Kloster Strahov, Saal der Philosophie, Renovierung |
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Der letzte Tag unseres verlängerten Prag-Wochenendes bricht an und beginnt mit einem pünktlich servierten Frühstück auf unserer Suite. Nach dem Weckgesang des Handys haben wir uns schon präsentabel gemacht und in die Bademäntel gehüllt, sodass wir gleich öffnen, als es an der Türe läutet.
Auch heute ist das Frühstück wieder sehr gut. Karin hat diesmal ein Ei mit Schinken, Joghurt, frische Früchte (so groß geschnitten wie gestern), Honig, Vollkorngebäck und Pfefferminztee sowie ein Glas Sekt zu trinken. Alexander bekommt ein Omelett, Vollkorngebäck, Croissant, Marmelade, Honig, Joghurt, ebenfalls von den großen, frischen Fruchtstücken, schwarzen Tee, Orangensaft und auch ein Glas Sekt. Salz und Pfeffer wurden heute leider vergessen, aber es schmeckt auch so recht gut.
Nach dem Essen wird erst mal ausgiebig geduscht und dann rasch gepackt. Naja, vielleicht doch nicht ganz so rasch, denn wir sind immer noch etwas müde von unserer gestrigen Gewalttour. Aber schön war's!
Das Ausschecken geht dafür schnell und ohne viel Nachfragen, da die Rechnung diesmal gleich klar ist. Eine freundliche Verabschiedung, ein 10% Gutschein für unseren nächsten Aufenthalt oder zur Weitergabe an Freunde und schon packen wir unsere 7 Sachen in unseren Wagen.
Unser erstes und letztes Ziel in Prag ist heute das Kloster Strahov. Unserem Navi folgend nähern wir uns von der Rückseite, da das Kloster am Hang des Laurenzibergs liegt und auf Prag hinunter blickt. Nach einigem Suchen finden wir unterhalb des Klosters einen legalen Parkplatz, stellen unser Auto ab und gehen die paar Schritte hinauf.
Na, heute ist es ja wirklich ur-heiß und das bereits um 09:30. Das kann ja noch ein schweißtreibender Tag werden!
Herzog Vladislav II. und seine Gemahlin Gertrud von Babenberg gründeten in den Jahren 1140 - 1143 in enger Zusammenarbeit mit dem Olmützer Bischof Jindrich Zdik das Prämonstratenserkloster Mons Sion. Der Name Strahov kommt von der strategischen Lage an den Hängen des Petrin (Laurenziberg), wo die Prager Burg mit Posten geschützt und Wacht gehalten wurde.
Viel hat der Gebäudekomplex, der einmal sogar der Prager Burg Konkurrenz machte, schon er- und überlebt. Vom eigentlich romanischen Wehrkloster ist fast nichts mehr übrig. Eine Gotisierung wurde von den Hussitenkriegen unterbrochen und während des Dreißigjährigen Krieges wüteten die Schweden hier. Im 17. Jahrhundert wurde das Kloster dann im Barockstil umgebaut und erweitert.
Unter Joseph II., dem Aufklärer, wurden viele Klöster, die keine gemeinnützige Arbeit wie z.B. Krankenpflege leisteten, aufgelöst. Da Strahov eine umfangreiche wissenschaftliche Bibliothek aufzuweisen hat und diese auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, entging der Konvent diesem Schicksal und erlebte im Gegenteil eine Blütezeit.
Auch während des kommunistischen Regimes sicherte die Bibliothek dem Kloster die Existenz, da es nun zum Museum für nationale Schriftkultur erklärt wurde.
Kloster Strahov, Saal der Theologie |
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Vor dem Kloster ist zuerst ein rechter Massenauflauf, der sich aber plötzlich in Nichts auflöst. Wie angenehm, wir müssen gar nicht anstehen.
Bei der Kassa bezahlen wir zwei Eintrittskarten zu je CZK 80.- und einmal Kameragebühr um CZK 50.-, damit wir die schönen Bibliotheksäle fotografieren können.
