Aguas Calientes |
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„Somewhere over the Rainbow” - Guten Morgen! Gut haben wir geschlafen, nachdem wir gestern ob der Anstrengung nur mehr fertig waren. Schauen wir mal, ob die Dusche nach Carlos Intervention heute etwas mehr als nur ein paar Tröpfchen heißes Wasser hergibt.
Tatsächlich, da kommt genug Warmwasser, dass wir uns alle beide in Ruhe brausen und auch Haare waschen können. Trotzdem sind wir nicht extra traurig, heute Abend ein anderes Zimmer zu haben.
Das Frühstück ist soweit OK und bald trudeln unsere Mitreisenden eine nach dem anderen ein. Elisabeth ist heute glücklicherweise wieder soweit hergestellt, dass sie gemeinsam mit Richard Machu Picchu besichtigen wird, während wir anderen einen kleinen Wandertag im Tal machen.
Nach dem Frühstück treffen wir uns in der Lobby mit Carlos. Bei strahlendem Sonnenschein und unter quietschblauem Himmel schlendern wir im Urubambatal entlang des Flüsschens zum Museo Sitio „Manuel Chavez Ballon”. Vis-a-vis der vielen Hotels aller Klassen und Sterne ist eine Art kleiner Uferpromenade angelegt.
Brücke über den Urubamba |
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Holzbänke sind hier aufgestellt und laden ein sich hinzusetzen und die gepflegten Blumenbeete sowie die grandiose Umgebung zu betrachten. Im Fluss liegen viele große Steine, die interessante Auswaschungen aufweisen und zwischen denen das Wasser weißschäumend hindurch braust.
Die steilen Felswänden, die hier eng beisammen stehen und Tal und Ort beschützen, sind mit rötlichen Gewächsen überzogen. Dabei handelt es sich um die Unterseite der Epiphyten, die wir hier von unten zu sehen bekommen. Unsere halbvertrockneten Tillandsien zu Hause würden ob der üppigen Verwandschaft sicher ganz neidig werden.
Auf einer Brücke überqueren wir den Urubamba und folgen ein Stück der Schotterstraße, die auch die Busse nach Machu Picchu hinauf nehmen. Die Brücke scheint eine der wenigen Stellen zu sein, von der man auch aus dem Tal einen Blick auf einige Ruinen von Machu Picchu erhaschen kann. D.h. wenn das Wetter es zulässt und man weiss, wonach man Ausschau hält. Beides trifft für uns zu und so machen wir natürlich wieder ein paar Fotos von der legendären Inkastätte.
Museo Manuel Chavez Ballon - Orchideengarten |
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Danach biegen wir bei der ersten Möglichkeit von der Schotterstraße ab und folgen dem alten Inkapfad über ein paar Treppen bis wir die dritte Terrasse am Fuße des Machu Picchu erreichen. Hier, versteckt in der Vegetation der Nebelwälder, liegt das Museu, welches erst vor ein paar Jahren wieder eröffnet wurde.
In 7 Zonen werden Fundstücke präsentiert und anhand derselben die peruanischen Kulturen und insbesondere jene hier in Machu Picchu veranschaulicht. Durch Carlos Erklärungen gestaltet sich der Besuch sehr interessant und durchwegs länger. Alleine wären wir wohl in 10 Minuten durch die Räumlichkeiten gelaufen.
Natürlich kommen bei unserem Museumsbesuch auch Hiram Bingham und Pablito, der erste „Touristenführer” vor, sowie Funde an Nadeln, Schmuck, Spiegeln, Trinkgefäßen etc.
Im Anschluss ans Museum statten wir auch dem gleich daneben liegenden botanischen bzw. Orchideengarten einen Besuch ab. Jahreszeitlich bedingt leider ohne Orchideenblüten, denn hier auf der Südhalbkugel ist jetzt ja Winter. Außer ein paar Forellen-Begonien und einer sehr übersichtlichen Anzahl Amaryllis blüht leider nix.
Museo Manuel Chavez Ballon - Orchideengarten |
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Doch zu den (fehlenden) Orchideen am Machu Picchu gibt es die hübsche aber sehr traurige Waqanki-Sage, die wir gerne weitergeben wollen.
