.

El Caracol, die Schnecke oder auch das Observatorium, ist sicherlich eines der interessantesten Gebäude von Chichen Itza. Es zählt zu den ganz wenigen Rundbauten, die es in der Maya-Welt gibt und stammt aus der Zeit um 900 bis 1000.

Grab des Hohepriesters

 

Grab des Hohepriesters
IconGrab des Hohepriesters

 

Den Namen Schnecke hat das Gebäude aufgrund der Wendeltreppe, die im Inneren des Turmes nach oben in den Aussichtsbereich führt. Von hier aus beobachteten die Maya durch schmale Fensteröffnungen Lauf und Position der Gestirne.

Die noch vorhandenen Fenster „funktionieren” auch heute noch und so kann man z.B. Tagundnachtgleiche jeweils im März und September sowie nördlichsten und südlichsten Stand der Sonne damit anpeilen. Aufgrund ihrer genauen astronomischen Beobachtungen bestimmten die Maya dann Haab und Tzolkin und waren in der Lage, nicht nur die Zeiten für Aussaat und Ernte festzulegen sondern auch Sonnen- und Mondfinsternis vorauszusagen.

An der Casa Colorada, benannt nach den Resten roter Bemalung in ihrem Inneren, vorbei stehen wir nun vor dem Grab des Hohepriesters. Die neunstufige Pyramide wurde zur Gänze rekonstruiert und ist im maya-toltekischen Stil veermutlich eine kleinere Ausgabe der Kukulkan-Pyramide. Das schließt man aus den Balustraden in Schlangenform. Das Bauwerk wurde über einer natürlichen Höhle errichtet, in der man 7 Gräber mit den Knochen der Beigesetzten sowie Opfergaben fand.

Nach obenZona Norte

Ballspielplatz, Schlangenkopf
IconBallspielplatz, Schlangenkopf

 

Kukulkan Pyramide
IconKukulkan Pyramide

 

Auf dem großen Grasplatz der Zona Norte, die wir nun betreten, stehen wir dem imposantesten und am meisten fotografierten Bauwerk der archäologischen Stätte gegenüber. Die Kukulkan-Pyramide ist das Wahrzeichen von Chichen Itza und wohl der Traum jedes Mexiko-Touristen.

Die Kukulkan-Pyramide, geweiht dem Quetzalcoatl der Maya, vereint Raum und Zeit. 4 Mal 91 Stufen plus Sockelstufe des Hochtempels ergeben 365, also die Anzahl der Tage eines Sonnenjahres. Die 9 Plattformen der Pyramide symbolisieren die Ebenen der Unterwelt, die durch die Treppe zweigeteilt wird.

So kommt man auf die Zahl 18, was den 18 Monaten des Haab entspricht. Dies sind nur einige Beispiele und es finden sich noch viele weitere Zahlen an der Pyramide, die einen Bezug zum Kalender haben.

Heiligen Zenote (Cenote Sagrado)

 

Schädelgerüst (Tzompantli)
IconSchädelgerüst (Tzompantli)

 

Auch ist die Pyramide so ausgerichtet, dass sich zur Tagundnachtgleiche ab ca. 16:30 ein Schatten wie ein gewelltes Band über die nördliche Treppe mit ihren Schlangenköpfen legt, sodass der Eindruck entsteht als würde sich die Schlange nach unten schlängeln. Dieses Spektakel wird der Herbstieg Kukulkans genannt und extra deswegen kommen im Frühjahr und im Herbst Tausende Schaulustige und veranstalten ein großes Fest hier.

Apropos Tausende: auch jetzt sind natürlich Unmengen anderer Besucher:innen hier, deren Zahl mit fortschreitender Stunde steigt. Die Bauwerke - so leider auch die Kukulkan-Pyramide - darf man allesamt nicht betreten. Einerseits aus Gründen der Konservierung, andererseits zum Schutz der Touristen vor Abstürzen und anderen Verletzungen. Soweit können wir die Beweggründe der deutschen Leitung der archäologischen Stätte noch nachvollziehen. Unser Verständnis endet allerdings bei den unzähligen Händlern, die ihren billigen Kitsch (es handelt sich hier wirklich um Plastiksouvenirs made in Taiwan) überall ausbreiten und sich auch keinen Deut um Konservierung oder Schutz kümmern. Wir sind überzeugt, dass es einen besseren Weg gäbe, der weder die Besucher so enttäuschen würde wie jetzt, noch das Weltkulturerbe zerstören.