Am oberen Treppenansatz angelangt stürzen wir uns gleich auf den Philosophischen Saal und werden herb enttäuscht. Seit Februar 2009 wird dieser wunderschöne Barocksaal mit seinen Deckenfresken, den Holzpaneelen und über 60.000 Büchern einer Generalsanierung unterzogen.
Unpassende Übermalungen aus den 1950er Jahren wurden entfernt, die Einrichtung konserviert und rekonstruiert und u.a. auch eine neue Löschanlage installiert. Ein Sprinklersystem ist ja für eine Bibliothek nicht ganz so optimal.
Wir können zwar ein paar Schritte weiter in den Saal hingehen als dies sonst erlaubt ist, jedoch ist alles hinter Gerüsten und unter Abdeckplanen verborgen. Sehr schade, denn so können wir die Fresken des Wiener Künstlers F. Anton Maulbertsch nicht in ihrer Gesamtheit bewundern.
Dem Theologischen Saal, der in den Jahren 1671-1679 unter Abt Jeronym Hirnhaim nach Plänen des italienisch stämmigen Prager Architekten Giovanni Domennico Ors errichtet wurde, widmen wir dafür nun all unsere Aufmerksamkeit. In diesem barocken Saal, der fast wie ein Gewölbe wirkt, sind mehr als 18.000 Bücher untergebracht. Darunter befinden sich natürlich auch zahlreiche Bibeln oder Bibeltexte in vielen verschiedenen Sprachen.
Das Fotografieren mit Stativ und verschiedenen Belichtungseinstellungen geht heute ausgezeichnet, da kaum andere Besucher:innen da sind. So kann Alexander sich mittig vor den Saaleingang stellen und alles in Ruhe ausprobieren.
Die nicht vorhandenen Besucher:innen waren wohl beim Lesen der verschiedenen Plakate im Eingangsbereich, unter denen sich auch ein Hinweis auf die Renovierung des Philosophischen Saals befand, aufmerksamer als wir?
Nach dem Verlassen des Klosters Strahov werfen wir noch einen Blick auf die schöne Aussicht vom Laurenziberg hinunter auf die Stadt. Grüne Hänge mit Wein, Wiesen mit Obstbäumen und bunte Sommerblumen vermitteln einen fast schon ländlichen Eindruck.
Auf dem Rückweg kaufen wir uns noch zwei Fläschchen kaltes Cola und schon sitzen wir ins unserem Wagen und sind unterwegs nach Kutna Hora, der einstigen Silberstadt, die heute zum UNCESO Weltkulturerbe gehört.
Kuttenberg, Barborska |
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Kuttenberg |
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Die Fahrt ist eintönig, denn es gibt viel zähen Verkehr auf der Überlandstraße und keine Autobahn. Nach 75 Minuten haben wir es endlich geschafft und parken in der Nähe der St. Jakobskirche.
Karin hat ein dringendes Bedürfnis, Mittagszeit ist auch und so suchen wir uns zuerst einmal ein Lokal zum Einkehren. Nachdem die morgendliche Hitze in Prag nahtlos in die Kuttenberger Mittagshitze übergegangen ist, lockt uns ein schattiger Gastgarten, denn er verspricht etwas Kühle.
Wir trinken Bier, bestellen jeder einen Salat und teilen uns eine gefüllte Hühnerbrust. Das Essen schmeckt recht gut, allerdings ist die Bedienung zum Einschlafen langsam. Ob's nur an der Hitze liegt?
Nach dem Mittagessen pilgern wir durch die schönen, jedoch fast menschenleeren Altstadtgässchen zur Kathedrale St. Barbara. Blühende Kletterrosen hängen hier und dort über alte Mauern, vereinzelt haben Geschäfte offen, um auch sonntags am Tourismus zu verdienen. Insgesamt wirkt heute jedoch alles sehr beschaulich und verschlafen.
