Wir haben eine gute Nacht in Bates Motel verbracht. Nach den Drinks in unserer Suite sind wir ins Bett und Karin ist noch während der mitgebrachten Folge von CSI - New York eingeschlafen, die Alexander sich eigentlich fertig ansehen wollte, es dann aber auch nicht geschafft hat. Ganz ohne Furcht vor Psychos oder ähnlichem haben wir seelig gerüsselt.
Also auf und ab unter die Dusche. Danach anziehen, packen und hinunter ins Erdegeschoss zum Frühstücksbuffet. Das Personal grüßt so freundlich wie gestern und lässt uns Platz aussuchen, wo wir wollen. Es gibt davon genug und so lassen wir uns am Fenster mit Blick auf den Pool nieder.
während der Fahrradtour |
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Das Frühstück ist in Buffetform, nicht aufregend, aber ganz ok. Unsere Wahl ist ebenfalls Standard: Eier für Alexander, Soyajoghurt und Früchte für Karin, dazu Tee und Maracujasaft. Nur der zweite Gang bringt ein wenig Abwechslung, denn Karin traut sich über Klebreis mit Joghurt, Alex über Minicrepes mit Schokosauce. Beides schmeckt ganz gut, ist aber auch kein Fall für Wiederholungstäter.
Beim Auschecken werden wir gebeten, noch etwas ins Gästebuch zu schreiben. Karin lässt es sich nicht nehmen, die Empfehlung für etwas mehr „female touch” zwecks größerem Wohlfühlfaktor zum Ausdruck zu bringen. Sonst wollen wir aber nicht meckern, denn man kann bei weitem schlechter untergebracht sein. Dann ist auch schon Thu mit Hrn. Hung und dem Auto da und wir verlassen Bates Motel, das eigentlich Hotel Legend heißt.
Van Long Fahrradtour |
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Grab im Reisfeld |
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ein Fischteich für das ganze Dorf |
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Nach nicht allzu langer Fahrt halten wir bei etwas, was man bei uns wohl ehemaligen Waldgasthof nennen würde. Hier nehmen wir Kappen, Kameras, NoBite und Sonnenbrillen mit und klettern alsbald auf Fahrräder, auf denen wir mit einem zusätzlichen local Guide das Dorf und die nähere, umliegende Gegend erkunden.
Schön ist es, hier den Dorfbewohnern bei der Arbeit zuzusehen. Die meisten sind Bauern, hier und dort gibt es ein kleines Geschäft oder einen Handwerker. Es ist recht still und friedlich bis auf das gelegentliche Knattern eines Mopeds.
Die Leute sind freundlich, jeder winkt und grüßt, vor allem die Kinder. Um Geld wird man kaum angebettelt und wenn, genügt ein freundliches No und ein lächelndes Kopfschütteln, um es abzustellen.
Geschäft |
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Am Dorfmarkt wird frisches Fleisch verkauft, darunter auch Hund. Etwas eigenartig für uns aber andere Länder, anderes Essen. Kosten würden wir davon jedoch nicht wollen.
Wir bleiben bei einem 100 Jahre alten Tempel stehen und treten ein. Hof und Garten sind gepflegt und liebevoll dekoriert mit Bonsaischalen, Sitzgelegenheiten, einem Gemüsegärtchen und blühenden Sträuchern. Im Tempel, der viel Holzschnitzereien aufweist, knien zwei junge Mädchen und lesen Gebete. Eine der beiden gibt mit der Trommel den Takt für den Singsang vor, während die kleinere zu bestimmten Stellen ein Glöckchen anschlägt.
Frau |
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Reis dreschen |
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Wir erfahren von Thu, dass die beiden Novizinnen sind, die noch viel lernen müssen. Obwohl die Mädchen noch Kinder sind, steht es doch jetzt schon fest, dass sie für immer Nonnen bleiben werden.
Wahrscheinlich sind sie Waisen und ihr Leben im Tempel ist jedenfalls besser als eines in scheinbarer Freiheit, wo die Armut sie zu Dingen zwingen würde, die sie nicht wollen.
Wir sehen Bauern beim Reisdreschen zu und besuchen schließlich auch einen katholisch und buddhistisch gemischten Friedhof und eine katholische Kirche. Letztere ist innen quietschbunt und Christus wird von einem pinkfarbenen Neonheiligenschein geziert. Dafür werden die breiten, asphaltierten Gehwege zwischen den Gräbern zum Reistrockenen verwendet. Ost und West, Leben und Tod - alles ist hier friedlich miteinander vereint.
