Das Frühstück finden wir heute in einem netten Raum neben dem ehemaligen Kreuzgang des Klosters. Nett und gediegen ist es hier. Ein wenig verwundert uns das kurze und stark abgeräumte Frühstücksbuffet - dieses wird aber sicher gleich wieder aufgefüllt. Da man sich hier weder Tee noch Kaffee selbst nehmen kann, warten wir bis uns einer der 3 Kellner erblickt und befragt.
im Löwenhof der Alhambra |
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Hallo - hier sitzen Gäste, die gerne bestellen wollen. Wieder keine Reaktion. Schweres Unverständnis kommt bei uns auf, denn es sind fast keine Gäste anwesend. Die 3 Kellner laufen laut schnaufend durch die Gegend und decken leere Tische mit frischem Geschirr, anstatt schon vorhandene Gäste - uns - nach ihren Wünschen zu fragen.
Alexander wird es zu bunt - Karin hätte noch einen klein wenig längeren Geduldsfaden gehabt - er räuspert sich lautstark und schreckt den nächsten vorbeieilenden Kellner mit den Worten „Excuse me” auf. Endlich erhalten wir Aufmerksamkeit und etwas später auch den gewünschten Tee.
Sicherheitshalber, wir wollen den Bus ganz sicher nicht verpassen, sind wir eine¼ Stunde vor der vereinbarten Abfahrtszeit an der Rezeption. Wir erhalten unsere Tickets - nur gegen Bargeld (keine Kreditkarten) - wir dachten wir wären in einem 5 Sterne Hotel? - und warten auf unseren Bus. Wir warten. Wir warten. Ja, wir warten immer noch. Mit einer ½ Stunde Verspätung kommt der Bus dann doch und wir sind endlich am Weg zur Alhambra.
Gut ist es, dass wir die Tour mit Anreise genommen haben, denn der Weg zum Eingang der Alhambra, der „roten Burg”, ist etwas verwinkelt. Nachdem der Bus uns Touristen ausgeladen hat, werden wir in gleichsprachige Gruppen eingeteilt. Hier englisch - dort französisch - dahin spanisch und dort deutsch sprechende Gäste. Fein, die Gruppe besteht nur aus 6 Personen.
Dann werden die Führer den Sprachen zugeteilt. Unser Guide hat sichtlich wenig Feude mit der ihm zugeteilten deutschsprachigen Gruppe. Er steht lässig beide Hände in den Hosentaschen vergrabend da und würdigt uns nur weniger Blicke. Dann schleicht er schlurfend ein paar Schritte zu seinen Kolleg:innen und unterhält sich mit ihnen.
Und wann geht es denn bitte jetzt endlich los? Unsere Geduld wird wieder auf die Probe gestellt. Nach Wartezeit von einer ½ Stunde startet endlich unsere Reise ins Paradies auf Erden - der Alhambra. Grund für die längere Wartezeit waren andere Hotel-Abklapper-Busse, welche noch weitere Touristen herankarrten. Schlussendlich war die deutschsprachige Gruppe trotzdem zu klein und wir wurden mit der englischen zusammengelegt.
Decke in der Alhambra |
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Wo ist der erste Halt eines guten Guides mit seiner Gruppe? Richtig, bei den WC-Anlagen. Genau dort landen wir jetzt auch. Zuerst dürfen alle englisch sprachige Touristen gehen - die deutschsprachigen erhalten die ersten Infos. Dann ist Wechsel.
„Beweine nicht wie ein Weib, was du als Mann nicht verteidigen konntest” rüffelte die Mutter des letzten Kalifen von Cordoba ihren Sohn Boabdil nach der Übergabe der Stadt an die christlichen Eroberer. Der seufzte noch einmal beim Anblick seiner geliebten Stadt und beschloss damit 781 Jahre maurische Herrschaft in Spanien.
Leider haben nur wenige Bauwerke aus der damaligen Zeit überlebt. Viele wurden aus Zorn von den christlichen Eroberern zerstört. Was nicht den Christen zum Opfer fiel, verfiel mit der Zeit von selbst oder wurde ein Opfer der vielen Touristen, welche die Anlage jährlich heimsuchen. Aus diesem Grund wurde auch die Zahl der täglichen Besucher auf 8200 beschränkt.
