Huilahuila kleiner Markt am Pass (3775m hoch) |
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„Somewhere over the Rainbow” - guten Morgen! Auf, auf und raus aus den Federn, denn heute ist Markttag. Jeden Sonntag findet in Chinchero, einer kleinen Stadt ca. 30 Kilometer außerhalb von Cusco, ein Indianermarkt statt und den wollen wir heute besuchen.
Nach dem Frühstück klettern wir allesamt noch ein wenig schlaftrunken in den Bus. Draußen ist es grau und die Sonnenstrahlen sind von wärmend weit entfernt. Wir tschunkeln durch die Landschaft, während uns Carlos das eine oder andere Sehenswerte zeigt.
Wir kommen an so einer Art Adventureland vorbei, welches bei den Peruanern im Sommer sehr beliebt ist. Rutschen gibt es hier, Zip Lines und noch so manches, was auch die peruanische Adrenalinausschüttung ankurbelt. Jetzt im Winter ist das Abenteuerland jedoch verwaist, da geschlossen.
Ein paar Minuten später passieren wir einen großen Friedhof. Es ist Sonntag und somit der Wochentag, der traditionell in und mit der Familie verbracht wird. Dazu gehören auch Angehörige, die nicht mehr unter uns weilen. Es ist vor allem für die Landbevölkerung durchaus üblich, an Sonntagen zum Picknick auf den Friedhof zu gehen.
Wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern gehört auch in Peru der Tod zum Leben und ist wesentlich stärker in den Alltag eingebunden als bei uns Europäern, die wir den Tod sozusagen aus der Hand geben. Unsere Alten und Kranken werden in Altershäusern und Spitälern gepflegt und professionelle Beerdigungseinrichtigungen kümmern sich um das letzte Geleit während in Lateinamerika diese Dinge von Freunden und Familie selbst übernommen werden.
Huilahuila kleiner Markt am Pass (3775m hoch) |
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Es mag eine Auswirkung der finanziellen Situation sein, ohne Zweifel. Auf der anderen Seite ist jedoch dieser sehr lebhafte und lebendige Totenkult auch in der Kultur und den Traditionen begründet, die bis ins Heute weitergereicht und gepflegt werden. Viva la muerte - es lebe der Tod!
Unser Bus klettert die Serpentinen hinauf und wir spüren die zunehmende Höhe wie ein Lama, das sich auf unserer Brust niederlässt. Auf 3.760 Metern liegt Chinchero und einer der Pässe, die wir davor überqueren müssen, ist noch um einiges höher gelegen.
Wir machen eine kurze Rast, um Luft zu schnappen, den tollen Ausblick zu genießen und die Indio-Frauen zu beobachten, die hier, einige Kilometer vor Chinchero, bereits ihre Waren ausbreiten und zum Verkauf anbieten. Sie hoffen so, die Touristen noch mit vollen Börseln und ohne Ermüdungserscheinungen, die sich negativ auf das Kaufverhalten auswirken, zu erwischen.
Doch lange halten wir uns hier nicht auf, denn in Chinchero warten nicht nur der Markt, sondern auch noch andere Sehenswürdigkeiten auf uns. Nur wenig später wird unser Bus auf dem großen Parktplatz in Chinchero abgestellt und Carlos gibt uns zuerst mal eine Orientierungshilfe. Hier sind die Toiletten, da ist der Eingang hinauf ins Dorf, zur Kirche und zu den Ruinen und dort geht's zum Markt.
Chinchero |
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Zunächst sind die Ruinen dran. Chinchero war die Sommerresidenz der Inka und der 10. Inka, Tupac Yupanqui, soll hier sogar seinen Lieblingsaufenthaltsort gehabt haben.
Vor uns breiten sich einige Terrassen aus, die mit gelbem Gras bedeckt und von alten Inkamauern gestützt sind. Auf den weitläufigen Flächen, von denen man einen herrlichen Blick auf das umliegende Bergland sowie hinunter in ein Tal mit kleinem Bächlein hat, sind stellenweise von Kartoffeln bedeckt, die hier zum Gefriertrocknen ausgelegt sind.
Dazu werden sie der Kälte bis -10 Grad ausgesetzt, zwischendurch mit nackten Füßen gepresst, um die Flüssigkeit zu entziehen und nach einiger Zeit wieder gewässert und nochmals getrocknet. Eine mühseliger Vorgang und auch die Erdäpfel sehen ganz verhuntzelt und mitgenommen aus. Dafür halten die Knollen so mehrere Jahre lang, wenn sie auch geschmacklich nur mehr recht wenig mit unseren Erdäpfeln gemein haben.