Im Königreich hoch in den Anden lebte einst eine wunderhübsche, junge Prinzessin. Sie verliebte sich in einen tapferen und gutaussehenden Krieger der Inka, der ihr ebenfalls zugetan war. Als nun der Vater der Prinzessin von dieser geheimen Liebesgeschichte erfuhr, verbot er jeglichen Kontakt zwischen den beiden jungen Leuten, da das Mädchen dem Sonnengott versprochen und somit unerreichbar für den jungen Krieger war.
Als die unglückliche Prinzessin diese Entscheidung erfuhr, lief sie verzweifelt über die Hänge der Anden und weinte so sehr um ihre verbotene Liebe, dass sie in eine wunderschöne Waqanki-Blume, eine Orchidee, verwandelt wurde.
Jedesmal, wenn nun der tapfere Inka-Krieger in den Anden eine Orchidee sah, musste er ebenfalls weinen und gedachte seiner verlorenen Liebe.
Von dieser alten Quechua-Sage, die nur mündlich weitergegeben wurde, gibt es auch ein Lied, das angeblich auch heute noch oft gesungen wird. Mit einem mitfühlenden Schneuzen verlassen wir den blütenlosen Orchideengarten und wollen sehen, ob wir bei den Schmetterlingen auf heiterere Gedanken kommen.
Schmetterlingshaus - Inkaq Pillpin - Tamarillo |
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Nach wenigen Metern erreichen wir den kleinen Park und das Gehege, welches mit dünnen Netzen abgedeckt ist. Leider ist saisonbedingt nicht sehr viel los hier, sodass uns einer der Angestellten - die Naturwissenschafter sind mangels Beschäftigung abwesend - durch den derzeit nicht so spektakulären Garten führt.
An einigen Blattunterseiten können wir Unmengen an gelb-braun gestreiften Raupen sehen, die sich hier vor der Verpuppung vollfressen und auch ein paar wenig ansehnliche Puppen hängen da und dort in den Tamarillo-Bäumen. Kaum zu glauben, dass aus diesem graubraunen Ding, das wie ein vertrocknetes Blatt aussieht, einmal ein schöner Schmetterling schlüpft.
Auch in den Netzen finden wir vereinzelt müde Flatterles, die ihre dynamischsten Tage schon hinter sich haben. Alles in allem ist der Schmetterlingsgarten zwar besser als eine unglückliche Liebesgeschichte, aber auch nicht so wirklich vor Lebenskraft strotzend.
Unser aller Mägen melden, dass es Mittag und Zeit für einen kleinen Imbiss ist. Wir verabschieden uns von Orchideen und Schmetterlingen und marschieren zurück nach Aguas Calientes.
Im Dorf angekommen lassen wir uns in einem netten Lokal an der Bahn für das Mittagsmahl nieder - aber eigentlich ist ja das ganze Dorf „an der Bahn”. Es gibt frisch zubereitete, getoastete Sandwiches, die durchaus auf sich warten lassen, dazu Bier und zum Abschluss einen Expresso.
Beim Zahlen gibt es Theater, weil 1 Bier zu viel aufgeschrieben wurde und man nun auf der Bezahlung beharrt, obwohl wir alle reichlich Trinkgeld gegeben haben. Entnervt legen wir die paar Münzen zusammen.
Bis unser Zug nach Cusco abfährt, sind es noch ein paar Stunden und so beschließen wir, durch das Dorf zu schlendern. Die steilen Gassen laufen wir hoch bis zum Eingang zu den Thermalquellen. Dieser ist schon Meter vorher an den vielen Läden erkennbar, die hier Bikinis und Badeanzüge in modernstem peruanischen Stil anbieten und Handtücher zum Ausleihen gleich dazu. Wir wollen weder das eine noch das andere.
Auf der Suche nach einer alten Hängebrücke, die über die kleine Schlucht von Aguas Calientes führt, kommen wir an einem Friseurladen vorbei. Drinnen steht unter anderem auch ein Stuhl in Form eines Pferdchens, auf dem die kleinen Kunden ihr Service bekommen. Sehr lieb!