Dieser Palast ist der nächste Halt unsere Gruppe. Von außen wirkt der gewaltigen Renaissancebau monumental. Wir bleiben in der Mitte des schlichten runden Innenhofs stehen, betrachten die dorischen und ionischen Säulen und lauschen den Worten unseres Guides. Er erzählt uns von Karl dem V., welcher auch einen Palast innerhalb dieser Anlage haben wollte und daher den Bau desselben beauftragte.
Der Architekt Pedro Machuca aus Toledo hat bei Bramante und Michelangelo in Italien gelernt. Er begann den Bau 1526 aber fertiggestellt wurde er erst 1960. So kam es, dass Karl der V. hier nie wohnen und seinen Palast erleben konnte. In einigen wenigen Räumen ist heute das Museum der Alhambra mit einer Sammlung interessanter Stücke (wie z.B. dem Krug der Gazellen - Jarron de las Gacelas) untergebracht. Eintritt frei.
Nach dem Palast geht es über ein paar Stufen tiefer in Richtung des Puerta de la Justicia (Gerechtigkeitstor). Leider ist aber schon nach kurzer Zeit wieder stopp. Zu sehen sind eigentlich nur viele Touristen und sonst nix. Bald wird uns klar warum hier die Menschenmassen warten: weit vor uns befindet sich der Eingang zum Königspalast!
Goldener Saal |
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Fassade des Comares-Palastes |
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Schau, schau - knapp 1 Stunden später durchschreiten wir das Zugangstor und betreten den ersten Raum, den Mexuar Saal (der Ratsaal). Wir haben es geschafft! - Wir sind in der Alhambra!
Die Alhambra, Kulturgut der Menschheit, bedeutet über die schlichte Architektur hinaus vor allem Luft, Licht, Wasser, Schweigen und Räume. Der Mexuar-Saal, hier im vielleicht ältesten Teil der königlichen Anlage, wurde vom versammelten Rat zur Klärung von Rechtssachen genutzt. Am Eingang war treffend zu lesen „ Komm zu mir und bitte. Und wenn Du Gerechtigkeit brauchst, wirst Du sie haben.”
Am Ende des Mexuar-Saals und zum Albaicin hinüberschauend, betreten wir nun den Mexuar-Gebetsraum. Dieser wurde durch eine Explosion um 1590 stark zerstört und danach vollkommen wieder aufgebaut. Die Restaurierungen endeten erst 1917. Interessant ist aber sicher diese Inschrift um den Mihrab herum „Sei nicht träge, komm zum Gebet”.
Nächster Halt: Mexuarhof. Dieser kleine Hof zieht uns zu erst einmal in seinen Bann und unsere Augen können sich nicht von der Fassade des Comares-Palast lösen. Welche eine Pracht bietet sich uns dar! Dazu noch der kleine Brunnen in der Mitte, welcher unaufhörlich und leise vor sich hin plätschert.
Wau, was für eine Stimmung! Von unserem Guide erfahren wir, dass dies das Wartezimmer zum Palast war. Man wusste früher seine Besucher zu beeindrucken!
Myrtenhof |
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Das linke Tor führt uns zu einem kleinen Raum und zum gebogenen Gang der Wache, an dessen Ende uns der Myrtenhof erwartet. Wieder bleiben wir wie angewurzelt stehen. Die ganze Länge des Hofes nimmt ein schmales alabasternes Wasserbecken ein, an dessen beiden Seiten sich grüne Myrtenhecken hinziehen. Der gewaltige Wasserspiegel, in dem sich der weiße Comaresturm reflektiert, beeindruckt uns sehr.
Der Hof verdankt seinen heutigen Namen der Hecken aus diesen Sträuchern, die das Wasserbecken umgeben. Sie grünen zu jeder Jahreszeit und wenn man ihre Blätter reibt, strömen sie einen angenehmen Duft aus. Wir umrunden das Wasserbecken mehrmals und können uns gar nicht satt sehen. Natürlich stimmen wir in den Chor der Klicks (Fotografen) mit ein.
Historisch gesehen, war der Myrtenhof der Mittelpunkt aller diplomatischen und politischen Tätigkeiten in der Alhambra. Die mathematische Komplexität der Fließenbeläge hat Künstler und Forscher seit alters her fasziniert.