Wir schlendern ein wenig auf den goldgelben Terrassen umher und vor allem Alexander genießt die Weite und Ruhe des Ortes. Vis-a-vis an den Hängen weiden Alpacas und der Wind raschelt in den allgegenwärtigen Eukalyptusbäumen. Was für eine friedvolle Stätte!
ehemaliges königliches Landgut des Inkas Tupac Inka Yupanqui |
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Chinchero Kirche |
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Carlos lässt uns sozusagen von der Leine, sodass wir ein wenig alleine herumstreunen können. Ruinen anschauen und durchs Dorf und um 11:00 treffen wir uns dann bei der Kirche, die wir gemeinsam ansehen wollen.
Sie ist jeden Sonntag geöffnet und ein Pfarrer kommt und hält eine Messe in Quechua für die Einheimischen. Während dieser mag er aber keine knipsenden Touristen, was wir natürlich vollkommen verstehen.
Wir gehen durch die steilen Gassen von Chinchero und bewundern die Adobe-Häuser. Manche sind sehr sauber, hübsch verziert und ihr Dachfirst ist mit den typischen Stieren geschmückt, welche das Haus vor bösen Geistern beschützen. Andere wiederum sind ziemlich verfallen und wir können kaum glauben, dass hier noch jemand wohnt.
Es ist recht still und nur wenige Leute sind zu sehen, da alles was laufen kann bei der Messe ist. Eine alte Frau trägt etwas in ihrem Tuch auf dem Rücken und dort und da sind kleine Kinder zu sehen.
Chinchero kleiner Bub |
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In der Nähe der Kirche haben einige Einheimische selbst gefertigte Waren auf Tüchern ausgebreitet. Gestrickte Hauben, Schals und Handschuhe gibt es, gewebte Teppiche und Taschen. Uns gefallen besonders Kalebassen, die dicht mit geschnitzten Motiven bedeckt und teilweise mit Pflanzenfarben gefärbt sind.
Wir bleiben stehen und schauen uns die Stücke an. Der Schnitzer ist ein Mann mittleren Alters, mit dem wir uns in wenigen Brocken Spanisch und Englisch sowie ganz viel mit Händen und Füßen unterhalten.
Er zeigt uns, wie er die Kalebassen verziert und erklärt uns die Bedeutung der Symbole. Es ist das Universum der Quechua, das er hier darstellt mit Himmel, Sonne, Mond und Sternbildern, mit der fruchtbaren Erde und Tieren.
Wir sind beeindruckt und kaufen eines seiner Kunststücke. Er scheint sich ehrlich darüber zu freuen, lässt sich bereitwillig fotografieren und bedankt sich mit Handschlag und guten Wünschen für unsere weitere Reise. Was für eine nette Begegnung!
Chinchero |
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Vor der Kirche treffen wir mit unseren Mitreisenden wieder zusammen. Die Messe scheint heute länger zu dauern und so erklärt Carlos uns schon herausen, was wir im Inneren sehen werden. Drinnen sollen wir dann bitte still sein und möglichst nicht stören.
Das Gotteshaus ist ebenfalls aus Adobe-Ziegeln im Kolonialstil errichtet und stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert. Es wurde auf den Fundamenten eines Inkatempels oder -palastes erbaut. Wände und vor allem die Decke sind mit kunstvollen, farbenprächtigen floralen und religiösen Ornamenten bedeckt.
Was wir ebenfalls zu sehen bekommen sind Heiligenfiguren, welche fast wie Puppen mit Schürzen, Kleidern und Umhängen aus schönen Stoffen bedeckt sind. Für die Einheimischen ist es eine große Ehre und meist auch ein finanzielles Opfer, die Heiligen einzukleiden. Besonders skurril mutet ein Gemälde von Christus am Kreuz an, dem eine samtene Schürze aufgetuckert wurde. Andere Länder, andere Sitten.
Die Kirche ist gerammelt voll und es kommen immer noch Einheimische in ihrem schönsten und zumeist auch einzigen Sonntagsgewand, die Hände voll selbst gepflückter Blumensträuße als Geschenk für die Muttergottes oder Jesus Christus. Leise setzen wir uns in die letzte Bank und sehen der Andacht zu und uns in dem leider recht dunklen Inneren um.
Chinchero Markt |
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Fotografieren ist hier nicht nur verboten sondern wegen der schlechten Lichtverhältnisse gar nicht möglich, sodass wir nur die Stimmung in uns aufnehmen und ebenso leise wieder die Messe verlassen.
