Rotterdam per pedes oder „Schatz, mir tun die Füße weh”

Rotterdam, Lijnbaan
IconRotterdam, Lijnbaan
rommler

 

Rotterdam, Lijnbaan

 

Für den heutigen Tag haben wir einen Stadt­spazier­gang durch Rotterdam geplant, den wir in einem Reise­führer gefunden haben. Er soll ca. 3½  Stunden dauern, was sich für uns gut anhört. Draußen strahlt schon die Sonne am Himmel, also perfektes Wetter für unser Vorhaben.

Der Spaziergang beginnt bei der Lijnbaan, der Fußgängerzone gleich bei unserem Apartment. Dass es sich dabei um die erste autofreie Einkaufsstraße der Welt handelt, wissen wir ja schon.

Man wollte einfach etwas Modernes ausprobieren, nachdem das alte Einkaufs­viertel im Zweiten Weltkrieg bei einem Bomben­angriff am 14. Mai 1940 der deutschen Luftwaffe gänzlich zerstört wurde. Entgegen anfänglicher Befürchtungen der Geschäftsleute, waren die moderne Architektur, die Blumenbeete, Sitzbänke und hölzernen Baldachine ein voller Erfolg und niemand vermisste den Autoverkehr beim Shoppen.

Rotterdam, Weena
IconRotterdam, Weena

 

Rotterdam, Centraal Station
IconRotterdam, Centraal Station

 

In den 80er Jahren, als die ursprünglichen Geschäftsinhaber einer nach dem anderen in Pension gingen und die High End Läden von großen Ketten übernommen wurden, gab es einen Abschwung des Viertels.

Es bekam den Ruf, dass man es nachts besser meiden solle und die Auslagen wurden mit dicken Rollbalken gesichert. Erst in den 2010er Jahren erholte sich die Lage und die Lijnbaan wurde wieder zu einem Ort, an dem sich jüngere Leute gerne treffen. Es gibt mittlerweile sogar Pläne, mehrere Straßen ähnlich zu entwickeln.

Nach obenWester­singel Skulpturen-Terrasse

Rotterdam, Kruisplein

 

Rotterdam, Weena

 

Rotterdam, Kruisplein

 

Über die Centraal Station, dem Rotter­damer Haupt­bahnhof mit seiner markanten Eingangs­halle, führt uns der Weg zur Wester­singel Skulpturen-Terrasse, wo zeitgenössische Kunst beidseitig entlang der Gracht frei auf- und ausgestellt ist.

Alles ist hier weit, grün und modern, erinnert fast ein wenig an Amerika mit seinen breiten Boulevards. Die Skulpturen sind interessant, manche mehr, andere weniger ansprechend und bei anderen fragt man sich auch, was uns denn der Künstler damit wohl mitteilen wollte.

Rotterdam, Eendrachtsplein
Statue Santa Claus

 

Rotterdam, Westersingel
Sculpture by the canal

 

Rotterdam, Oude Binnenweg
Werbung

 

Auf der Eendrachtsplein steht eine Skulptur von Santa Claus, der statt eines Weihnachts­baumes einen Dildo in der Hand hält. Sie stammt vom amerikanischen Künstler Paul McCarthy und scheidet, wie man sich aufgrund des Motivs leicht denken kann, die Geister.

Während die einen die Skulptur mit dem Sexspielzeug für geschmacklos und anstößig empfinden, halten die anderen das wiederum für einen recht heuchlerischen Standpunkt, während doch allen möglichen Werbungen ständig Anspielungen auf Sex gemacht werden. „Sex sells” eben.

Durch eine der historischen Geschäftsstraßen, den Oude Binnenweg, mit schönen, älteren Häusern und aufgemalten Vintage-Werbeplakaten an den Wänden, geht es weiter zur Witte de Whit Straat.