Mädchen beim Beten |
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Da wir während der Fahrt doch sehr geschwitzt haben, sitzen wir ein wenig in der relativen Kühle der Kirche und rasten uns aus. Als Alexander nach einem WC fragt, bringt uns der Guide in ein Gehöft zweimal ums Eck.
Dort bleiben wir auch auf grünen Tee bei Madamme Che und erfahren, dass dies unsere Gastgeberin ist, bei der wir nach dem Fische fangen und Gemüsesammeln kochen und essen werden.
beim Wasser schöpfen |
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beim Fischen und |
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Ausgerüstet mit Plastikschlapfen, Reisstrohhüten, Kescher und Körben latschen wir alsbald durchs Dorf in Richtung Reisfelder. Wahrscheinlich grüßen alle so freundlich weil sie wissen, dass es nun bald ein lustiges Schauspiel in Form von ungeschickten Touristen zu sehen gibt.
Der arme Alexander muss Schnecken, Krabben und anderes Kleingetier aus dem Wasser fangen, das anschließend in einen der mitgebrachten Körbe kommt. Karin hat leider, leider beide Hände mit Kameras voll und muss schauen, dass diese trocken und unbeschadet bleiben.
Wasserschöpfen ist eine wesentlich einfachere Arbeit und wird von uns beiden bravourös gemeistert, während Thu uns dabei fotografiert.
am Weg zurück |
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gefangene Fische |
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Kraben fischen |
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Zum Abschluss heißt es dann noch Krabben aus den Fallen in den Reisfeldern einsammeln. Auch hier ist es wieder Alexander, der die Hosenbeine aufkrempelt und bis zu den Oberschenkeln ins schlammige Wasser watet.
Das Angreifen der Getiers überlässt er jedoch mit charmantem Lächeln und wildem Fuchteln unserem Guide, der das viiiiiel besser kann.
Beim Rauswaten aus dem Matsch rutscht Alexander leider aus und kann sich gerade noch fangen, bevor er ein Schlammbad nimmt. Die Hose ist allerdings nass und Schlamm bespritzt. Naja, wenn es trocken ist, kann man es wahrscheinlich einfach ausbeuteln.
Frühlingsrollen braten |
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Frühlingsrollen rollen |
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Zurück am Gehöft werden unsere Beine erst mal gründlich gespült und dann geht es ans Kochen. Eine Paste aus faschiertem Schwein (nicht von uns erlegt), Karotten und Gewürzen wird in Reispapier zu Frühlingsrollen gewickelt. Mit Thus Hilfe bringen wir sogar das eine oder andere ansehnlich Stück zustande.
Karin darf dann mit großen Stäbchen die Rollen in einer Pfanne mit Öl über dem Holzfeuer frittieren, während Alexander beim Reiskochen helfen muss. Das Anrichten und Servieren übernimmt dann wieder die Familie, während wir bei Madamme Che bereits Bier trinken.
Das Essen schmeckt gut, frisch und würzig. Neben den Frühlingsrollen gibt es auch gegrillte Fische, Gemüse, ganz frischen Reis und Rind mit Ananas und Fisolen. Wir sind mehr als satt und müssen viel übrig lassen. Als Nachspeise kommt eine Pomelo, die allerdings sehr trocken und fasrig ist. Sagt unter leichtem Mund Verziehen auch Thu und die muss es schließlich wissen.
ein Enkel |
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Madamme Che |
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Als Digestif noch einen grünen Tee getrunken und wir verabschieden uns mit einem finanziellen Dankeschön von Madamme Che und ihrer Familie.
Zum Abschied wird Karin noch fest umarmt (als Madamme die Höhe des Trinkgelds geprüft hat ) und Alexander bekommt die Hände geschüttelt.
Tra Lai Ruderbootfahrt |
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Ein bisschen radeln wir noch über eine asphaltierte Landstraße, um schließlich bei einem Sumpf anzuhalten. In einem Binsenboot werden wir von einer älteren Frau gerudert.
Absolut still ist es hier. Das gelegentliche Platschen der Ruder ist zu hören, hin und wieder ein Vogel oder eine Zikade, sonst keine künstlichen Geräusche. Wie schön!