Hinunter geht es nun zum Markt, der schon voll im Gange ist. Nach der Inka-Mythologie ist Chinchero der Geburtsort des Regenbogens und beim Anblick des bunten Treibens und der Vielfalt an Farben, schenkt man der alten Sage gerne Glauben.
Neben vielen Souvenirs gibt es auch Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen. Wir sehen viele interessante Gesichter, in denen das Leben spannende Linien gezeichnet hat.
Karin ist wieder einmal auf der Suche nach Chilisamen zum Mitnehmen und wird bei einer Kräuterfrau fündig. Erstanden werden Aji, die orange, länglich und pikant sind, sowie Rocoto. Letztere sind kleiner, rund und laut Carlos „megascharf”.
Chinchero Markt |
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Chinchero Markt |
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Was es hier nicht alles zu kaufen gibt! Farbpigmente, Popcorn in allen nur erdenklichen Formen, Maisbier normal und mit Waldbeeren, was ihm eine rote Farbe gibt. Bei Einheimischen ist dieses schwach alkoholische Getränk äußerst beliebt, wir Europäer sollten es jedoch lieber nicht trinken. Da es durch Kauen und Spucken „veredelt” wird, sind die hygienischen Umstände für uns völlig unverträglich und wahrscheinlich würde es uns auch gar nicht schmecken.
Immer wieder laufen wir zwischen den Ständen unseren Mitreisenden über den Weg und bewundern die Einkäufe, welche teilweise sehr brav getätigt wurden. Annelore hat viele nette Kleinigkeiten für die Enkerln erstanden und Ute einen orangefarbenen Wollschal.
Beim Handeln hat ihr der Scherz, dass der Schal ja wegen seiner großen Maschen hauptsächlich aus Luft bestünde und daher kaum etwas kosten dürfe zwar ein großes Lächeln aber leider nur einen kleinen Rabatt eingebracht. Lustig ist das Argument aber jedenfalls.
Nach dem ausgiebigen Besuch des Marktes finden sich schließlich alle wieder am Parkplatz ein und wir klettern samt Errungenschaften in unseren Bus. Kalebassen, Taschen, Handschuhe und Mützen werden aus Plastiksackerln geholt, hergezeigt und vorgeführt und von allen ausgiebig betrachtet und kommentiert. So ein kleiner Kaufrausch trägt schon zur Unterhaltung bei.
Chinchero Markt |
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Zurück in Cusco steigen wir am Franziskanerplatz aus und gehen bis auf wenige Ausnahmen gemeinsam zum Mittagessen zu Pucara. Auch Carlos begleitet uns heute, da es nach der Mittagspause mit Programm weitergeht und sein Zuhause zu weit außerhalb liegt, um schnell zum Essen hinzufahren.
Wir teilen uns eine Sopa di Ajo, eine Knoblauchsuppe mit verlorenem Ei und danach eine Papa Rellena. Letzteres ist ein zerstampfter Erdapfel, überbacken und mit Faschiertem, Ei, Olive und Gewürzen gefüllt. Als Nachspeise gibt es nochmal den köstlichen Schokokuchen und einen Kaffee contardo (ein Kurzer), der uns viel besser schmeckt, als der doch etwas lasche Expresso gestern. Dazu noch zwei Bier und wir sind satt und glücklich. Mmmmmh!
Eigentlich würden wir in der restlichen Zeit, die uns noch bleibt, bevor wir unser Programm mit einem weiteren Ausflug fortsetzen, gerne auf den Turm von La Compania de Jesus steigen und von dort auf die Plaza de Armas runterschauen, aber es dauert leider etwas länger, bis die Rechnung kommt und so bleibt nur eine kleine Runde durch den Park und schon geht es wieder weiter.
Tambo Machay |
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Tambo Machay |
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Hoch hinauf bringt uns unser Bus auch diesmal wieder, denn unser Ziel liegt auf 3.700 Metern. Tambo Machay heißt der Ort und ist ein Wasserheiligtum aus der Inka-Zeit. Aus steinernen Kanälen ergießt sich sauberes Trinkwasser auf 4 Terrassen. Die Quelle, welche die Kanäle speist, wurde bis heute nicht gefunden.
Eine Legende besagt, dass wer vom rechten Wasserlauf trinkt, jünger wird. Trinkt man links, so bekommt man Zwillinge und der mittlere Wasserlauf spendet Segen. Na dann schnell hin und süffeln - nur den linken Wasserlauf lassen wir lieber aus!
Zwar wird Tambo Machay „Bad der Inka” genannt, jedoch vermutet man, dass es sich hier weniger um einen Badeplatz als um einen Waschplatz für Mumien gehandelt hat. In der Kälte der Anden kann man nicht nur Kartoffel gefriertrocknen sondern auch die sterblichen Überreste seiner Familienmitglieder.