Nach obenWitte de Whit Straat und Museumpark

Rotterdam, Witte de Withstraat
IconRotterdam, Witte de Withstraat

 

Rotterdam, Oude Binnenweg

 

Es ist gegen 11:30, die Mägen erinnern ganz zart an die nahende Mittagszeit und Fritten gehen sowieso immer. Also Einkehr in eine Frietboutique, bei der sowohl das Menü als auch der Schanigarten einladend aussieht.

Wir wählen jeder unsere Pommes Frittes einmal mit Trüffelmayo, einmal mit Cashewnuss Mus, Rote Rüben Mayo und asiatischem Gemüse. Dazu bitte Cola light und eine Zitronenlimonade.

Es schmeckt gut, frisch und die Mahlzeit ist wirklich üppig. Wir verzehren sie draußen im Gastgarten auf der Straße. Auf den Tischen liegen Fotobücher, die Außergewöhnliches aus Rotterdam präsentieren. Menschen, Essen, Gebäude…

Eine nette Idee! Die Texte sind leider nur auf Holländisch, daher also nur so ungefähr verständlich für uns. Aber als Essenslektüre reicht es allemal und es zeigt die Stadt einfach von einer ganz anderen Seite.

Rotterdam, Museumpark
Picasso Skulptur

 

Rotterdam, Witte de Withstraat

 

Nach der Mittagspause setzen wir unseren Spaziergang mit einem Besuch im Museumspark fort. Der Park befindet sich auf der sogenannten Museumsachse und wurde in den 1980er Jahren nach Plänen des Rotterdamer Architekten Rem Koolhaas angelegt.

3 verschiedene Bereiche umfasst der Park: einen romantischen Teil mit Teich und gewundenem Pfad. Hier fühlt sich Karin ganz und gar zu Hause.

Dann einen Bereich mit kleinen Apfelbäumen, zwischen welchen Muscheln und Kies gestreut sind und der ganz linear angelegt ist. Zu guter Letzt gibt es noch einen dritten Bereich mit asphaltiertem Podium und Mosaiken im Boden.

Es ist wirklich toll hier! Die Gebäude sind großartig, allen voran das Museum Bojmans van Beuningen, ebenso die Skulpturen bzw. Teile der Anlagen, die man vom Park aus betrachten kann.

Rotterdam, Museumpark
IconRotterdam, Museumpark

 

Rotterdam, Museumpark

 

Das Museums­gebäude hat der Architekt Ad von der Steur 1935 entworfen. Man sieht dem klassischen Museums­bau, der einen offenen Innen­hof von vier Seiten umschließt und einen Turm hat, sowohl die 30er Jahre als auch das Studium des Architekten an, nämlich Maschinenbau. Aufgrund der Form des Gebäudes wurde es halb spöttisch auch die „Steur-Abtei” genannt.

Erstaunlich, dass alles hier wirkt, als wäre Wochenende. Rotterdam ist insgesamt keine besonders hektische Stadt. Angenehm!

Nach obenEuromast

Rotterdam, Euromast

 

Rotterdam, Euromast
IconRotterdam, Euromast

 

Weiter geht es zu Het Park (deutsch Der Park), ebenjener Grünanlage rund um den Euromast. Einen eigentlichen Namen hat er nicht, er heißt einfach Park. An der Maas gleich neben dem Scheepvaartkwartier liegt der Park. Wunderschön grün, groß, mit Wasserläufen, Wiesen und schattigen Bäumen bildet er eine Oase in der Stadt.

Wir fahren zunächst einmal den Euromast hinauf. Der Turm ist 101m hoch, mit dem Space Tower sogar 185m. Errichtet wurde er in den 1960er Jahren als Wahrzeichen der Gartenausstellung Floriade.

Man hat hier heroben einen schönen Rundblick, aber es schwankt bzw. vibriert recht stark. Wer vom Ausblick nicht genug bekommen kann, für den gibt es die Möglichkeit in einer Suite hier heroben zu übernachten. Sicher ist es nett, am Abend, wenn keine Besucher mehr da sind, über das erleuchtete Rotterdam schauen.