Durchgang zum Botschaftersaal |
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Myrtenhof |
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Einer von ihnen war der holländische Zeichner Maurits C. Escher, der die Inspiration für seine berühmten Wahrnehmungsexperimente mit Mosaikanordnungen in den Fliesen der Alhambra fand.
Bevor wir in die Halle der Gesandten, den Thron- und Audienzsaal der Könige von Granada kommen, durchschreiten wir nun den Saal des Bootes. Überall erscheint an den Wänden die Begrüßung „baraka” (Segen). Wahrscheinlich entstand der Name des Saales durch die große Ähnlichkeit mit dem spanischen Wort „barca” (Schiff).
Der Thronsaal nebenan zieht uns bereits magisch an. Er ist quasi das symbolische Zentrum der nasridischen Macht und misst eine quadratische Seitenlänge von 9 m. Er wird aber auch Comares-Saal - von „qamariyya” (Glasfenster) - genannt. Während vorgestern die Mezquita von Cordoba durch ihre gewaltige horizontale Ausdehnung bei uns den Eindruck der Unendlichkeit erweckte, werden unsere Sinne und Gedanken hier durch die vertikale Entwicklung des Raumes nach oben gelenkt.
Um den Sultan noch besonders hervorzuheben und gleichzeitig seine Überlegenheit zu unterstreichen, wurde sein Thron in die mittlere Nische des nördlichen Hauptbalkons gestellt. So wurde jeder Gesprächspartner automatisch vom Licht, das durch die Fensterscheiben hinter dem Sultan hereinschien, geblendet und konnte des Sultans Gesicht nicht erblicken. Die Inschrift über dieser Nische „Jusuf wählte mich um die Stelle des Thrones im Königreich zu übernehmen” bekräftigte die einzigartige Position des Sultans.
Die Decke ist prachtvoll ausgeführt. Mehr als 8.000 Holzstücke aus Zedernholz bilden symbolisch die 7 Himmel der islamischen Eschatologie. So vergehen Minuten in denen wir stumm und ehrfurchtsvoll zur Decke blicken und aus dem Staunen nicht herauskommen.
Es ist unmöglich auch nur ein kleines Stückchen Fläche zu entdecken, das nicht mit leuchtenden Ornamenten geschmückt wäre. Trotzdem macht sich nicht die geringste Überladung bemerkbar. Alles wirkt harmonisch und passt perfekt zusammen.
Unser Führer winkt uns wieder herbei - er hat soeben den englisch sprachigen Teil der Führung beendet und wiederholt nun alles auf Deutsch - und macht uns noch auf so manches interessante Detail in diesem Raum aufmerksam. Da wäre die ständige Wiederholung des Sinnspruches „Es gibt keinen Sieger außer Allah” oder die kaum wahrnehmbare Inschrift im Kapitell eines Alkoven „Sprich wenig Worte und du wirst in Frieden gehen”.
Überhaupt steigt unser Guide von Satz zu Satz und von Minute zu Minute in unserer Gunst. Seine bildliche Sprache und die vielen Details, mit denen er aufwarten kann, machen ihn uns immer sympathischer. Der anfängliche Groll über seine extreme Lässigkeit ist mitlerweile vollkommen verflogen.
Löwenhof |
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Löwenhof |
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Das Zentrum der Privatresidenz - der Löwenhof - breitet nun all seine Pracht vor uns aus. War das bishe Gesehene schon eindrucksvoll, der Löwenhof ist nochmals eine Steigerung. Um das Aussehen dieses Hofes besser zu verstehen tauchen wir ein wenig in die Welt der Symbolik seiner Erbauer ein. Der Säulenwald erinnert aus verschiedenen Blickwinkeln an den Palmenhain einer Oase. Der Brunnen in der Mitte wird von 12 Löwen getragen. Als Repräsentation der 12 Monate / der 12 Tierkreiszeichen und dem ewigen Kreislauf der Gestirne.
Aus ihrer Mitte entspringt der Quell des Lebens, die schöpferische Kraft des Wassers. Ein Garten mit vier Flüssen stellt das koranische Bild vom Paradies dar. Das arithmetische Mittel aus 124 Säulen ergibt die Sieben, den Tag der Vollendung der Schöpfung. Wir können uns kaum losreißen von diesem herrlichen Anblick aber auch rund um den Löwenhof gibt es noch so vieles zu entdecken.