Tambo Machay |
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Dass in Lateinamerika das Verhältnis zum Tod ein anderes als bei uns in Europa ist, haben wir ja bereits erfahren. Auch in der Kultur der Inka ist dieses Anderssein verankert, denn damals war es durchaus üblich, die „Ahnengalerie” in Form von Mumien auszustellen und diese bei besonderen Gelegenheiten auch mal auf einem Umzug herumzutragen. Das Ahnderl ist immer dabei!
Während wir Carlos Erzählungen lauschen und vom Jungbrunnen der Inka trinken, verkaufen Bewohner aus dem Nebendorf ihre Souvenirs - oder versuchen es zumindest. Eine Frau mit Lama klettert an den steilen Hängen und schneidet Itchu-Gras als Futter. Auch Cuys, also Meerschweinchen, hat sie zu Hause, die gerne von dem harten Grünzeug naschen.
Weitere Verwendung findet das Gestrüpp als Basis für Seile und als Klebstoff für Adobe-Ziegel. Eine nicht nur genügsame sondern auch sehr vielseitige Pflanze, dieses Itchu-Gras.
Puka Pukara |
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Wir wandern weiter zu Puka Pukara, der roten Festung, die in Sichtweite von Tambomachay liegt. Zu sehen sind immer noch die Grundmauern der ehemaligen Festung sowie von Vorratskammern und Speichern.
Doch nicht nur als Festung soll Puka Pukara gedient haben, sondern auch als Jagdschloss und als Raststation für müde Stafettenläufer, welche Nachrichten oder Waren für den Inka von weit her im Laufschritt transportiert haben. Den Inkapfad, den die Läufer benutzt haben, kann man immer noch als dünne Linie auf den gegenüberliegenden Hängen erkennen.
Was Puka Pukara heute vor allem bietet ist eine grandiose Aussicht, in deren Genuss auch wir kommen. Sonne und Wolken wechseln einander in rascher Folge ab und werfen ein Netz aus bizarren Schatten über das Andenpanorama.
Etwas weiter unterhalb der roten Festung gibt es eine weitere Sehenswürdigkeit, zu der wir in wenigen Minuten mit dem Bus gelangen.
Q'enqo |
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Q'enqo |
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Q'enqo ist nicht für seine Schönheit bekannt, dafür ist es eine umso interessantere Stätte. Wie bei den meisten Ruinen oder Ausgrabungen der Inkazeit ist man auch bei Q'enqo nicht ganz sicher, was es einmal gewesen ist.
Q'enqo bedeutet auf Quechua „das Gewundene” und weist wohl auf den sich windenden Pfad hin, der durch Steinruinen und Höhlen führt. Es ist anzunehmen, dass es sich um einen Ort handelt, der mit dem Totenkult in Zusammenhang steht und in den Nischen und auf den Sitzen, welche in den Höhlen ausgearbeitet sind, zu den Riten Mumien aufgestellt wurden.
Am Eingang der Höhlen findet sich ein großer, behauener Steinblock, der einem Puma ähnelt. Hier sollen sich die Verstorbenen von der Oberwelt abgemeldet haben, bevor sie ins Reich der Toten eingetreten sind. Auch einige Kanäle und Rinnen gibt es, in welchen wahrscheinlich Blut oder andere Flüssigkeiten geopfert und in das Innere der Höhlen geleitet wurden.
Was auch immer Q'enqo einmal gewesen sein mag, es überkommt einen jedenfalls ein leicht eigenartiges Gefühl, während man durch die Höhlen geht und sich entlang des gewundenen Pfades bewegt.
Sacsayhuaman |
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Sacsayhuaman |
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Als nächstes bringt uns unser Bus nun zum Herzstück des archeologischen Parkes von Sacsayhuaman, nämlich dem riesehnhaften Komplex selbst. Tonnenschwere, gigantische Steinblöcke, von denen man bis heute nicht weiß, wie sie eigentlich hierher transportiert wurden, bilden 3 monumentale Ringmauern.
Unter dem 10. Inka Tupac Yupanki wurde im 15. Jahrhundert mit dem Bau des gigantischen Bauwerks begonnen. Angeblich haben zwischen 20.000 und 40.000 Menschen 70 Jahre lang an seiner Fertigstellung gearbeitet. Wahrscheinlich hatte der Komplex zunächst eine eher religöse denn eine weltliche Bedeutung.
Den Spaniern diente Sacsayhuaman nach deren Sieg über Manco Inka nur mehr als Steinbruch. Doch sie konnten nur die kleineren Steine benutzen, die großen waren ihnen viel zu schwer für einen Transport.