Venusplattform (Plataforma de Venus)
IconVenusplattform (Plataforma de Venus)

 

Kukulkan Pyramide - Schlangenkopf
IconKukulkan Pyramide - Schlangenkopf

 

Kukulkan Pyramide

 

Gemeinsam sehen wir uns noch den gigantischen Ballspielplatz hinter dem Jaguartempel an. An den Schrägmauern sieht man Rlachreliefs von Ballspielern in voller Montur. Deutlich sieht man Knieschoner, Hüftschutzgürtel, Nasenpflöcke und Federschmuck auf den Köpfen. In Chichen Itza gibt es an die 12 Ballspielplätze, doch dieser hier ist der größte von ihnen. Und nicht nur von Chichen Itza sondern von ganz Mittelamerika.

Die weiteren Reliefs zeigen recht drastisch das Ende eines Pok ta Pok-Spieles, indem es die Enthauptung von Spielern mit abgetrennten Köpfen und spritzendem Blut darstellt. Ob es sich bei diesen Szenen tatsächlich um Tötungsrituale handelt oder nur der ewige Kreislauf und Werden und Vergehen symbolisch dargestellt wird, vermag man nicht mit Gewissheit zu sagen.

Den Jaguartempel und das Schädelgerüst Tzompantil laufen wir in der zunehmenden Hitze auch noch ab, bevor Alfred uns ein wenig Zeit zum Fotografieren lässt. Alexander nutzt diese eifrig und lichtet nochmals die Kukulkan-Pyramide aus allen möglichen und unmöglichen Blickwinkeln ab, während Karin faul im Schatten unter einem Baum auf ihn wartet.

Tempel der Krieger, Ostkolonnade
IconTempel der Krieger, Ostkolonnade

 

Tempel der Krieger
IconTempel der Krieger

 

Auf dem Weg zum Cenote Sagrado, de heilige Wasserbecken, treffen wir mit den anderen Gruppenmitgliedern wieder zusammen. Der Cenote ist nur ein Grund dafür, der andere liegt ganz bestimmt in dem Getränkestand, wo wir alle Wasser oder kaltes Cola kaufen.

Auf dem Weg zum Treffpunkt haben wir Mühe, den kleinen Pfad zum Hintereingang wieder zu finden und müssen jemanden fragen. Es ist aber auch wirklich leicht die Orientierung zu verlieren, während man auf einem 8 Quadratkilometer großem Areal zwischen vielen Sehenswürdigkeiten hinter seinem rasenden Reiseführer herwieselt.

Nach obenWarten und die lange Fahrt nach Cancun

Tempel der Krieger

 

Tempel der Krieger, Ostkolonnade
IconTempel der Krieger, Ostkolonnade

 

Im Club Med Villas Chichen Itza gibt es ein letztes gemeinsames Bier für die nächsten 7 Tage, die jeder in einem anderen Resort verbringen wird. Arne, Wulf und Elsbet werden auf die Isla Holbox gebracht und verlassen uns als erste. Adios liebe Freunde, wir sehen uns beim Heimflug wieder!

Birgit, Ute und wir haben noch ein paar Stunden Wartezeit bevor es für uns weiter geht Richtung Cancun. Zur Überbrückung stellt man uns ein Zimmer zur Verfügung und wir verbringen die Zeit im bzw. am Pool. Das Vor-Ausruhen ist auch wirklich notwendig, wie wir dann später bei der nicht enden wollenden Fahrt feststellen müssen.

In einem nur mäßig klimatisierten Minivan, der mit Gepäck und diversen Mitreisenden aller Nationen vollgepfercht ist, geht es nun Stunde um Stunde über schnürlgerade Straßen an die Riviera Maya. Einzige Unterbrechung ist eine kurze Pinkelpause bei einem recht schäbigen Kiosk - und das auch nur, weil ein Mitreisender dringend darauf bestanden hat.

Kukulkan Pyramide

 

Kukulkan Pyramide
IconKukulkan Pyramide

 

Ute und Birgit steigen vor uns in Playa del Carmen aus und wir verabreden am Montag gemeinsam Tulum zu besuchen. So ganz ohne Besichtigung und ohne gemeinsamen Tequila halten wir das ja sonst nicht aus! Rund 40 Minuten später sind auch wir endlich am Ziel und freuen uns über den zuvorkommenden Empfang im Secrets Capri Riviera mit gekühlten Handtüchern und einem Schluck Champagner.

Es war eine wunderschöne Rundreise, auf der wir so viel gesehen und erlebt haben. Und jetzt freuen wir uns auf eine Woche Faulenzen und dem Luxus frönen!

zu den FAQs und den Kommentaren
Auf der letzten Seite dieses Reiseberichtes findest Du die Fragen unserer Besucher:innen, welche uns im Laufe der Zeit erreichten und hast selbst die Möglichkeit einen Kommentar zu diesem Reisebericht zu hinterlassen.
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