Löwenhof |
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Löwenhof |
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Rund um den Löwenhof liegen die Gemächer und Höfe der Frauen. Der Saal der Zwei Schwestern, der Saal der Könige, der Saal der Abencerrajen und der Saal der Mocarabes. Alle haben ein Wasserbassin in der Mitte, von welchem aus eine Rinne zum Löwenbrunnen hinausführt.
Beginnen wir mit dem Abencerrajensaal (Sala de los Abencerrajes). Dieser ist etwa quadratisch und wird auf zwei Seiten mit je einer leicht erhöhten Kammer erweitert. Besonders haben es uns in diesen Sälen die Decken angetan. Die Stalaktiten sind hier ausgiebiger zur Verwendung gekommen als irgendwo anders im Palast. Angeblich wurden hier die Mitglieder der Familie Abencerrajen ermordert. Die roten Flecken im Brunnen sollen davon zeugen - stammen aber eher vom Rost.
Anschließend an den Abencerrajensaal folgt der Königssaal (Sala de los Reyes). Hier zeigt uns unser Guide eine Besonderheit. In einem Gewölbe befindet sich an der Decke ein auf Lammfell angefertigtes Gemälde. Die Darstellungen zeigen die ersten zehn Könige der Nasridendynastie.
Der nächste Saal - der Saal der Zwei Schwestern (Sala de las dos Hermanas) - erhielt seinen heutigen Namen von den beiden großen Marmorplatten am Fußboden (der ursprüngliche Name ist unbekannt). Dies ist der älteste Saal des Löwenhofes. Bei so viel Eleganz und Anmut geraten wir ein wenig ins Träumen. Wie mag es hier in früheren Zeiten zugegangen sein?
Sicher waren die Räume kostbarst ausgestattet. Der Boden vielleicht mit rotbraunen, weichen, reich dekorierten Teppichen belegt. Darüber schwebten schöne Sultaninen in goldgestickten Corduanpantoffeln hinweg. Um das Marmorbecken herum waren sicher blühende Pflanzen aufgestellt, deren Düfte die Luft mit Wohlgeruch erfüllten. Ach ist träumen schön.
Nun stehen wir am Lindaraja-Aussichtspunkt, welcher das Bindeglied zwischen dem Saal der Zwei Schwestern und dem gleichnamigen Hof ist. Wahrscheinlich stammt der Name von den arabischen Worten aindar-Aixa (die Augen des Hauses der Aixa. In der Mitte des Hofes stehen Zypressen, Orangen- und Limonenbäume, welche einen Springbrunnen umgeben.
Löwenhof |
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Lindarajahof |
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Unsere Aufnahmefähigkeit ist nahezu erschöpft. Die Vielzahl an besonderen Eindrücken ist erdrückend. Auch unserem Führer brennt ein wenig die Zeit unter seinen Nägeln. So führt er uns etwas rascher hindurch - wir sind ihm aber gar nicht böse dafür. Vorbei an den ehemaligen Bädern (betrachten nur von außen möglich) und den umgebauten Räumen für Karl den V. halten wir kurz, um den Blick über die Stadt zu genießen.
Die Führung ist nun zu Ende und der Großteil der Gruppe wandert wieder zum Parkplatz zurück. Wir wollen aber unbedingt auch die Gartenanlage Generalife kennenlernen und so trennen sich unsere Wege. Auf einem schattigen ruhigen Bankerl verspeisen wir unsere mitgebrachten Weckerln und tanken Energie für die nächsten Highlights.
Viel kann man über die Bedeutung des Namens Generalife hören und lesen. Die einen meinen es würde nichts anderes als Hauptgarten bedeuten, die anderen leiten den Namen vom arabischen Wort für Baumeister oder Architekt ab und übersetzen ihn mit „Garten des Architekten”. Wieder andere meinen, Baumeister sei Schöpfer gleichzusetzen und es entsteht der Garten des Schöpfers also das Paradies. Ob es sich beim Generalife wirklich um einen Paradiesgarten handelt wollen wir nun entdecken.