Heute wird in den Ruinen von Sacsayhuaman jedes Jahr am 24. Juni das Init Raymi gefeiert. Das Fest sollte eigentlich am 21. Juni, der Wintersonnenwende stattfinden, doch die Spanier versuchten mit dem Tag von Johannes dem Täufer einen Ersatzfeiertag einzuführen. Wurde das Datum von der indigenen Bevölkerung auch angenommen, so ist es doch der Sonnengott Inti, der nun vom 21. bis zum 24. gefeiert wird und kein katholischer Heiliger.
Carlos macht uns nochmal darauf aufmerksam, dass der ursprüngliche Platz für das Inti Raymi, den Tag, an dem die Sonne angebunden wird, die Coricancha mitten in Cusco ist. Was heute als Sonnenwende hier in Sacsyhuaman zelebriert wird ist ein großes Spektakel in bunter Folklore mit einem kleinen Kern überlieferter Tradition.
Als wir entlang der Festungsmauern marschieren steht die Sonne bereits ganz tief und wirft lange Schatten von uns vor die riesenhaften Steine. Durch das Rumi Punku, einem wuchtigen Steintor, welches in Gefahrenzeiten mit einem schweren Steinbrocken verschlossen werden konnte, folgen wir dem Pfad nach oben zu einer Plattform mit tollem Ausblick auf Cusco und das dahinterliegende Gebirgspanorama.
Es ist fast 17:00 und somit ganz kurz vor Hartmuts Geburtsstunde. Wir haben etwas hochprozentiges zum Anstoßen mit und eine kleine Überraschung. Auch ein Ständchen wollen wir singen, aber es dauert noch ein klein wenig.
Rita wendet sich an Carlos mit der Bitte, doch noch ein bisschen etwas zu erzählen, damit wir die Zeit totschlagen und hier auf dem Platz feiern können. Das läßt Carlos sich nicht zweimal sagen. Er erzählt uns, was man denn da unten in Cusco sieht - Plaza de Armas, Kirche, Kathedrale, wo wir nicht schon überall waren.
Dann geht es weiter zu den Bergen: „Schaut, seht Ihr die Berge dort?” Alle bejahen. „Und hinter diesen Bergen … sind noch mehr Berge!” Wir brechen in schallendes Gelächter aus.
Ein paar Sekunden bleiben noch, aber egal - Tequila eingeschenkt und losgebrüllt. Happy Birthday, Hartmut!
Sacsayhuaman |
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Sacsayhuaman |
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Beim Verlassen von Sacsayhuaman zeigt uns Carlos die vierte Ringmauer, die gerade erst gefunden wurde und erst zum Teil ausgegraben ist. Wer weiß, wieviele Mauern hier noch unter der Erde sind.
Übrigens lernen wir auch noch eine gute Eselsbrücke kennen, mit der wir uns den Namen dieser Inkastätte merken können: Sexy Woman - nur eben ein bisschen anders.
Der Bus bringt uns in der bereits einsetzenden Abenddämmerung zurück in unser Hotel. Dort machen wir uns ein wenig frisch und gehen dann in einer Teilgruppe zum gemeinsamen Abendessen. Im Restaurant Tunupa hat Carlos für uns einen Tisch reserviert, diesmal auf „Aventoura” und nicht auf Ron Milla, wie wir doch eigentlich heißen.
Cusco, Plaza de Armas, in der Nacht |
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Cusco, Plaza de Armas, in der Nacht |
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Im Tunupa wird neben einem ausgezeichneten Buffet auch noch Folklore geboten. Letzteres ist nicht so ganz unsere Sache und so siedeln wir schnell um und genießen den Abend statt mit Ausblick auf tanzende Indios mit Blick auf die stimmungsvoll beleuchtete Plaza de Armas.
Wie die Hühner am Sprießerl sitzen wir aufgereiht und reichen Getränke und Besteck in der Kette durch und genießen das „Life Fernsehen” auf den Hauptplatz. Das Essen ist hervorragend und abwechslungsreich - vor allem das Alpaca Carpaccio und die Sushi finden großen Anklang - und die Gesellschaft gewohnt nett und lustig.
Nach mehreren Runden Vor-, Haupt- und Nachspeisen verlassen wir satt und zufrieden das Tunupa und sind froh, nicht weit in unser Bett zu haben. Das Zimmer haben wir vorgeheizt und so schlafen wir auch schon in der wohligen Wärme ein, kaum dass wir unter die Decken geschlüfpft sind. Gute Nacht auf einen neuen, aufregenden morgigen Tag.