Rotterdam, Euromast

 

Rotterdam, Euromast

 

Von der Besucherplattform aus geht es mit einem sich drehenden Panoramaaufzug nochmal ein Stückchen hinauf. Zunächst gibt es 7 Minuten einführende Erklärungen vom Band, ein plätscherndes Blabla. Karin ist nicht ganz so entspannt, da sie ein bisschen Höhenangst hat.

Neben uns ist auch noch ein kleiner Bub, der sich gegen die Glasscheibe wirft und auf das Bullauge im Boden hüpft.

Angst kennt DER nicht!

Nach obenWassertaxi, Hotel New York und die Fenix Food Factory

Rotterdam, Wassertaxi Fahrt

 

Rotterdam, Wassertaxi Fahrt

 

Wieder unten angelangt und mit sicherem Boden unter den Füßen, kehren wir auf ein Leffe und ein Foto mit unseren Gnomaden in das hübsche Lokal im Park ein.

Zuerst lasen wir uns lässig in Liegestühlen in der Sonne nieder, wechseln dann aber in den Bereich mit Tisch, Sesseln und Fähnchen für Tischnummer in den Schatten. Kühles Bier und kühler Schatten ist doppelt gut.

Erfrischt geht es weiter Richtung Schiffahrtsquartier. Wir beschließen ein Wassertaxi zu nehmen, um hinüber zu Hotel New York zu kommen. So muss man nicht ganzes Hafenbecken entlanglaufen und außerdem ist es cool.

Rotterdam, Hotel New York

 

Rotterdam, Hotel New York

 

Bei der Einstiegstelle ist ein großes Schild mit Telefonnummer angebracht, die man anruft, wenn man ein Taxi möchte. Auch ein übersichtlicher Plan mit den Nummern der Wassertaxi Stationen sowie Zonen und Preisen. In Zone 1, in der wir fahren wollen, ist der Tarif €4,50 pro Person recht moderat.

Die anfängliche Begeisterung wird durch eine fast 30-minütige Wartezeit recht getrübt, die Fahrt macht’s dann aber wieder wett.

Bei der Wassertaxi Zentrale, die sich beim Hotel New York befindet, bemängeln wir die Wartezeit. Die „Kollegin” rattert gleich was los von Hochsaison, war keine ½  Stunde, obwohl sie auch nicht weiß wie lange, etc.

Rotterdam, Fenix Food Factory
IconRotterdam, Fenix Food Factory

 

Rotterdam, Fenix Food Factory

 

Karin meint dann: „Schön, dann merken sie sich einfach, die Kunden vorab zu informieren, dass es zu längerer Wartezeit kommen kann. Das würde schon reichen.” Das kann die Kollegin dann annehmen und gut ist’s.

Nicht nur die Fahrt mit dem Wassertaxi war cool, auch die Location hier ist es. Zunächst sehen wir uns das Hotel New York an, welches einem alten Dampfschiff nachempfunden. Früher hatte hier die Amerika – Holland Schifffahrtslinie ihr Büro.

Vor dem Hotel befindet sich eine Grünfläche, wo Leute in Liegestühlen chillen. Irgendwie sehen die Herrschaften aber nicht nur wie Gäste aus und es ist mitten unter der Woche. So entspannt? Wird denn nicht gearbeitet in Rotterdam?

Rotterdam, Wassertaxi Rotterdam

 

Über eine Brücke gelangen wir zu Fenix Food Factory. Vor ein paar Jahren wurde der Stadtteil Katendrecht, wie es hier heißt, von den Kreativen von Rotterdam entdeckt. In den leerstehenden Industrie- und Lagerhallen entstanden jede Menge Cafés, Theater und kleine Restaurants.

In der Fenix Food Factory haben sich lauter kleine Imbissläden zusammen­getan, die in Bio­qualität selbst herstellen. Wir entscheiden uns für einen Brot­teller für 2 bei Jordy’s Bakkerij und einen 6er Flight Bier aus der Brauerei.