Wir betreten den Generalife über die sogenannten unteren Gärten. Die Terrassen außerhalb der Gebäude sind das Einzige, was von den Gärten noch im Original erhalten ist. Sie reichten einst bis an die Hügelkuppen, sodass man vom höchsten Punkt aus auf eine bis zum Fuße des Hügels ununterbrochene Fläche aus blühenden Blumen, Gemüse und Obstbäume blicken konnte.
Generalife |
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Generalife |
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Die heutigen Gärten haben mit jenen des Mittelalters nichts mehr zu tun. Sie wurden zwischen 1931 und 1951 neu angelegt, folgen jedoch dem Stil der originalen Vorbilder und sind auf jeden Fall der Umgebung der Alhambra würdig. Für die Hecken wurden Zypresen, Myrten und Buchs gepflanzt, Kletterrosen, Wein und Oleander bilden Vorhänge und Lauben und verschiedene Obstbäume wie Orangen und Zwetschken setzen fruchtige Akzente.
Die Wege wurden mit dem für Granada typischen und noch heute verwendeten Kieselmosaik gepflastert und der zentrale Brunnen sowie die Wasserbassins empfinden die Kreuzanordnung der moslemischen Gärten nach. Eine sehr ansprechende Komposition.
Neben seiner Funktion als Obst- und Gemüsegarten, der auch zur Versorgung beitrug, war der Generalife auch ein granadinisches Carmen. Das Wort bedeutet ursprünglich Weinstock oder Weinlaube und wurde im Laufe der Zeit auf Landhäuser in der Stadt ausgedehnt, die auch ein Stückchen Grund dabei hatten, welches abwechselnd mit Obstbäumen, Gemüse und Blumen bepflanzt wurde.
Generalife |
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Generalife |
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Hierher zog man im Oktober, um die schönste „Jahreszeit” Granadas in der Natur zu genießen. Keine drückende Sommerhitze beeinträchtigt mehr das Vergnügen und auch die unwirtliche Kälte des Winters ist noch fern. Die Früchte sind bereits reif und die Blumen blühen noch immer. Wen wundert es, wenn manch einer hier ans Paradies denkt?
Auch im Generalife befinden sich einige Patios, welche mit Säulen, Mosaiken und Stuck verziert sind. Wir wollen hier nur den Patio de la Acequia, den Wasserbeckenhof erwähnen. Ursprünglich soll das Wasser der beiden Brunnen, das sich in das Wasserbecken ergießt, ein frisches, murmelndes Geräusch von sich gegeben haben.
Im 18. und auch im 19. Jahrhundert war der Geschmack ein anderer und so wurde der Wasserlauf so verändert, dass statt des Murmelns ein Geplätscher erklang. Bei kürzlichen Restaurierungsarbeiten wurden auch noch Rohre entdeckt, die vielleicht Regengeräusche erzeugten. So hat jeder Zeitgeist seine Wassermusik hier eingebracht. Heute sind leider viel zu viele Besucher anwesend, als dass man die Geräusche des Wassers wirklich genießen könnte.
Wir steigen einige Stufen hinauf und gelangen in den oberen Garten. Am höchsten Punkt finden wir nochmals ein Paradebeispiel für das sinnliche Erlebnis, das ein Garten für die Mauren war - die Wassertreppe. Während man dieses Bauwerk nasridischen Ursprungs beschreitet und sich Stufe um Stufe reizende Ausblicke auf Granada bieten, badet man seine Finger im kühlen Nass des Handlaufs. Ein himmlisches Vergnügen an einem heißen Sommernachmittag!
Als schwarze Regenwolken aufziehen, verlassen wir diesen Garten des Schöpfers und folgen einem von Bäumen beschatteten Weg den Hügel hinunter in Richtung Stadt. Am Fuße angekommen gönnen wir uns in einem Straßencafé einen Galao und lassen die überwältigenden Eindrücke von Palast und Gärten nochmals kurz Revue passieren. Dicke Regentropfen scheuchen uns schließlich von unseren Stühlen auf und mit einigen „Einkehrschwüngen” zum Schauen in den einen oder anderen orientalischen Laden folgen wir den Gässchen bergab bis zur Kathedrale.
Capilla Real |
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Die Katholischen Könige sind in Granada immer noch gegenwärtig und vor allem Isabella, die als die tatkräftigere des Paares Ferdinand und Isabella galt, wird auch heute noch verehrt. Sie verfügten den Bau der Kathedrale auf dem Platz der großen Moschee und unmittelbar daneben sollten ihre eigene Grabstätten errichtet werden. Isabella starb 1504, Ferdinand 1516 - ihre Särge sind wunschgemäß in der Capilla Real aufbewahrt.