Die eine Richtung unserer Bootsfahrt endet in einer Karsthöhle, an deren Ende Licht von oben einfällt. Unsere Ruderin sammelt Gelbschnecken für ihre Enten und wir genießen die dunkle Kühle der Höhle.
Beim Retourweg fängt es an zu regnen, jedoch warm und nur ganz wenig, sodass es uns nicht stört. Auch für die Bootsfrau gibt es ein Dankeschön, das mit breitem Lächeln quittiert wird.
Tra Lai Ruderbootfahrt |
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Tra Lai Ruderbootfahrt |
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Tra Lai Ruderbootfahrt |
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Den Rückweg zum Ausgangspunkt legen wir nun unter Thus Führung zurück, der local Guide ist bereits bei unserer Abfahrt mit dem Boot wieder losgeradelt.
Gut angekommen gibt es ein wenig ausruhen nach sooooo einem harten Tagewerk und einen schwarzen Kaffee zum Aufmuntern vor der bevorstehenden langen Autofahrt zurück nach Hanoi.
Hoan Kiem-See |
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Im Auto dösen wir aber dann doch wieder ein und erwachen erst, als wir bereits den Stadtrand erreicht haben. Die Sonne geht als blutrote Scheibe unter und wirft ein schönes Licht auf die Zündholzschachtelhäuser mit den verschnörkelten Fassaden. Hier sieht es so aus, wie wir uns Shanghai oder eine andere Weltstadt des alten Asiens vorgestellt haben.
Etwas erstaunt sind wir, als uns Thu und Hr. Hung am Wasserpuppentheater absetzen. In 3 Stunden, also um 20:30 treffen wir uns hier wieder. Bis dahin können wir essen, spaziergehen oder im Hof spielen. Äh, ok …? Thu fällt auf, dass wir etwas verdutzt sind und sie gibt uns noch schnell zwei Tipps, wo wir etwas essen können. Dann ist sie weg.
Tja, wir schlendern nun also dem See des zurückgegebenen Schwertes entlang auf das Lokal zu, das vietnamesisch aussieht und wo es unten Kaffee und Kuchen geben soll. Gibt es auch! Auf der Terrasse finden wir Platz und bestellen zwei Cappucino und eine Schokolade- sowie eine Ananastorte. Letzteres gibt's erst nicht, wird aber dann doch gebracht.
Nagelstudio |
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Hoan Kiem-See |
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Sowohl Kaffee als auch Kuchen schmecken gut und die Aussicht auf die erleuchtete Schildkrötenpagode, die Sonnenstrahlenbrücke und die Lampions in den Bäumen ist sehr stimmungsvoll.
Alexander hat ein wenig Mühe, die zwar schöne, aber fürchterlich dunkle Umgebung ohne Stativ zu fotografieren. Weil wir so überrumpelt von der unerwarteten Freizeit waren, haben wir es nämlich im Auto gelassen.
Nach dem Kaffeebesuch schlendern wir durch die Altstadtgassen, schauen uns die Geschäfte, den unglaublichen Verkehr und auch einen Nachtmarkt an. Kaufen mögen wir aber nichts, denn wir wollen uns nicht schon am Anfang unserer Reise mit Souvenirs beschweren.
Beim Wasserpuppentheater warten wir schließlich mit 2 Dosen Bier für die Zugfahrt im Rucksack und einem Cola Light in der Hand auf Thu. Die kommt auch pünktlich von ihrem Mann mit dem Moped chauffiert, um uns abzuholen. Freundliches Winken allerseits und schon ist der angetraute Chauffeur im scheinbar niemals erlahmenden Verkehr verschwunden.
Hanoi |
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Schuhreparatur |
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Rasch sind wir von Hrn. Hung zum alten Bahnhof gebracht, wo wir den Green Train nach Sapa nehmen. Die Private Cabin stellt sich nicht als Luxus sondern vielmehr als ganz dringend notwendig heraus! Es gibt ohnehin nur ein WC pro Waggon, wo man sich auch die Zähne putzen kann. Sonst sind es 4er Abteile und unseres nutzen wir eben nur zu zweit. Nun denn, für eine Nacht wird es gehen.
Wir trinken unser mitgebrachtes Bier, essen eine Rolle am Bahnhof gekaufter Ritz-Kekse und packen unsere Laptops aus. Strom gibt es ja. Karin nutzt die Zeit für den Reisebericht und gegen 23:00 heißt es dann Licht aus und Nachtruhe. Schaun wir mal, wie es sich hier schläft …