Aguas Calientes |
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Aguas Calientes |
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In einem kleinen Geschäft mit allerlei Souvenirs und Krimskrams erstehen wir Pins für unsere Jeansjacken. Ute, Rita und Karin schmücken ihre Jacken gleich mit den bunten Nadeln, Alexander wird das erst zu Hause in Wien tun. Ein nettes und günstiges Andenken sind die Pins allemal.
Am Weg hinunter treffen wir noch ein paar Mitglieder unserer Reisegruppe und beschließen, noch einen Aguas Calientes Abschiedscocktail gemeinsam zu trinken. Nach einigem hin und her entscheiden wir uns für ein Lokal, dass sich im Inneren dann doch auch als leicht schlawuzig herausstellt.
Vorsichtshalber wählen wir Bier in der Hoffnung, dass geschlossene Flaschen gegen etwaige Hygieneprobleme helfen müssten. Die Mutigeren unter uns bestellen Cuba Libre und die ganz Mutigen schrecken auch hier vor einem Pisco Sour nicht zurück. Das Bier dauert dann so lange, dass wir schon glauben, es werde frisch gebraut. Es kommt aber dann doch bloß in Flaschen - vielleicht jedoch vom Nachbarn 3 Gassen weiter unten, wer weiß.
Pünktlich kurz vor Abfahrt finden wir uns bei der Bahnstation ein. Als der Zug kommt klettern wir alle in den Wagon und lassen uns in die doch eher engen Sitzbänke plumpsen. Die bevorstehende Fahrt nach Cusco soll nun 3½ Stunden dauern.
Wir tratschen mit den Schweizern, die uns gegenüber sitzen und die ebenfalls gerne reisen und schon viel rumgekommen sind. Elisabeth geht es wieder gut, sodass sie Machu Picchu heute auch genießen konnte.
am Weg nach Cusco |
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Die Bahnfahrt zieht sich mit fortschreitender Dauer und Dunkelheit. Draußen ist es bald so finster, dass wir gar nichts mehr von der Gegend sehen können und drinnen ist es eng und stickig. Manche, darunter auch Karin, fallen in einen gnädigen Dämmerschlaf.
Doch schließlich haben wir es geschafft und klettern in Cusco aus dem Zug nur um gleich darauf wieder in einen Bus zu steigen. Doch nur 20 Minuten später haben wir auch diese Fahrt hinter uns gebracht und sind in unserem Hotel, das wir schon vom Akklimatisieren und Umpacken ein wenig kennen, angelangt.
Das Zimmer, das wir zugeteilt bekommen, ist tatsächlich vorgeheizt. Ansonsten handelt es sich um einen schlauchartigen Schlafsaal mit 4 Betten nur für uns beide, leider sehr spartanisch eingerichtet und gänzlich ohne Charme. So nette, bunte Andenken fabrizieren die Einheimischen und verkaufen sie an allen möglichen und unmöglichen Orten. Warum kann man denn nicht das eine oder andere dieser Stücke hier als Deko verteilen?
Naja, es ist, wie es ist. Die Wäsche, die wir vor unsere Abreise nach Machu Picchu zum Waschen hier gelassen haben, können wir morgen in der Früh an der Rezeption abholen, erklärt man uns und wünscht eine gute Nacht.
Wir machen uns kurz frisch und gehen im kleinen Kreis noch in eine Weinbar namens Baco, welche uns von Carlos empfohlen wird. Wir finden ein Lokal vor mit sehr nettem Ambiente und großartigen Drinks. Ute und Karin sind vom Maracuja Sour ganz hingerissen und auch der Argentinische Malbec aus der Provinz Mendoza findet großen Anklang.
Serviert wird auch jenen, die kein Essen bestellt haben, ein Gruß aus der Küche, der Appetit auf mehr macht. Auch die Speisen, die bald darauf auf dem Tisch landen, sind appetitlich und allesamt sehr lecker.
Als wir satt und zufrieden das Lokal verlassen, überreicht Alexander jeder der Damen eine Aster aus den herumstehenden Zinnkübeln. Über diese Artigkeit sind wir alle ganz erfreut. Natürlich hat der Charmeur vorher gefragt, ob er die Dekoration auseinander nehmen darf und die Erlaubnis bekommen.
Nach wenigen Schritten sind wir zurück in unserem Schlafsaal und fallen in unsere Betten. Was für ein langer und ereignisreicher Tag das heute wieder war!