Steinfiguren Galerie, St. Barbara Kirche, ehemalige Jesuitenschule |
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Das ehemalige Jesuitenkolleg, welches bei unserem Besuch 2007 noch gänzlich eingerüstet und einer Generalsanierung unterzogen war, erstrahlt nun in neuem Glanz.
Die barocken Steinfiguren, welche die Galerie unterhalb des Kollegs schmücken, umrahmen den Ausblick über Weingärten und mittelalterliche Gassen zur Jakobskirche.
Diese Galerie führt uns auch direkt zur Kathedrale von St. Barbara, die wir als nächstes besuchen.
Haben wir bei unserem letzten Aufenthalt hier noch über die klirrende Kälte gejammert, so macht uns heute die Hitze wirklich zu schaffen. Gegen CZK 50.- p.P. verschwinden wir ins nur unwesentlich kühlere Innere der Kathedrale mit dem interessanten Dach.
St. Barbara Kirche |
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Karin setzt sich auf eine der Bänke im Mittelschiff, liest im Reiseführer und kämpft tapfer aber nur teilweise erfolgreich gegen die aufsteigende Müdigkeit. Alexander wandelt herum und macht viele Fotos von den schönen Glasfenstern und anderen sehenswerten Details im Gotteshaus. Doch auch er leidet ein wenig an klimabedingter Antriebslosigkeit, sodass wir uns entschließen, wieder weiter zu ziehen. Längeres Verweilen an einem Ort geht einfach nicht.
Zurück bei St. Jakob will man KCZ 40.-, damit wir die Kirche besichtigen dürfen. Wir schauen kurz bei der Türe hinein, befinden, dass wir den Eintritt nicht investieren wollen und gehen weiter.
Nach noch ein paar Schritten werfen wir einen Blick in den Welschen Hof, ehemals Aufbewahrungsort des Silbers, Prägestätte des Prager Groschens und sogar königliche Residenz. Wie schon beim letzten Mal lässt sich Karin vom Brunnen mit dem Bergmann und der gotischen Erkerkapelle verzaubern und macht ein paar Aufnahmen davon. Alexander hat genug und so finden wir uns schließlich beim Café vor dem Hof wieder.
St. Barbara Kirche |
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Welscher Hof |
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Der doppelte Espresso, den wir eigentlich bestellt haben, entpuppt sich als heißes Blümchenwasser, dass nur durch Beifügen je einer Vanilleeiskugel genießbar wird. Glücklicherweise kommen wir auf diese Idee und schaffen es auch, sie dem ausschließlich tschechisch sprechenden Kellner beizubringen. So gestärkt machen wir uns schließlich auf den restlichen Heimweg nach Wien.
Ein kurzer Zwischenstopp bei einem Billa - in Tschechien kann man auch sonntags einkaufen, bei uns in Österreich ist leider alles geschlossen - um ein paar Lebensmittel für ein Abendessen und das morgige Frühstück einzukaufen, unterbricht noch die ansonsten ereignislose Autofahrt.
3½ Stunden später sind wir ganz ohne Autobahn wieder zu Hause in Wien. Wir hatten ein tolles langes Wochenende und finden, dass Prag immer eine Reise wert ist. Wir kommen sicher wieder!
Über welchen Veranstalter habt Ihr Eure Reise gebucht? |
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Über keinen Veranstalter. Wir haben unser Hotel - Santini Residence - via Internet bei Booking.com gebucht. |
findest Du in unserem Fotoalbum Prag . Hier gleich ein paar Beispiele:
Tanja (E-Mail-Adresse bekannt) |
Du hast es echt drauf. Wunderschöne Fotos einfach! Ich bin ja total geschichtsbegeistert und diese Innenanssicht von Schlössern und Burgen ist einfach Wahnsinn, toll! Mit dem Wetter hattet ihr auch echt Glück, das gibt den Fotos nochmal einen besonderen Flair! |