Amsterdam - Kunst und gutes Schuhwerk

Amsterdam, Singel
IconAmsterdam, Singel

 

Dass es zeitig in der Früh nicht ganz so einfach ist ein gutes, gemütliches Frühstück in der Amsterdamer Innenstadt zu finden, wissen wir ja mittlerweile schon. Starbucks macht zwar auf, ist aber nur mäßig nett zum Sitzen. Wir suchen noch ein bisschen und finden schließlich Bagels and Beans an der Keizersgracht. Das Lokal gehört zu einer Kette, die in den Niederlanden und Deutschland verbreitet ist. Neben Bagels, die mit allerlei Köstlichkeiten von salzig bis süß gefüllt sind, und Kaffee gibt es auch noch andere Heißgetränke, frisch gepresste Säfte, Kuchen und Gebäck.

Zwar schaut der Gastgarten an der Keizersgracht einladend aus mit den bereits gedeckten Tischen, aber wir trauen dem Wetter nicht so recht und nehmen daher lieber drinnen Platz. Dafür direkt am Fenster mit Blick nach draußen.

Karin bestellt sich Tee aus frischer Minze und bekommt etwas serviert, das wie eine bunte Vase anmutet. Schmeckt aber fein und ist ganz nach ihrem Geschmack. Auch das Frühstück mit frischem Saft und Gebäck mundet und die Bedienung ist freundlich. Alles in allem sind wir sehr zufrieden und satt, als wir später wieder aufbrechen, um die Stadt weiter zu erkunden.

Nach obenBlumenmarkt

Amsterdam, Singel

 

Amsterdam, Singel
IconAmsterdam, Singel

 

Unser Weg führt uns über den Blumenmarkt entlang der Singel, welche die innerste und älteste Gracht des Amsterdamer Grachtengürtels ist. Tatsächlich handelt es sich bei der Singel um einen mittel­alterlichen Festungsgraben.

Der Blumenmarkt, der wohl zu einem der berühmtesten und bekanntesten Märkte der Stadt zählt, ist auch eine der touristischen Haupt­attraktionen. Man findet einiges an Zier- und Schnittblumen, Samentütchen und Blumen­zwiebeln sowie Souvenirs und Touristen­kitsch. Naja, das Angebot passt sich eben der Nachfrage an.

Ein paar überdimensionale rote Holzschuhe mit Seidentulpen dahinter, lassen dann doch auch uns den Auslöser betätigen. Die Farbe, der besondere Kitsch, was auch immer… ein lustiges Motiv jedenfalls, wenn auch ganz sicher ohne unsere Füße in den zu großen Schuhen!

Der Blumenmarkt endet am Muntplein, einer breiten Brücke, wo die Singel in die Amstel mündet. Hier steht auch der Münzturm, der westliche der ursprünglich zwei Munttoren, der nach einem Brand Anfang des 17. Jahrhunderts wiederaufgebaut wurde. Wie der Name schon nahelegt, wurden zu dieser Zeit hier Münzen geprägt.

Nach obenPathè Theater Tuschinski

Amsterdam, Theater Tuschinski

 

Amsterdam, Theater Tuschinski

 

Amsterdam, Theater Tuschinski

 

Unser Weg führt uns weiter zum Pathè Theater Tuschinski, einem wahren Tempel für Kino und Theater. Das Gebäude stammt aus den 1920er Jahren und präsentiert sich im Eklektizismus, einer Mischung unter­schiedlicher Baustile. Schon der Eingang ist opulent und lockt uns ins Innere.

In der Vorhalle, deren Wände in Gold und kräftigen Farben bemalt sind, kann man nicht nur Kaffee trinken und Kinokarten kaufen, sondern auch einen Audio Guide, der einen auf eine Tour durch das gesamte Theater führt. Zu zweit allein und in eigenem Tempo? Das klingt perfekt für uns! Und schon stöpseln wir uns die Ohren zu und folgen zuerst mit den Augen und bald auch mit Beinen und dem ganzen Körper der Stimme des Erzählers.