Zuerst besuchen wir die königliche Kapelle. Dies trifft sich hervorragend, denn soeben beginnt es wieder ein klein wenig zu regnen. Beim Bezahlen des Eintritts fällt Alexander sofort das übergroße Schild „Fotografieren verboten” äußerst ungut auf. Na, die meinen sicher, dass man nur ohne Blitz fotografieren soll, oder?
Im Inneren des Raumes beeindruckt uns gleich das fein gearbeitete schmiedeeiserne Gitter aus dem Jahr 1520. Hinter dem Gitter befinden sich zwei imposante Mausoleen aus Marmor. Darunter liegt die Krypta mit den schmucklosen bleiernen Särgen.
Altar der Capilla Real |
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Das rechte ist das Grabmal Johannas der Wahnsinnigen und Philipp des Schönen. Danaben wurden Ferdinand und Isabella begraben. Alle 4 Grabmäler sind auf den Schrägseiten mit unzähligen Figuren und Emblemen verziert.
Weiters befindet sich der Hauptaltar von Felipe Vigarny in diesem Raum. Er zeigt anschaulich so manche Folterszene: blutige Körperstümpfe werden von gesiedeten Märtyrern abgelöst. Alles sehr lebensecht dargebracht. Danke, so genau wollten wir es eh nicht wissen.
Danach folgt die Sakristei, welche heute ein Museum und die Schatzkammer beinhaltet. Hier werden die üblichen Verdächtigen - Krone, Zepter, Schatztruhe, Schwert, Gemälde, Messgewand, uvm. - ausgestellt. Ein wenig sind wir enttäuscht, dass die Besichtigung bereits nach 3 Räumen zu Ende ist. Für den Eintrittspreis haben wir uns mehr erwartet.
Eintritt Real Capilla de Granada: € 3.- pro Person
Kathedrale |
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Gleich neben dem Ausgang der Capilla Real liegt der Eingang zur Kathedrale von Granada - so ein Zufall. Also wieder Eintrittsgeld bezahlen und nichts wie hin zum nächsten kulturellen Leckerbissen.
Die Kathedrale von Granada ist gewaltig. Mit ihrer enormen Höhe und den weißen Wänden wirkt sie monumental auf uns. Der ganze Bau strahlt Kühle und Strenge aus. Die Kathedrale mit ihren 5 Schiffen gilt als eine der bedeutendsten Renaissance-Bauwerke Spaniens. Sie entstand in der Übergangszeit von der Gotik zur Renaissance und zeigt auch noch Merkmale früherer Stilrichtungen.
Die Audioguides, welchen wir um zusätzliche € 3.- pro Person erstanden haben, erweisen sich als etwas schleppend. Bei fast allen 32 Stationen wird uns ausführlichst die Architektur, das Gemälde oder der Altar geschildert. Gut, dass es hier so viele Bänke gibt! So können wir die umfangreichen Schilderungen wenigstens im Sitzen über uns ergehen lassen. Diese Investition wäre nicht notwendig gewesen.
Eintritt Kathedrale: € 3.- pro Person
Hospital San Juan de Dios |
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So, jetzt sind wir genug herum gelaufen - unsere Füße wollen Ruhe, der heutige Tag war schon wieder lang! Mit einem Stadtplan bewaffnet legen wir in Richtung unseres Hotels los. Doch halt, da steht (fast) am Weg das Hospital San Juan de Dios. Dieses ist doch sehenswert - so sagt es der Reiseführer. Also Schwenk nach links und ab zum Hospital.
Angenehm ruhig ist es hier. Keine Touristen, keine Einheimischen, nur wir zwei. An den Wänden sehen wir alte Gemälde, welche Szenen aus dem Altagsleben eines Arztes zeigen. Nach dem 3. Innenhof verlassen wir das Spital und wenden uns endgültig in Richtung unseres Hotels. Bei einem kleinen Supermarkt kaufen wir noch Brot (alles andere haben wir noch vorrätig). Dann geht auch dieser ereignisreiche Tag zu Ende. Gute Nacht!