Mit der Verpflegung sitzen wir dann nett im alternativ gestalteten Gastgarten auf Palletten-Möbeln zwischen bepflanzten Tonnen und beruhigen kreischende, etwa vierjährige Mädchen, die sich gegenseitig den Hintern versohlen, während die Väter entspannt ein Bier dabei trinken. That’s life!

Nach obenSS Rotterdam

Rotterdam, Hotel Schiff ss Rotterdam
IconRotterdam, Hotel Schiff ss Rotterdam
Funkraum

 

Rotterdam, Hotel Schiff ss Rotterdam

 

Nach der Rast marschieren wir zur SS Rotterdam, wo wir zuerst gegen und dann mit dem Touristenpfad gehen bis uns am Ende eine freundliche Dame aufklärt, dass eine freie, kostenlose Besichtigung eigentlich nicht vorgesehen ist. Oooops! smiley

Das Schiff wurde ursprünglich für die Holland-Amerika-Linie gebaut und verkehrte zwischen Amsterdam und New York, mit Zwischenstopp in Le Havre. 1959 war die Jungfernfahrt nach New York, auf der sich auch Königin Beatrix unter den Gästen befand.

Heute ist das Schiff sozusagen multifunktional – tagsüber ein Museum, nachts dienen die 254 Kabinen als Hotelzimmer.

Mit dem Wassertaxi, das uns diesmal nicht so lange warten lässt, düsen wir von der SS Rotterdam zu den gläsernen Kugeln am Rijnhaven. Es handelt sich um die sogenannten schwimmenden Pavillions, ein Projekt, welches sich mit Städtebau auf dem Wasser beschäftigt.

Rotterdam, Erasmusbrücke (Erasmusbrug)

 

Rotterdam, Wassertaxi Fahrt
IconRotterdam, Wassertaxi Fahrt
Hafenbecken Rijnhaven, floating Pavillon, schwimmender Wald

 

Rotterdam, Wassertaxi Fahrt
IconRotterdam, Wassertaxi Fahrt
Erasmusbrücke (Erasmusbrug)

 

Das ist nicht nur der Tatsache geschuldet, dass ein Drittel der Niederlande unter dem Meeres­spiegel liegt, sondern auch eine Reaktion auf die dem steigenden Meeres­spiegel infolge des Klimawandels.

Die gläsernen Kugeln sehen ein bisschen aus wie schwimmende Glashäuser, mit einem Baumgarten, der in Bojen gepflanzt ist, davor. Eh klar, dass Karin das unbedingt aus der Nähe sehen muss.

Vom Rijnhaven geht es zu Fuß zum Oude Haven, vorbei an den Kubushäusern und heim in unser Apartment. Es ist heiß und wir sind fix und fertig!

Rotterdam, Alter Hafen (Oudehaven)
IconRotterdam, Alter Hafen (Oudehaven)

 

Rotterdam, Hafenbecken Rijnhaven
schwimmender Wald

 

Rotterdam, Alter Hafen (Oudehaven)
IconRotterdam, Alter Hafen (Oudehaven)

 

Wir legen kurz unsere Sachen im Apartment ab und gehen noch auf ein ab­kühl­endes Eis auf die Meent. Sehr gut, aber leider auch heute gibt es die Sorte Maghreb nicht. Über die Witte de Whit, wo die Geschäfte schon geschlossen haben, schlendern wir wieder heim.

Zuhause schauen wir noch die heimischen Nachrichten, erfrischen uns mit einer ausgiebigen Dusche und einem Hugo mit Blick aus dem zehnten Stock auf die Stadt im Abendlicht.

So, fertig für heute! Das Packen und alles andere können wir auch morgen schnell erledigen. Jetzt wollen wir nur mehr schlafen. Gute Nacht!

zu den FAQs und den Kommentaren
Auf der letzten Seite dieses Reiseberichtes findest Du die Fragen unserer Besucher:innen, welche uns im Laufe der Zeit erreichten und hast selbst die Möglichkeit einen Kommentar zu diesem Reisebericht zu hinterlassen.
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