Amsterdam, Theater Tuschinski

 

Amsterdam, Theater Tuschinski

 

Abraham Icek Tuschinski war polnisch-jüdischer Herkunft und eröffnete 1911 in Rotterdam sein erstes Kino, nachdem er sich dort, seinen ursprünglichen Gedanken, nach Amerika auszuwandern verwerfend, niedergelassen hatte.

Es folgten drei weitere und 1921 konnte er schließlich seinen Traum verwirklichen und ein Kino im Format eines großen Theaters in Amsterdam eröffnen. Die Pläne stammten von Hijman Louis de Jong, einem gelernten Möbeltischler und späteren Architekten ebenfalls jüdischer Herkunft.

Amsterdam, Theater Tuschinski

 

Amsterdam, Theater Tuschinski
IconAmsterdam, Theater Tuschinski

 

Amsterdam, Theater Tuschinski
IconAmsterdam, Theater Tuschinski

 

Von trauriger Bedeutung ist die kulturelle Herkunft der genannten Herren deswegen, weil sie beide zu Opfern des 2. Weltkrieges wurden und schlussendlich kaum 2 Jahre hintereinander im KZ in Ausschwitz ums Leben kamen.

Zuvor musste Tuschinski noch erleben, wie deutsche Bomber Rotterdam zerstörten und er dort all seine Kinos verlor. Nach der Besetzung Amsterdams wurde das großartige Tuschinski-Theater zunächst geschlossen und später als arisierter Staatbetrieb weitergeführt. Tuschinski war damit bankrott. Wäre er doch damals seinem ersten Impuls gefolgt und nach Amerika ausgewandert!

So tragisch die Geschichte von Tuschinski und seinem Architekten ist, so großartig ist das Theater. Man kann sich gar nicht satt sehen an der opulenten Dekoration. Da gibt es ein japanisches Teezimmer, eine Maurische Suite und elegante Foyers.

Amsterdam, Theater Tuschinski

 

Amsterdam, Theater Tuschinski

 

Auch allermodernste technische Errungenschaften der damaligen Zeit wie Heizungs- und Klimaanlage sowie eine Kinoorgel von Wurlitzer hat das Pathè zu bieten.

Nicht nur Kinofilme wurden hier gezeigt, sondern Berühmtheiten wie Maurice Chevalier, Judy Garland, die Dietrich, Edith Piaf und noch einige Mehr traten hier auf. Fast kann man die Anwesenheit der großen Künstler noch spüren.

Nach einer großen Runde durch die prachtvollen Räume landen wir schlussendlich wieder im Kassenfoyer, wo übrigens ein bemerkenswerter Teppich liegt. Er ist riesig, stammt aus Marokko und wurde einst in einem Stück von KLM eigens eingeflogen.

Amsterdam, Theater Tuschinski

 

Amsterdam, Theater Tuschinski
IconAmsterdam, Theater Tuschinski

 

Amsterdam, Theater Tuschinski

 

So inter­essant und kurzweilig die Führung mit dem Audio­guide war, so langweilig schmeckt der Kaffee, den wir zum Abschluss noch im Pappbecher bekommen. Ist im Ticketpreis inkludiert und wird folglich auch brav konsumiert.

Das war schon mal ein toller Vormittag. Was wollen wir jetzt machen? Vorteil so einer Städtekarte ist unter anderem, dass man auch in Museen geht, die man sonst vielleicht nicht besucht hätte, doch wo der Eintritt schon mal bezahlt ist… So verschlägt es uns als nächstes in Taschenmuseum.

Nach obenTaschenmuseum (Tassenmuseum)

Amsterdam, Taschenmuseum
IconAmsterdam, Taschenmuseum

 

Amsterdam, Taschenmuseum

 

Was Deutsch sprechende Besucher gleich zu Beginn heftig verwirrt ist, dass sich das Museum auf holländisch „Tassenmuseum” nennt und doch so gar nichts mit Geschirr zu tun hat.

In einem eleganten Grachtenhaus aus dem 17 Jahrhundert lebten Hendrijke und Heinz Ivo, die 1820 in England eine besondere Schildpatt-Tasche fanden. Dieses Stück gefiel ihnen so gut, dass sie sich generell für Taschen zu interessieren begannen und alsbald zu wahren Kennern wurden. Der Grundstein für die außergewöhnliche Sammlung, die mittlerweile auf an die 5.000 Exemplare angewachsen ist, war gelegt.

Koffer, Taschen, Geldbörsen, alles gibt es hier zu sehen. Von der winzigen Miniatur bis zum riesigen Transportbehältnis, von praktischem Begleiter bis zum reinen Sammlerstück ist eine gigantische Vielfalt an Ausstellungsstücken hier zu bewundern.

Interessant und schön, vor allem für Taschenfan-Frauen, sind Exemplare, welche von Stilikonen beispielsweise zu öffentlichen Auftritten oder auf Bällen getragen wurden. Manche der Minaudieres sind wahre Kunstobjekte!

Amsterdam, Taschenmuseum

 

Amsterdam, Taschenmuseum
IconAmsterdam, Taschenmuseum

 

Aber auch für Herren gibt es Exemplare, die das männliche Interesse wecken. So z.B. das witzige Heineken-6er-Tragerl aus Leder für die Fahrradstange, das wir nach beim Verlassen des Museums noch bestaunen können.

Noch etwas, das wir vielleicht sonst auch nicht – als Amsterdam-Wiederkehrer zum wiederholten Male – gemacht hätten, ist die ebenfalls im Ticket inkludierte Grachtenfahrt. Ganz sicher sind wir uns nicht, aber nach dem Taschenmuseum sind wir ein wenig müde und da erscheint es uns sehr verlockend zu sitzen und die Gegend an uns vorbeiziehen zu lassen.

Nach obenGrachtenfahrt

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
NEMO Science Museum

 

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
Konzertsaal

 

Auf unserem Plan finden wir eine Informationsstelle zu den möglichen Touren und besuchen diese. Der nicht mehr ganz junge aber auch noch nicht alte Mann spricht Deutsch und erklärt uns, welche Möglichkeiten es denn so gibt. Ehrlich gesagt verwirren uns die Erklärungen mehr, als dass sie unserer Entscheidungs­findung dienen.

Das liegt aber nicht am holländischen Akzent, sondern wohl mehr an glücklich machenden Substanzen, wie wir anhand des süßlichen Geruchs in diesem Shop vermuten. Wir bedanken uns artig und wollen das unter uns beiden nochmal in Ruhe bereden.

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
IconAmsterdam, Grachtenrundfahrt
Nieuwe Herengracht

 

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
Walter Süskindbrug (Brücke)

 

Zum Glück haben wir eine Informations­broschüre mitbekommen, wo Zeiten, Routen und Ablegestellen nochmals im Überblick dargestellt sind. Das ist der Klarheit äußerst zuträglich!

Schließlich können wir uns aber doch entscheiden, vergewissern uns nochmals, wo genau die Abfahrt jetzt stattfindet und gehen dann in die Nähe der Centraal Station. Dort macht man ein obligatorisches Kitschfoto mit Bakfiets (holländisches Lastenfahrrad) und Plastiktulpen von uns und schon sitzen wir im Boot und tuckern durch Amsterdams Wasserwege.

Amsterdam, Grachtenrundfahrt

 

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
IconAmsterdam, Grachtenrundfahrt
Herengracht

 

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
Herengracht

 

Inter­essant das Stückchen rund um das Ooster­dok, wo auch das Wissen­schafts­museum NEMO steht. Das große grüne Gebäude in Form eines Schiffs prägt die Gegend hier sehr stark und bringt einen ganz modernen Touch.

Es gefällt uns der Kontrast zu den Grachtenhäusern des Goldenen Zeitalters, der hier gesetzt wird. So sieht man Amsterdam auch mal abseits der bekannten Klischees.

Während die Grachtenhäuser aus dem 17. Jahrhundert stammen, der Zeit von Rembrandt und Jan Vermeer und mit aller Pracht ausgestattet sind, welche der wirtschaftliche Aufschwung möglich machte, wurde das NEMO Science Center gerade erst 1997 gebaut.

Amsterdam, Grachtenrundfahrt

 

Amsterdam, Grachtenrundfahrt

 

Der durchaus spektakuläre Entwurf stammt übrigens vom gleichen italienischen Architekten, der auch das Centre Pompidu in Paris erbaut hat – Renzo Piano. Das NEMO wurde direkt auf dem Fundament des IJtunnels erbaut, weswegen es gleichzeitig zu seinem Dasein als Museum auch Tunneleingang ist und Autos direkt darunter durchfahren. Bemerkenswert!

Gemächlich fährt das Boot durch die Grachten und unsere Füße freuen sich über die Pause. Apropos Füße: irgendwie scheinen wir nicht ganz das geeignete Schuhwerk für die Kombination aus alten Pflastersteinen und auch schon in die Jahre gekommenen Füßen zu haben. Wenn die Bootstour vorüber ist, schauen wir uns mal nach ein paar leichten, gut gedämpften Schuhen um, die unsere doch eher modischen Sneakers ersetzen könnten.

Eine gute Stunde später setzen wir unsere Füße wieder auf festen Boden und unsere Idee in die Tat um.

Nach obenneue Schuhe und Abendessen

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
Brouwersgracht

 

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
Keizersgracht, Hotel Nadia

 

Zwar gibt es viele Geschäfte, die Sneakers & Co anbieten, doch irgendwie sind wir vom Pech verfolgt. Entweder ist das Schuhwerk primär modisch (so etwas haben wir bereits an) oder unsere Größen sind nicht vorrätig.

Um Frust erst gar nicht aufkommen zu lassen, unterbrechen wir unsere Suche in der Bierfabriek. Das Brauerei­restaurant braut eigenes Bier und das quasi mitten im Lokal. Wir klettern draußen auf Barstühle und bestellen 2 rote Hausbier. Dazu gibt es Erdnüsse, deren Schalen man ganz so wie in der Long Bar in Singapur auf den Boden wirft, und den Blick auf Sudfannen und Gärtanks im Lokal.

Erfrischt setzen wir unsere Suche nach den perfekten Tretern fort. Nur wenig später sind wir auch tatsächlich fündig geworden. In einem Schuhgeschäft, das auf Sportschuhe und Sneakers aller Arten und Marken spezialisiert ist, erstehen wir je ein Paar von Saucony. Alexander aus Textil-Mesh in grau/beige, Karins Ausführung ist Rauleder in 2 Blautönen (what else?!). Ach, wie wunderbar! Weich gebettet und gut gedämpft haben Blasen und Druckstellen nun keine Chance mehr.

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
IconAmsterdam, Grachtenrundfahrt
Keizersgracht, Westerkerk

 

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
IconAmsterdam, Grachtenrundfahrt
Brouwersgracht 45

 

Amsterdam, Grachtenrundfahrt
Herengracht

 

Unser Tag war bereits recht lange und so beschließen wir, zunächst mal unsere Fotosachen in unser B&B zu bringen und dann Abendessen zu gehen. Was und wo? Die Entscheidung ist schnell getroffen, denn heute soll es typisch holländisch sein – wir wollen Poffertjes und Pannenkoeken!

Nur wenige Gehminuten entfernt gibt es das Lokal De Vier Pilaren, das für gute Pfannkuchen in allen Variationen und sein traditionell aussehendes Lokal mit Terrasse und Grachten- bzw. Parkblick bekannt ist. Da wollen wir hin.

Wir finden gleich einen netten Tisch für 2 und futtern uns von salzig nach süß durch die angebotenen Köstlichkeiten. Mit der netten Kellnerin scherzen wir, dass sie wohl zaubern kann, denn kaum ist eine Portion Poffertjes mit frischen Erdbeeren und Schlagobers verzehrt, kommt sie auch schon mit der nächsten. Zur Untermalung des magischen Vorganges lässt Karin beim Eintreffen der nächsten Fuhre den Klingelton ihres Handys erklingen – es ist das Bewitched Theme aus der gleichenamigen Fernsehserie aus den 1960er Jahren, bei uns unter „Verliebt in eine Hexe” bekannt.

Lachend und mit vollen Bäuchen verlassen wir De Vier Pilaren und sind froh, dass es wirklich nur ein paar Schritte sind, bis wir satt und müde in unsere Betten fallen. Gute Nacht, bis morgen!

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